NABU appelliert: Keine Jungvögel aufnehmen!

Die Jungvögel sind nicht mehr im Nest. Das heißt aber nicht, dass sie verlassen sind.

Jungvögel sollten nich aufgenommen werden, mahnt der NABU.
Jungvögel sollten nich aufgenommen werden, mahnt der NABU. | Foto: NABU/CEWE/Nadine Bettinghausen

Region. Es ist Brutzeit. Aktuell verlassen viele Jungvögel ihre Nester. Die NABU-Regionalgeschäftsstelle Südost-Niedersachsen bittet darum, vermeintlich hilflose Jungvögel nicht unbedacht einzufangen.



„Für die kleinen Vögel ist es in der Regel am besten, wenn man sie an Ort und Stelle in der freien Natur lässt“, erklärt Josefine Beims von der NABU-Regionalgeschäftsstelle Südost-Niedersachsen. „Denn meist hat man es nicht mit verlassenen, verletzten oder geschwächten Tieren zu tun, sondern mit gesunden Vogelkindern, die auch außerhalb des Nests von den Altvögeln versorgt werden, während sie ihre ersten unbeholfenen Flugversuche wagen.“ Nimmt man sie mit, trennt man sie von ihren Eltern.

Jungvögel ins Nest zurücksetzen


„Die Aufzucht von Menschenhand ist nur selten langfristig erfolgreich. Schließlich gilt es den Vogelnachwuchs nicht nur zu füttern, sondern auch zu prägen und zu ‚erziehen‘ – und das kann kein Mensch so wie die Vogeleltern.“ In akuten Gefahrensituationen könne man Jungvögel einige Meter weit umsetzen, etwa von der Straße in den Grünstreifen daneben. Noch nackte Jungvögel sollten möglichst vorsichtig ins Nest zurückgesetzt werden. Die Vögel stören sich - im Gegensatz zu manchen Säugetieren – nicht am menschlichen Geruch. Jungvögel werden daher auch nach dem Umsetzen wieder von den Alttieren angenommen und versorgt.

Kein Hilferuf, sondern Standortlaut


„Viele Vogelarten verlassen ihr Nest bereits, bevor sie fliegen können“, erklärt Beims. Dazu zählen neben typischen Nestflüchtern wie Enten oder Kiebitzen auch einige Singvogelarten, Greifvögel und Eulen, wie der Waldkauz. Im Siedlungsbereich findet man häufig bräunlich gefleckte Jungamseln, die etwa eine Woche vor dem Flüggewerden der Enge des Nestes entfliehen. Sie geben sogenannte ‚Standortlaute‘ von sich, damit die Elternvögel wissen, wo ein hungriger Schnabel auf Fütterung wartet. „Dieses Piepsen interpretieren wir Menschen oft fälschlicherweise als Hilferuf an uns“, so Beims.

„Es stimmt schon, dass ein Teil der Jungen außerhalb des Nestes natürlichen Feinden zum Opfer fällt“, sagt Beims. Diese Verluste sind jedoch evolutionär ‚eingeplant‘: Die Tiere sorgen für viel Nachwuchs, von dem genügend überlebt, um den Bestand zu erhalten. „Problematisch wird es dann, wenn zusätzlich zu den natürlichen Verlusten von uns Menschen verursachte Bestandsrückgänge hinzukommen.“ Umso wichtiger sei es, die Lebensräume zu schützen. „Dazu können wir alle beitragen. Zum Beispiel indem wir Gärten naturnah gestalten, heimische Sträucher pflanzen und beim Einkaufen die regionale ökologische – und somit auch vogelfreundliche –Landwirtschaft unterstützen.“


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