Kopenhagen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den Eindruck zurückgewiesen, sein Land stehe finanziell am Abgrund. "Frankreich ist ein solides Land mit einer starken Bonität, das sehr gute Steuereinnahmen erzielt und über eine Infrastruktur verfügt, in die in den letzten Jahren viel mehr investiert wurde als in Deutschland", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" am Mittwoch.
Nach dem Sturz der Regierung von Premierminister François Bayrou am 8. September in einer Vertrauensabstimmung hatte Macron bereits einen Tag später Sébastien Lecornu zum neuen Premierminister ernannt. Dieser arbeitet an einer Übereinkunft über die Haushaltsplanung. Macron äußerte sich optimistisch, dass dies gelingen werde. "Die Deutschen, die dies lesen, können also beruhigt sein", sagte er. Derzeit brauche man mit der Regierungsbildung länger als die Deutschen, um sich zu einigen, "weil Kompromisse lange nicht Teil unserer politischen Kultur waren".
Verantwortung für das Erstarken der extremen Rechten in Frankreich wies er zurück. "Man sagt mir oft, dass das meine Schuld sei. Aber diese Dreiteilung der politischen Landschaft gibt es überall in Europa." Wenn der Mitte-Block das Land voranbringen wolle, müsse man sich einigen. "Genau das geschieht derzeit. Im französischen System ist dies weniger selbstverständlich", sagte Macron.
Der französische Präsident soll am Freitag als Ehrenredner bei einem Festakt zum Tag der deutschen Einheit in Saarbrücken auftreten und mit der Ehrendoktorwürde der Universität des Saarlandes ausgezeichnet werden. Er ist erst der zweite französische Präsident, dem diese Ehre zu Teil wird. Im Jahr 2000 hatte Präsident Jacques Chirac in Dresden zum Tag der deutschen Einheit gesprochen.
Macron verwies auf die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft. Diese müsse "ständig neu erfunden werden", sagte er. "Diejenigen, die glauben, dass sie Routine ist, irren sich."
Macron verteidigt Frankreichs Wirtschaftskraft
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den Eindruck zurückgewiesen, sein Land stehe finanziell am Abgrund.
Emmanuel Macron am 01.10.2025 | Foto: via dts Nachrichtenagentur