"Moin Natur" - So wird der Garten Insektenfreundlich

Wer nur einen sterilen Rasen hat, könne noch so viele Insektenhotels anbieten. Die Krabbeltiere würden trotzdem einen Bogen machen.

Gehörnte Mauerbienen an Insektennisthilfe.
Gehörnte Mauerbienen an Insektennisthilfe. | Foto: NABU/Matthias Freter

Region. Der Frühling ist da – und mit ihm zeigen sich Marienkäfer, Hummel, Zitronenfalter und Co., die „einfach dazu gehören“, wie Menschen in immer größerer Zahl sagen. Noch nie sei der Wille etwas für die Krabbeltiere zu tun so groß gewesen. Der Nabu gibt in einer Pressemitteilung Tipps, wie der Insektenschutz im eigenen Garten funktionieren kann.


„Beim NABU stehen die Telefone nicht still, wenn im Vorfrühling die ersten Falter ausbleiben, und die Nachfrage nach Tipps für den Insektenschutz ist ungebrochen groß! Den Menschen ist klar geworden, dass der dramatische Rückgang der Insekten – sowohl an Anzahl als auch an Arten – auch für uns lebensbedrohlich ist, weil die Insekten neben der Bestäubungsleistung für Wild- und Kulturpflanzen Teil der Ökosysteme sind. Ohne Insekten würden viele Pflanzen nicht existieren. Ohne Insekten gäbe es keine Vögel. Keine Säugetiere. Ohne Insekten – keine Menschen!“ Die „Wachrüttelung“ vieler Menschen durch die unterschiedlichen, im Endeffekt allesamt dramatischen Studien zum Insektenrückgang auch in Deutschland führten dazu, „dass immer mehr Gärten, Kleingärten, sogar Balkone und Firmengelände zu kleinen Insektenoasen werden“, freut sich NABU-Mitarbeiter Rüdiger Wohlers.

„Dabei sollte aber kein blinder Aktionismus an den Tag gelegt werden“, warnt der Naturschutzpraktiker. „Es sollte bei allen Maßnahmen zum Insektenschutz im Garten das Prinzip gelten: Einfach, bewährt und leicht zu machen ist besser als kostspielig, exotisch und schwierig!“

Kein Unterschlupf in sterilen Gärten


Deshalb sei es wichtig, im Garten zunächst einmal „Natur zuzulassen“: Eine kleine wilde Ecke mit Wildpflanzen oder ein kleiner Horst aus wilden Stauden könnten unendlich viel Lebensraum bieten für Schmetterlinge, Käfer und viele andere Insekten, als Nahrungs- und Entwicklungsraum, auch als Winterquartier oder Versteck. „Heimische Sträucher und Bäume wie Haselnuss, Weißdorn, Schlehe, Faulbaum, Buche, Wildapfel, Schneeball und andere mehr bieten diese ‚Dienstleistungen‘ ebenso an. Das ist tausendmal wertvoller als exotisches Pflanzenmaterial, mit dem kaum eine heimische Tierart etwas anfangen kann“, so Rüdiger Wohlers. Der Naturschützer weiter: „Wer in seinem Garten nur sterilen Rasen, unbedeckte Rabatten und Kirschlorbeer eine Chance gibt, der kann noch so viele ‚Insektenhotels‘ anbieten – der Garten wird steril bleiben, weil es weder Nahrung noch Entwicklungsmöglichkeiten noch Unterschlupf gibt. Eine Raupe kann nicht am Plastikstab fressen, sie wird dort nie zum bunten Falter werden, und Hummel und Co. werden einen weiten Bogen fliegen“, mahnt Wohlers, den Garten stets als kleines Freiluftlabor für die Natur zu begreifen.


Pflanzen gezielt setzen


Je nach Garten böten sich viele Möglichkeiten: „Warum nicht gezielt Pflanzen an und in Teiche setzen, die für Libellen überlebenswichtig sind? Warum nicht gezielt nachtblühende, nektarreiche Pflanzen setzen, die von Nachtfaltern als willkommenes ‚Buffet‘ aufgesucht werden können? Warum nicht den sterilen Rasen wenigstens auf einer kleinen Fläche zu einer bunt blühenden Wiese werden lassen, in der im Spätsommer dann Heuschrecken ihre Lieder erklingen lassen…?“, muntert der Naturschützer auf, alle Spielarten auszuprobieren. Dies gelte auch für den Bau von Insektenquartieren. „Wenn schon Insektenquartier, dann bitte richtig, und nicht mit ungeeigneten Materialien oder falscher Anbringung oder sogar insektengefährdend – da gibt es einiges zu beachten!“, mahnt er und findet es schade, dass mangels Aufklärung viele Insektenquartiere falsch gebaut werden, etwa durch die Wahl von hohlen Stäben mit viel zu großem Durchmesser oder Stängelenden, an denen sich Wildbienen verletzten können – oder auch durch falsche Anbringung, etwa in Schattenlagen.


„Die Welt der Insekten ist unendlich bunt. Und ebenso interessant und spannend – und das keineswegs nur in der warmen Jahreszeit“, ruft Rüdiger Wohlers auf, sich mit Bienen, Falter, Käfer und Co. zu beschäftigen und aktiv zu werden. „Dafür ist es nie zu spät!“