Berlin. Die Mehrheit der Frauen in Deutschland leidet unter Menstruationsschmerzen.
Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Erhebung von Forsa für den AOK-Bundesverband sind zwei Drittel der menstruierenden Frauen (67 Prozent) im Alter von 14 bis 50 Jahren davon betroffen, fast ein Drittel (28 Prozent) von ihnen sogar so stark, dass sie in jedem Zyklus Schmerzmittel einnehmen. 18 Prozent der Betroffenen gaben an, sich in den letzten zwölf Monaten aufgrund der Schmerzen mindestens einmal krankgemeldet zu haben.
Starke Menstruationsbeschwerden, Schmerzen im Unterleib mit Ausstrahlung in den Rücken sowie beim Geschlechtsverkehr, Magen-Darm-Beschwerden und Erschöpfung können auf Endometriose hinweisen. Dabei siedelt sich gebärmutterschleimhautartiges Gewebe außerhalb der Gebärmutter an. In der Umfrage konnten dies nur 20 Prozent in der Gesamtbevölkerung ohne vorgegebene Antwortmöglichkeiten als mögliche Ursache nennen. 71 Prozent fiel gar kein Grund für starke Regelschmerzen ein: Bei den Frauen sind es 54 Prozent, bei Männern 89 Prozent.
"Die Umfrage zeigt, dass es viel Unwissenheit und Unverständnis in der Gesellschaft beim Thema Menstruationsschmerzen gibt", sagte die AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann. "Dass mehr als jeder dritte der befragten Männer und Frauen denkt, dass Menstruierende `da einfach durch müssen` und 28 Prozent der Frauen selbst starke Schmerzen für normal halten, zeigt, dass dieses Thema in der Öffentlichkeit viel stärker adressiert werden muss." Leichte Beschwerden könnten natürlich normal sein, aber ausgeprägte Schmerzen seien keine Lappalie und dürften nicht heruntergespielt oder tabuisiert werden.
Diese Forderung unterstützt auch die Mehrheit der Frauen: 66 Prozent würden es begrüßen, wenn das Thema eine größere Aufmerksamkeit bekäme. Insgesamt 41 Prozent der von Schmerzen Betroffenen gaben an, sich schon einmal unwohl dabei gefühlt zu haben, über ihre Beschwerden zu sprechen.
Um den Wissensstand in der Bevölkerung zu möglichen Ursachen von starken Menstruationsschmerzen zu ermitteln, sollten die Befragten ohne vorgegebene Kategorien antworten. Die Mehrheit der Männer und Frauen in allen Altersgruppen konnte keinen Grund nennen. Am häufigsten wurde noch Endometriose aufgezählt, von 33 Prozent der Frauen und sechs Prozent der Männer. Weitere mögliche Ursachen wie Myome (gutartige Wucherungen, die aus Muskelzellen und Bindegewebe bestehen und sich in oder an der Gebärmutter befinden können) und die Kupferspirale wurden kaum erwähnt.
Über den eher geringen Kenntnisstand sind sich gerade junge Frauen bewusst: 46 Prozent der 14- bis 29-Jährigen gaben an, sich nicht gut über Menstruationsschmerzen aufgeklärt zu fühlen. 44 Prozent der von Regelschmerzen betroffenen 14- bis 29-Jährigen sagten zudem, dass die Schmerzen sie belasten, sie aber nicht wissen, wie sie die Situation verbessern können.
"Diese Wissenslücken tragen mit dazu bei, dass Betroffene nicht die nötige Hilfe erhalten", so Reimann. "So war auch 27 Prozent der befragten Frauen, die schon einmal von Endometriose gehört haben, nicht bewusst, dass diese unbehandelt zu Unfruchtbarkeit führen kann." Wer ausgeprägte Beschwerden habe, sollte diese auf keinen Fall einfach hinnehmen oder dauerhaft im Alleingang mit Schmerzmitteln bekämpfen, sondern sich ärztlichen Rat suchen.
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