"Mein letzter Wunsch" - Eine rührende Katzengeschichte aus dem Hospiz

Plötzlich im Hospiz - was geschieht mit Katze "Hexe"? Gerda Fischer erzählt eine Geschichte voller Dankbarkeit über die Arbeit der Hospizschwestern, die ihrer geliebten Katze eine neue Bleibe vermittelten.

von


Von links nach rechts: Hospiz-Krankenschewster Silke Tobien, Schwiegertochter Regina Laukamp und Gerda Fischer, die ein Foto ihrer Katze Hexe hält.
Von links nach rechts: Hospiz-Krankenschewster Silke Tobien, Schwiegertochter Regina Laukamp und Gerda Fischer, die ein Foto ihrer Katze Hexe hält. | Foto: Rudolf Karliczek

Salzgitter. Lebensfreude, Liebe und Zuneigung. Das sind nicht unbedingt die Dinge, die man mit einem vermeintlich so finsteren Ort wie einem Hospiz verbindet. So schildert es aber Gerda Fischer. Die 85-Jährige liegt im Hospiz in Salzgitter. regionalHeute.de erzählte sie die Geschichte über die letzten Tage mit ihrer kleinen schwarzen Katze "Hexe", die dank des aufopferungsvollen Einsatzes des Hospizpersonals nun eine Bleibe gefunden habe. Fischer hat einen Herzenswunsch: Sie will ihre Dankbarkeit öffentlich machen.


Fischer lebte noch bis vor kurzem in ihrer Wohnung in Peine mit ihrer Katze Hexe. Wie sie dort liegt, in ihrem Bett im Hospiz in Salzgitter Bad, macht die Seniorin einen aufgeräumten Eindruck. Gesprächig, lustig und herzlich. In ihr tobt jedoch der Krebs. 2005 erhielt sie die Diagnose Brustkrebs. Nach Hautkrebs eigentlich die Krebsform mit den besten Überlebenschancen, die mit einer "einseitigen Mastektomie", also eine Amputation der betroffenen Brust behandelt wird. Doch der Krebs hat gestreut, Knochen und Leber befallen. Wie lange sie noch leben wird? "Das steht in den Sternen", antwortet Fischer. Die 85-Jährige wird palliativ versorgt. Was das heißt, erklärt Schwiegertochter Regina Laukamp: "Es wird nicht mehr gekämpft. Es wird noch Schmerzlinderung betrieben. Medikamentös wird der Krebs nicht weiter behandelt." "Ich kämpfe noch!", entgegnet Fischer resolut und lobt die Arbeit der Hospizmitarbeiter. "Ich werde täglich gefragt, ob ich mir was wünsche, ob es mir gut geht. Ganz einwandfrei!"

Hexe war einfach da


1936 wurde Fischer in Hannover geboren. Ihre Eltern, so erzählt sie, wurden ausgebombt. Sie zogen dann nach Dungelbeck im Landkreis Peine. "Meine Familie ist jetzt, ich spreche jetzt mal zuerst von mir, dann von meinem Sohn und meiner Schwiegertochter. Dann hab ich noch eine Enkeltochter. Alle anderen Verwandten sind nicht mehr unter uns", zählt Fischer auf. Seit dem 8. Dezember liege sie nun im Hospiz. Zuvor lebte sie noch im eigenen Haushalt und pflegte eine innige Beziehung zu ihrer Katze. Insbesondere, seit ihr Mann am 27. Mai verstorben ist. Sie habe schon immer Katzen gehabt, erzählt die 85-Jährige. Doch das Rad der Zeit dreht sich und auch Katzen habe nur sieben Leben. "Eigentlich wollten wir keine mehr, weil wir schon alt waren. Aber diese Katze ist uns zugelaufen - wir hatten einen Kleingarten und da war sie plötzlich. Wir konnten sie nicht abschieben, wir konnten sie nur behalten." Allein der Gedanke daran zaubert ihr ein Lächeln ins Gesicht. Wo Hexe jetzt ist, hat Fischer aufgeschrieben. Sie überreicht uns zwei Zettel in feiner, geschwungener Handschrift. Die Geschichte trägt den Titel "Ein Wunder der Liebe".

Ein Wunder der Liebe


"Ich bin sehr krank und lebe allein in meiner Wohnung mit meiner Katze Hexe. Der Tag kommt näher, ich breche zusammen, komme in ein Krankenhaus - sieht sehr schlecht mit mir aus. Ich werde aber munterer, komme nach Salzgitter ins Hospiz und erhole mich gut. Die Schwestern im Hospiz befragen mich, wie es mir geht. Ich erzähle über meine Sorgen mit Hexe, dass ich keine Bleibe habe für Hexe. Meine Frage an die Schwestern: Haben sie keine Bekannten, die eine Katze haben möchten und mögen?

Die ganze Schwesternschar kümmerte sich um Hexe und über mich kam eine große Ruhe. Ich war mit meinen Sorgen in guten Händen. Dann tat sich der Himmel auf. Die Schwestern sagten, eventuell tut sich da etwas. Es schwebt in den Wolken. Dann kam die Nachricht: Hexe hat ein neues Zuhause. So viel Liebe von den Schwestern aus dem Hospiz Salzgitter. Ich war voller Glück.

Nochmals vielen Dank an die Bediensteten, Danke, Danke. Es ist eine Geschichte der Liebe und Zuneigung zum Weihnachtsfest."

"Das ist mein letzter Wunsch"


Hexe ist jetzt in Hildesheim. "Die Dame hat schon eine Katze und sie freut sich, dass sie jetzt eine zweite hat. Sie ist da gut aufgehoben. Gestern Abend hat sie noch angerufen - dass sie sich bedankt und dass sie sich freut und dass sie sie nicht wieder hergeben will. Der Abschiedsschmerz sitzt noch tief. Aber es ist schön, dass sie jetzt unter lieben Menschen ist", so Fischer abschließend. Als wir das Zimmer verlassen, sagt sie noch: "Bitte tragen Sie die Geschichte in die Welt, das ist mein letzter Wunsch".


mehr News aus der Region


Themen zu diesem Artikel


Tiere Katze