Region. Eine aktuelle Blitzumfrage der IHK Braunschweig unter knapp 100 Unternehmen verdeutlicht, wie schwer die Wirtschaft in der Region Braunschweig durch die Corona-Krise getroffen wurde und wie wichtig weitere Schritte auf dem Weg in eine „neue Normalität“ für die Betriebe sind. Der IHK-Umfrage zufolge sind etwa neun von zehn Unternehmen mit den negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie konfrontiert. Mehr als zwei Drittel der Betriebe registrieren Nachfrageausfälle und rechnen für das Gesamtjahr 2020 mit Umsatzrückgängen – ein großer Teil davon gar mit erheblichen Einbrüchen. So erwartet mehr als jedes dritte Unternehmen Umsatzeinbußen von mehr als 25 Prozent, jedes fünfte Unternehmen gar Umsatzverluste von mehr als 50 Prozent. Dies berichtet die Industrie- und Handelskammer (IHK) Braunschweig.
Ein Fünftel der befragten Betriebe befürchtet, coronabedingt in Liquiditätsengpässe zu geraten – in erster Linie durch Forderungsausfälle auf der Einnahmenseite, aber auch durch die Kürzung von Zahlungszielen und die Zunahme von Zahlungen per Vorkasse auf der Ausgabenseite. Ebenso groß ist der Anteil der Betriebe, die einen kompletten oder weitgehenden Stillstand ihrer Geschäftstätigkeit verkraften mussten oder immer noch müssen. „Betroffene Branchen wie etwa der Handel klagen über eklatant rückläufige Kunden- und Umsatzzahlen, denen keine entsprechend reduzierten Betriebskosten gegenüberstehen. So sind die geschäftlichen Kosten für die Hälfte der Handelsunternehmen kaum oder gar nicht gesunken. Nicht wenige Handelsunternehmen berichten gar von gestiegenen Kosten infolge der einzuhaltenden Hygienevorschriften. In der Summe sieht sich jedes zehnte von der IHK befragte Unternehmen durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie von der Insolvenz bedroht“, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Florian Löbermann.
Kürzungen von Investitionen
Auf die außerordentlich schwierige Lage reagieren die regionalen Betriebe mit flexiblen Anpassungsmaßnahmen. Ein Drittel begegnet der Krise etwa mit verstärkter Rationalisierung und Digitalisierung. Ebenso viele Unternehmen stellen die Geschäfte auf andere Produkte, Kundengruppen oder Absatzmärkte und -wege um. Vor allem in der Industrie ist man bemüht, unterbrochene Lieferketten durch die Suche nach neuen Lieferanten oder durch die Rückverlagerung zuvor ausgelagerter Wertschöpfungsaktivitäten robuster zu gestalten. Um die Liquidität zu erhalten, kürzt jeder dritte Betrieb sein Investitionsbudget. Anpassungen des Personalbestands werden nur als letztes Mittel in Betracht gezogen, da zahlreiche Unternehmen ihre wertvollen Fachkräfte nicht verlieren möchten. So gehen zwei Drittel der Befragten davon aus, dass ihre Beschäftigtenzahl im Wesentlichen unverändert bleibt. Ein knappes Drittel befürchtet jedoch, an einem krisenbedingten Personalabbau nicht vorbeizukommen.
Ihre Hoffnungen setzen die Unternehmen in eine möglichst zügige Rückkehr zur geschäftlichen Normalität. Allerdings hält sich diesbezüglich die Zuversicht in Grenzen. Gut 30 Prozent der Betriebe rechnen mit einem weitgehend normalen Geschäftsbetrieb in der zweiten Jahreshälfte 2020. Ein Viertel geht davon aus, dass dies erst im Verlauf des Jahres 2021 wieder der Fall sein wird. Vielen Unternehmen ist eine entsprechende Einschätzung derzeit aber gar nicht möglich.
Nächste Schritte mit Augenmaß setzen
„Auf dem Wege zur Rückkehr in Richtung der viel zitierten ‚neuen Normalität‘ müssen nun zielstrebig und mit Augenmaß die nächsten Schritte getan werden. Unsere Umfrage zeigt deutlich, dass der regionalen Wirtschaft sonst erheblicher und nicht wiedergutzumachender Schaden droht. Die angekündigten Lockerungen aus dem Stufenplan des Landes Niedersachsen und der gestrigen Bund-Länder-Runde weisen dabei den Weg. Viele Unternehmen können nun erste Schritte in Richtung eines geregelten Geschäftsalltages gehen“, kommentiert Löbermann die Umfrageergebnisse. „Allerdings gibt es nach wie vor Branchen, die nicht wissen, wann sie ihren Geschäftsbetrieb wieder aufnehmen können – etwa die Veranstaltungsdienstleister, die Reiseveranstalter, die Betreiber von Indoor-Sportanlagen und -Freizeiteinrichtungen oder die Inhaber von Bars, Kneipen und Diskotheken. Auch für sie müssen absehbare Öffnungsperspektiven geschaffen werden. Ansonsten werden in diesen Bereichen spätestens ab Juli 2020 weiter erhebliche staatliche Unterstützungsmaßnahmen notwendig werden – wenn man nicht eine massive Insolvenzwelle in Kauf nehmen will.“
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