Helmstedt. "Lieber spät als nie!" Nach dieser Devise ließ sich jetzt ein gleichgeschlechtliches Paar nach 60 Jahren auf der Palliativstation des Helmstedter Krankenhaus trauen. Einer der Beiden ist unheilbar krank, und es sei sein größter Wunsch gewesen, seinem Partner noch das Ja-Wort zu geben. Das berichtet das Helios Klinikum in einer Pressemitteilung.
Werner K. und Hans N. haben sich mit sechzehn Jahren während ihrer Lehre zum KFZ-Schlosser kennengelernt. Schnell haben sie gemerkt, dass ihre Gefühle für einander mehr als nur Freundschaft sind. „Eine gleichgeschlechtliche Beziehung war damals nicht immer einfach, aber wir haben immer zusammengehalten und sind durch dick und dünn miteinander gegangen“, sagte der Bräutigam. „Auch, wenn die Umstände nicht perfekt sind, freue ich mich sehr, endlich ‚Ja‘ sagen zu können. Lieber spät als nie! Ich bin sehr aufgeregt“, so der Lebenspartner.
Auch für die Helios St. Marienberg Klinik Helmstedt war es eine Premiere, eine Hochzeit zu organisieren. In nur wenigen Tagen eine Trauung auf die Beine zu stellen war für alle Beteiligten eine Herausforderung. Das Team der Palliativstation funktionierte den Aufenthaltsraum kurzerhand zu einem Standesamt um und dekorierte ihn für das Brautpaar liebevoll mit Blumen und Blütenblättern. Ziel war es, dem Ehepaar ihren Hochzeitstag so schön wie möglich zu gestalten. Die Mitarbeiter standen Spalier beim Einzug in die Räumlichkeiten, mit musikalischer Begleitung von Klavier und Gitarre. Die Standesbeamtin begann die Trauung mit den Worten: „Ich freue mich heute Teil eines so besonderen Tages für Sie zu sein.“ Es war eine bewegende und durchaus tränenreiche Zeremonie für alle, die dabei waren, so die Helios Klinik.
"Keiner weiß, wieviel Zeit den beiden noch bleibt"
„Bei unserem ersten Treffen sagte mir unser Patient, dass es sein größter Wunsch sei, seinen Partner noch heiraten zu können. Keiner weiß, wieviel Zeit den beiden noch bleiben wird. Ich freue mich sehr, ihm diesen Wunsch heute erfüllt zu haben“, erklärt Dr. Christine Germer, ärztliche Leitung der Palliativstation. Auf dieser besonderen Station werden Patienten in einem fortgeschrittenen Stadium einer nicht mehr heilbaren Erkrankung behandelt. Alle Maßnahmen sollen den Schwerstkranken wie einen Mantel „pallium“ schützend umhüllen.
Nach der Trauung rundeten das Klavier und das Einstimmen aller Beteiligten in das gewünschte „Kufsteinlied“ die würdevolle Zeremonie ab. Unter einem Meer von Seifenblasen stieß das frischgebackene Ehepaar mit einem Glas Sekt auf ihre Vermählung an. "Endlich getraut! Was für ein schönes und außergewöhnliches Ereignis für alle Beteiligten", so das Fazit der Helios Klinik.