NABU fordert Agrarwende: "Klimakrise wird immer noch nicht ernst genommen"

Der NABU Niedersachsen fordert "echten, nachhaltigen und ehrlichen Klimaschutz", wofür eine Agrarwende längst überfällig sei.

NABU-Vorsitzender: "All dies schreit nach einem: Einer längst überfälligen Agrarwende" (Symbolbild).
NABU-Vorsitzender: "All dies schreit nach einem: Einer längst überfälligen Agrarwende" (Symbolbild). | Foto: Pixabay

Region. Die extreme Trockenheit halte Niedersachsen im Griff: Der April habe bislang erst knapp vier Prozent seines Regensolls abgeliefert – eine Situation, die von Natur und Landwirtschaft viel abfordere. Daher fordert der NABU Niedersachsen von der Landesregierung einen „echten, nachhaltigen und ehrlichen Klimaschutz", der eine Agrarwende unbedingt beinhalte. Davon berichtet der NABU Niedersachsen.


„Höchste Waldbrandgefahr in weiten Teilen des Bundeslandes, brennende Moore westlich der Weser und mickernder Weizen sowie kleine Staubtornados über Äckern, da muss jeder aufwachen“, sagt Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. Auch wenn ein trockener April keinen Klimawandel mache, sieht der Vorsitzende in der immer schnelleren Abfolge der Klimaextreme „geradezu ein Zeichen, dass der galoppierende Klimawandel noch mehr Fahrt aufnimmt und gerade auch in Niedersachsen sein verheerendes Werk fortsetzt – menschengemacht.“ Wenn sich Voraussagen von Meteorologen bewahrheiten, stehe Niedersachsen und ganz Europa ein drittes besonders heißes Jahr in Folge bevor. „Mit schlimmen Auswirkungen: Dies droht dann wieder, zahlreiche Menschenleben zu kosten, das darf nicht ausgeblendet werden“, sagt der NABU-Landesvorsitzende.

Klimwandel fordert Menschenleben?


Daher fordert der NABU Niedersachsen von der Landesregierung einen „echten, nachhaltigen und ehrlichen Klimaschutz, der als Überlebenssicherung von Mensch und Natur absolute Priorität haben muss.“ Der Landesvorsitzende legt den Finger in die Wunde: „In der gegenwärtigen Corona-Krise wurden praktisch über Nacht Milliarden bereitgestellt. Das sei gut und richtig gewesen. Aber: Was ist mit der Klimakrise, die infolge der immer schnelleren Globalisierung eng mit der Pandemie zusammenhängt? Was ist mit der Krise des Artensterbens, des unwiederbringlichen Verschwindens in Jahrmillionen entstandener Arten und des Zusammenbrechens der Ökosysteme? Dafür finden sich im Etat nur Brotsamen. Dies wird nach wie vor nicht ernst genommen.“

Klimakrise nicht ernst genommen


Dr. Buschmann wird deutlich: „Zu konsequentem Klimaschutz gehört neben der erforderlichen Verkehrswende, Energieeinsparung und dem Ersetzen fossiler Energieträger durch erneuerbare Energien auch ganz dringend eine Agrarwende.“ Denn gerade durch den Umbruch von Böden oder die Wandlung von Grünland in Äcker werden große Mengen an klimaschädlichem Kohlendioxid freigesetzt. Und das im Zusammenwirken mit der Massentierhaltung, die für enorme Güllemengen, überdüngte Böden und Grundwasserbelastung ebenso stehe wie für hohe Mengen freigesetzten Methans, das besonders klimaschädigend wirkt. Auch den Export von Agrarprodukten nach China kritisiert der NABU-Vorsitzende.

Längst überfällige Agrarwende


Buschmann sagt: "All dies schreit nach einem: Einer längst überfälligen Agrarwende, denn gerade auch durch diesen ‚Transporttourismus‘ werden Pandemien mit begünstigt.“ Der NABU-Landesvorsitzende mahnt, nicht die Augen zu verschließen, sondern Fördermittel für die Förderung des ökologischen Landbaus sowie Naturschutzmaßnahmen in ausreichender Höhe bereit zu stellen: „Das wäre ein kleiner aber wichtiger Schritt in die Richtung, sowohl den Klimawandel einzudämmen als auch das Artensterben zu begrenzen, bäuerlichen, ökologisch wirtschaftenden Betrieben eine Chance zu geben als auch ein klein wenig dem Transportwahnsinn entgegen zu treten, der Pandemien begünstigt.“ Zudem sieht er in der Landwirtschaft den Bedarf, zu erkennen, dass "manche Funktionsträger" Opfer und Mitverursacher zugleich seien und ein Umdenken dringend erforderlich sei, zum Wohle aller – des Klimas, der Menschen, der Artenvielfalt und der kleinen und mittleren bäuerlichen Betriebe.“ Es sei Zeit für eine wirkliche Agrarwende, unterstreicht der NABU-Landesvorsitzende.