Berlin. Der Migrationsexperte Gerald Knaus hält Warnungen vor zunehmenden Migrationsbewegungen über die Balkan-Route für einen "PR-Trick" der EU. Die Rhetorik sei ein "Bluff", sagte der Leiter der Europäischen Stabilitätsinitiative in Berlin der "Welt" (Freitagsausgabe). "Die EU schiebt die Verantwortung weg von ihren Mitgliedern, statt die verantwortlichen Mitgliedstaaten zu benennen."
Der Balkan sei "eine Insel in der Europäischen Union", die meisten Migranten, die durch die Region kommen, hätten zuerst einen EU-Staat erreicht und durchquert, vor allem Griechenland. "Zu erhoffen, dass Westbalkan-Staaten mit schlecht bezahlter Polizei ihre Grenzen so sichern, wie es EU-Staaten mit viel mehr Ressourcen nicht schaffen, ist absurd." Knaus forderte, den Blick auf Griechenland und Ungarn zu richten, wo die Ein- und Weiterreise von Migranten nicht rechtsstaatlich kontrolliert werde. "Warum ziehen so viele, die jahrelang in Griechenland waren, weiter in den Norden? Warum sind die Zustände dort auch nach vielen Milliarden aus der EU immer noch so schlecht, dass europäische Gerichte verbieten, Asylsuchende dorthin zurückzuführen?" Dies seien Debatten, die man führen müsse.
"Sie sind aber politisch unangenehmer, als auf den Westbalkan zu zeigen." Knaus äußerte sich wenige Tage vor dem EU-Westbalkan-Gipfel am 6. Dezember, bei dem es auch um Migrationsfragen gehen soll.
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