Nach Corona: Psychotherapie für Kinder und Jugendliche gefordert

Drei von vier Kindern hätten nach der Corona-Pandemie mit psychischen Problemen zu kämpfen. Der Sozialverband Deutschland fordert ein Hilfsangebot.

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Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Gifhorn. Fast drei Viertel der Kinder und Jugendlichen haben psychische Probleme – das zeigten Zahlen der Bundesministerien für Familie und Gesundheit. Grund dafür seien die Belastungen, die während der Corona-Pandemie entstanden sind. Eine ausreichende Versorgung mit Psychotherapeuten fehle für die Betroffenen jedoch - auch in unserer Region. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) fordert deshalb zum morgigen internationalen Tag der Jugend am 12. August eine realistische Bedarfserhebung und einen Ausbau der Angebote.



Die Corona-Pandemie habe insbesondere Kindern und Jugendlichen stark zugesetzt. Homeschooling und Lockdown hätten dafür gesorgt, dass die psychischen Probleme in dieser Altersgruppe zugenommen haben: Sieben von zehn Kindern und Jugendlichen würdem nach wie vor unter psychischem Stress leiden. „Diese Zahlen sind vor allem deshalb erschreckend, weil solche Belastungssituationen in der sensiblen Phase der Pubertät enorme Folgen haben können, wenn sie nicht schnell behandelt werden“, sagt Christine Scholz, Leiterin des Gifhorner SoVD-Sozialberatungszentrums.

Zu wenig Hilfsangebote


Doch genau da liegt laut SoVD das Problem. „Die Angebote an psychischer Behandlung sind überhaupt nicht auf den aktuellen Bedarf abgestimmt. Die letzten Zahlen dazu wurden vor etwa 24 Jahren geschätzt. Seitdem gab es keine Anpassung mehr“, kritisiert Scholz weiter. Es sei also kein Wunder, dass es eine eklatante Unterversorgung und damit enorm lange Wartezeiten gebe. Angesichts der dramatischen Entwicklung müsse der aktuelle Bedarf realistisch erhoben werden.

„Das muss einhergehen mit einem sofortigen Ausbau der psychiatrischen und psychotherapeutischen Angebote für Kinder und Jugendliche“, sagt Scholz. Die Infrastruktur in den Bereichen Gesundheit und Soziales müsse vor Ort stärker ausgebaut werden, um psychosoziale Probleme rechtzeitig zu erkennen. „Hierzu gehören nicht nur Vorsorgeuntersuchungen, sondern vor allem auch entsprechende Unterstützung an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen“, betont Scholz. Werde an dieser Stelle nicht schnell gehandelt, seien Kinder und Jugendliche auch weiterhin die Verlierer der Pandemie. Die individuellen gesundheitlichen Folgen wären enorm.


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