Neandertaler und Klimawandel: Land fördert Forschung

Die VolkswagenStiftung fördert einen niedersächsischen Forschungsverbund mit 1,6 Millionen Euro.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Pixabay

Braunschweig. Das Land Niedersachsen und die VolkswagenStiftung fördern mit dem "Niedersächsischen Vorab" jedes Jahr herausragende wissenschaftliche Projekte. Jetzt wurde ein besonderer Verbund landesweiter Forschungskompetenzen von Universitäten und Instituten in Braunschweig, Göttingen, Lüneburg, Wilhelmshaven und Hannover ausgewählt, in dem Naturwissenschaft auf Geisteswissenschaft trifft und in neuer Form gebündelt wird. Das geht aus einer entsprechenden Pressemitteilung hervor.



Niedersachsen verfügt über ein besonderes Kulturerbe aus der Eiszeit. Die Fundstellen Schöningen (Helmstedt) und Lehringen (Verden) haben die ältesten erhaltenen, hölzernen Jagdwaffen der Menschheit hervorgebracht, und aus der Einhornhöhle wurde im letzten Sommer ein über 50.000 Jahre alter verzierter Knochen vorgestellt, der einen entscheidenden Baustein zum Verständnis der kulturellen Fähigkeiten des Neandertalers liefert. Diese international bedeutenden Fundstellen sind zugleich hervorragende Archive, die Einblicke in die Klima- und Umweltbedingungen verschiedener Zeitfenster während der letzten 300.000 Jahre ermöglichen.

Wie war das Klima in der Eiszeit?


Forscher der Universitäten Braunschweig, Göttingen, Hannover und Lüneburg sowie aus dem Institut für historische Küstenforschung in Wilhelmshaven, dem Leibniz Institut für Angewandte Geophysik und dem Landesamt für Denkmalpflege in Hannover haben sich zusammengeschlossen, um diese Quellen mit modernsten Methoden konsequent zu erschließen und zu analysieren. Dazu werden hochauflösende geophysiklalische Messungen, Bohrungen und Ausgrabungen an verschiedenen Fundstellen in Niedersachsen durchgeführt und die geologischen Strukturen anschließend zeitlich auf ihre Alter bestimmt und ausgewertet. Für die ausgewählten Zeitabschnitte werden so die Umweltbedingungen in bislang nicht gekannter Auflösung rekonstruiert.


Die so gewonnenen Daten werden zusammen mit Klimamodellierungen zu einem deutlich besseren Verständnis des natürlichen Klimawandels insbesondere während früherer Warmzeiten beitragen. Zugleich soll geklärt werden, wann und unter welchen Klimabedingungen der frühe Mensch in Norddeutschland (über)leben konnte. "Mit den weltweit einzigartigen Sensationsfunden aus Schöningen hat die archäologische Denkmalpflege der Forschung Objekte geliefert, die bahnbrechende Erkenntnisse über die Frühgeschichte der Menschheit ermöglichen", so Niedersachsens Kultusminister, Björn Thümler. Der innovative Verbund wird Vorab für drei Jahre mit 1,6 Millionen Euro gefördert.

Über die Ergebnisse der Arbeiten soll nicht nur in Fachzeitschriften, sondern auch im Denkmalatlas Niedersachsen (www.denkmalatlas.niedersachsen.de) und im Forschungsmuseum Schöningen berichtet werden.