Metall- und Elektroindustrie: Azubis sollen deutlich mehr Geld bekommen

Die IG Metall spricht sich für eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen aus. Dies soll ein klares Zeichen setzen.

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Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Region. Die IG Metall hat ihre Forderungen für die Tarifrunde 2024 formuliert: Neben einer tabellenwirksamen Entgelterhöhung von 7 Prozent für die kommenden 12 Monate steht auch eine Jugendforderung im Vordergrund: Die Ausbildungsvergütungen sollen überproportional um 170 Euro angehoben werden. Mit dieser Forderung setzt die Gewerkschaft ein deutliches Signal zur Stärkung der jungen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie und zur Erhöhung der Attraktivität der Ausbildungsberufe. Dies geht aus einer Pressemitteilung hervor.



Jan Wichmann, Vorsitzender der Jugend- und Auszubildendenvertretung bei Sartorius in Göttingen, betont: „Die Lebenshaltungskosten haben in den vergangenen Jahren eine markante Steigerung erfahren, was insbesondere junge Menschen hart trifft. Eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro ist nicht nur gerechtfertigt, sondern auch zwingend erforderlich, um den Auszubildenden ein adäquates Leben zu ermöglichen. Viele von uns sind gezwungen, neben der Ausbildung einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, um finanziell über die Runden zu kommen. Dies darf keinesfalls der Normalzustand sein.“ Dies führe zu einer erheblichen Doppelbelastung und mindere die Qualität ihrer Ausbildung. Eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 170 Euro monatlich würde den finanziellen Druck mindern und es den Auszubildenden ermöglichen, sich vollständig auf ihre berufliche Entwicklung zu konzentrieren. "Dies ist nicht nur fair, sondern auch notwendig, um die zukünftigen Fachkräfte optimal zu fördern", so die IG Metall.

Die vergangenen Jahre seien geprägt gewesen von einer signifikanten Erhöhung der Lebenshaltungskosten, die besonders junge Menschen und Auszubildende stark trifft. Der Metaller unterstreicht, dass die Kosten für Miete, Lebensmittel und Transport exorbitant gestiegen sind. „Eine angemessene Ausbildungsvergütung ist essenziell, um die alltäglichen Ausgaben decken zu können. Die geforderten 170 Euro mehr im Monat würden den Azubis ermöglichen, sich uneingeschränkt auf ihre Ausbildung zu konzentrieren, anstatt sich um ihre finanzielle Situation sorgen zu müssen“, so Wichmann.

Sebastian Vogel, Jugendvertreter bei VW Osnabrück, sagt: „Wir benötigen mehr finanzielle Sicherheit, um uns vollkommenauf unsere Ausbildung fokussieren zu können. Die Erhöhung der Vergütung ist nicht nur eine Frage der Fairness, sondern auch eine Investition in die Zukunft. Gut ausgebildete Fachkräfte bilden das Rückgrat unserer Industrie. Wenn die Arbeitgeber weiterhin über Fachkräftemangel klagen, müssen sie jetzt handeln und die Ausbildungsbedingungen optimieren.“

Fachkräftemangel begegnen


Deutschland stehe vor einem demografischen Wandel, der den Fachkräftemangel weiter verschärft. Zahlreiche Unternehmen berichteten bereits von Schwierigkeiten, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Die Attraktivität der Ausbildungsberufe müsse daher gesteigert werden, um mehr junge Menschen für diese Berufe zu gewinnen. Eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro sende ein klares Signal: "Ausbildung in der Metall- und Elektroindustrie ist attraktiv und bietet eine solide finanzielle Grundlage". Dies motiviere junge Menschen, sich für eine Ausbildung zu entscheiden und langfristig in der Branche zu bleiben. Die Unternehmen profitierten von gut ausgebildeten, motivierten Fachkräften, die ihre Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen und weiterentwickeln können.

Johanna Mittmann, stellvertretende Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung bei thyssenkrupp Dynamic Components in Ilsenburg, ergänzt: „Die zusätzlichen 170 Euro pro Monat wären ein erheblicher Gewinn für jeden Auszubildenden und jede Auszubildende. Viele junge Leute überlegen sich zweimal, ob sie eine Ausbildung beginnen sollen, weil diese finanziell einfach nicht attraktiv genug ist. Mit dieser Erhöhung könnten wir einen bedeutenden Beitrag dazu leisten, mehr junge Menschen für eine Ausbildung in der Metall- und Elektroindustrie zu gewinnen und somit langfristig den Fachkräftemangel zu bekämpfen.“

Die Ausbildungslandschaft habe sich in den letzten Jahren stark verändert. „Eine angemessene Vergütung ist notwendig, damit sich die Auszubildenden auf ihre Ausbildung konzentrieren können und nicht durch Nebenjobs abgelenkt werden“, erklärt Mittmann. „Die Erhöhung der Ausbildungsvergütung ist daher ein entscheidender Schritt, um die Qualität der Ausbildung zu sichern und den Auszubildenden die nötige finanzielle Sicherheit zu geben.“

Lebenserhalt ist teurer geworden


Die Anforderungen an Auszubildende hätten sich erhöht, sowohl in Bezug auf die theoretische Ausbildung als auch auf die praktischen Fertigkeiten. Gleichzeitig seien die Lebenshaltungskosten gestiegen, was die finanzielle Belastung der Auszubildenden weiter erhöht. Eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 170 Euro monatlich sei daher nicht nur gerechtfertigt, sondern auch dringend notwendig, um die jungen Menschen zu entlasten und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich vollkommen auf ihre Ausbildung zu konzentrieren. Eine solche Verbesserung würde auch dazu beitragen, die hohe Abbruchquote bei Ausbildungen zu reduzieren und die Zufriedenheit der Auszubildenden zu erhöhen.

Dies sei nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch eine Investition in die Zukunft und die Attraktivität der Ausbildungsberufe. Mit dieser Erhöhung könnten die Unternehmen motivierten und gut ausgebildeten Nachwuchs gewinnen und langfristig den Fachkräftemangel bekämpfen. Die Erhöhung der Ausbildungsvergütung stelle sicher, dass die Auszubildenden ihre volle Aufmerksamkeit auf ihre berufliche Entwicklung richten können, was letztlich der gesamten Industrie zugutekommt.

Am 12. September startet die IG Metall im Tarifgebiet Niedersachsen mit dem Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall in die Verhandlungen. Am Folgetag finden die Verhandlungsauftakte in den Tarifgebieten Osnabrück-Emsland-Grafschaft sowie Sachsen-Anhalt statt. Die Friedenspflicht läuft am 28. Oktober 2024 aus, ergo wären am Folgetag Warnstreiks möglich.


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