Neuer Schufa-Score: Was Verbraucher in der Region jetzt wissen müssen

Der neue Schufa-Score kommt – und verändert, wie Banken, Händler und Vermieter mit unseren Daten umgehen. Was bedeutet das für Verbraucher in unserer Region? Der neue Schufa-Account soll mehr Transparenz bringen, aber auch neue Verantwortung. Was wirklich dahintersteckt und worauf Sie sich ab 2026 einstellen müssen.

von


Die Schufa will mehr Transparenz schaffen. Symbolbild.
Die Schufa will mehr Transparenz schaffen. Symbolbild. | Foto: Pixabay

Für viele Menschen in unserer Region entscheidet der Schufa-Score über erstaunlich alltägliche Dinge: Ob ein Handyvertrag zustande kommt, ob der Vermieter zustimmt, ob die Bank einen Kredit durchwinkt. Die nun angekündigte Einführung eines völlig neuen Scores im Frühjahr 2026 – verknüpft mit dem frisch gestarteten Account – könnte dieses System spürbar verändern.



Die Schufa verspricht mehr Durchblick, mehr Kontrolle, mehr digitale Übersicht. Doch während die Schlagworte modern klingen, stellt sich die Frage: Was bedeutet dieser Wandel tatsächlich für Verbraucherinnen und Verbraucher vor Ort?

Reform unter juristischem Druck


Dass die Schufa ihr Scoring neu aufstellt, geschieht nicht aus reiner Innovationsfreude. Die Umwälzungen sind eine direkte Reaktion auf mehrere Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs, die das bisherige Verfahren in seinen Grundfesten erschüttert haben. Für die Verbraucherzentrale Niedersachsen ist dieser rechtliche Hintergrund entscheidend. Kathrin Bartsch, Referentin für Digitales und Telekommunikation, bringt es klar auf den Punkt: „Der neue Score ab Ende März 2026 ist vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen EuGH-Rechtsprechung und der geplanten Reform des BDSG zu bewerten.“

Die Richter haben unmissverständlich festgehalten, dass die Score-Berechnung als automatisierte Entscheidung einzustufen ist, sofern sie maßgeblich über Kreditvergaben oder Vertragsabschlüsse entscheidet. Genau das war bislang oft der Fall. „Nach den EuGH-Urteilen aus 2023 und 2025 ist das bisherige Scoring-Modell in Teilen mit der DSGVO unvereinbar, insbesondere wenn die Entscheidung allein oder überwiegend auf dem Score beruht.“ Für Verbraucher bedeutet das: Künftig muss die Schufa offener zeigen, wie sie zu ihrem Urteil kommt.

Mehr Transparenz bei der Schufa


Der neue Account soll diese Transparenz ermöglichen. Er gibt Nutzern nicht nur Zugriff auf den eigenen Score, sondern erlaubt auch einen Blick darauf, welche Daten die Bewertung beeinflussen. Bartsch formuliert es so: „Die Schufa ist verpflichtet, Betroffenen auf Anfrage präzise Auskunft über die verwendeten Datenarten, die Gewichtung der Kriterien und die Aussagekraft des Scorewerts zu geben.“

Die Formel selbst bleibt weiterhin Geschäftsgeheimnis – das ist rechtlich zulässig und auch nicht ungewöhnlich. Doch die zugrundeliegenden Prinzipien müssen künftig nachvollziehbar gemacht werden. Der neue Score soll nur noch auf zwölf Kriterien basieren, statt wie bisher auf rund 250. Für Bartsch ist das ein Fortschritt: „Der neue Schufa-Account stärkt die Betroffenenrechte und ist mit 12 Kriterien statt 250 Kriterien deutlich schlanker und übersichtlicher.“

Gerade Menschen, die in der Region erst durch eine Ablehnung erfahren, dass etwas in ihrer Bonitätsakte nicht stimmt, könnten so schneller Klarheit gewinnen. Fehleinträge lassen sich mit wenigen Klicks überprüfen – und im besten Fall schnell beseitigen.

Die neue Verantwortung der Verbraucher


So hilfreich diese Offenheit ist, sie löst nicht alle Probleme. Bartsch warnt davor, die Bedeutung der Neuerungen falsch zu interpretieren. „Am Grundsatz der Negativ-Einträge wird sich nichts ändern. Negativeinträge müssen nach wie vor geprüft und kontrolliert werden, damit sich falsche Negativmerkmale nicht auf die Bonität auswirken.“

Mit anderen Worten: Auch wenn der Account vieles erleichtert, trägt am Ende jeder selbst die Verantwortung dafür, seine Daten im Blick zu behalten. Wer Mahnungen ignoriert oder Ratenzahlungen schleifen lässt, wird auch mit dem neuen System Nachteile erleben. „Die Verantwortung, Falscheinträge zu kontrollieren, liegt aber nach wie vor bei den Betroffenen.“

Für viele Menschen in der Region, die ohnehin mit engen Budgets jonglieren, kann der Account also sowohl ein hilfreiches Werkzeug sein – als auch eine zusätzliche Aufgabe.

Digitale Hürden bleiben bestehen


Ein weiterer Punkt, den man nicht unterschätzen sollte: Der Schufa-Account steht bislang nur denen offen, die sich digital ausweisen können. Dafür braucht es den Personalausweis mit aktivierter Online-Ausweisfunktion, und nicht jeder nutzt diese Möglichkeit.

Zwar soll es irgendwann eine Identifizierung per Brief geben, doch das ist noch Zukunftsmusik. Bis dahin gilt: Wer keinen Online-Zugang erhält, verliert keine Rechte. „Den Online-Zugang nicht zu bekommen, heißt aber nicht, dass die Menschen weniger Rechte haben.“ Die kostenlose Datenkopie bleibt weiterhin ein vollwertiger Weg, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Digitales Frühwarnsystem


Besonders relevant könnte der neue Account werden, wenn etwas schiefläuft: eine abgelehnte Wohnung, ein unerklärliches Inkassoschreiben, ein Mahnbescheid für einen Vertrag, den man nie abgeschlossen hat. Identitätsbetrug ist längst kein Ausnahmefall mehr – auch in unserer Region nicht. Bartsch sagt: „Wenn Verbraucherinnen und Verbraucher Rechnungen, Mahnungen oder Inkassoschreiben erhalten, sie den Vertragspartner nicht kennen, reagieren. Jede Forderung bestreiten. Einen eventuellen Identitätsmissbrauch anmelden.“

Der Account kann in solchen Momenten ein Frühwarnsystem sein, weil Nutzer schneller sehen, welche Daten gespeichert wurden und wer sie abgerufen hat.

Was ab März 2026 wirklich zählt


Ob der neue Score tatsächlich zu mehr Fairness führt, bleibt abzuwarten. „Wie sich der Account auf die Verbraucherinnen und Verbraucher auswirkt, werden wir dann ab März/April 2026 beobachten“, sagt Bartsch.

Für die Region gilt damit: Mehr Möglichkeiten zur Kontrolle, mehr Transparenz, aber auch mehr Verantwortung. Der neue Score wird vieles verändern – doch welche Richtung dieser Wandel nimmt, hängt am Ende davon ab, wie die Menschen den neuen Zugang nutzen.