Notstand: Situation in ambulanter Pflege spitzt sich zu


Haben ein eigenes Kostenmodell entwickelt, um eine gerechte Bezahlung in der Pflege zu ermöglichen (v.l.): Volker Wagner, Geschäftsführer Diakoniestationen Harz-Heide gGmbH, und Rüdiger Becker, Direktor und Vorstandsvorsitzender Evangelische Stiftung Neuerkerode. Foto: Stiftung
Haben ein eigenes Kostenmodell entwickelt, um eine gerechte Bezahlung in der Pflege zu ermöglichen (v.l.): Volker Wagner, Geschäftsführer Diakoniestationen Harz-Heide gGmbH, und Rüdiger Becker, Direktor und Vorstandsvorsitzender Evangelische Stiftung Neuerkerode. Foto: Stiftung

Region. Pflegenotstand, Fachkräftemangel, Überalterung der Gesellschaft. Diese und viele andere Schlagworte beherrschen aktuell die Anbieter in der ambulanten Pflege sowie die Medienlandschaft. Auch für die Diakoniestationen Harz-Heide gGmbH, die über 2.000 Menschen betreut, spitzt sich die Situation am Markt zu. Das berichtet die Evangelische Stiftung Neuerkerode in einer Pressemitteilung.


Der größte Volltarifanwender im ambulanten Pflegesektor in Niedersachsen beschäftige in und um Braunschweig, Gifhorn und Goslar insgesamt 450 Mitarbeitende, die nach dem Tarifvertrag Diakonie Niedersachsen (TV DN) und damit leistungsgerecht bezahlt werden.

Wegfallder Wegepauschalen bringt Arbeitsplätze in Gefahr


„Um diese Bezahlung auch weiterhin ermöglichen zu können, ist zwingend erforderlich, dass die Abrechnungsmodalitäten mit den Kostenträgern auf einen realistischen Stand gebracht werden“, kritisierte Volker Wagner, Geschäftsführer Diakoniestationen Harz-Heide gGmbH, im Rahmen eines Pressegesprächs die derzeitige Haltung der Kostenträger während der laufenden Verhandlungen. Beispiel: In der ambulanten Pflege teile sich die Arbeitszeit in 1/3 Fahr- und 2/3 Pflegezeit auf. Die Kostenträger würdensogenannte „Wegepauschalen" von durchschnittlich 3,90 Euro bezahlen. Tatsächlich benötigt werden demnach aber 5,15 Euro, damit die Fahrtzeit als Arbeitszeit anerkannt werden könne. „Wir sind nicht länger bereit, die unfaire Refinanzierung der ambulanten Pflege hinzunehmen“, erklärte Wagner weiter. „Uns geht es jetzt um Gerechtigkeit – sowohl für die Menschen, die zu Hause gepflegt werden, als auch für die Pflegenden, die täglich in diesem Job Höchstleistungen erbringen.“ Durch Nichtzahlung von benötigten Geldern würdendie Kostenträger dazu beitragen, dass massive Finanzierungslücken entstehen und dringend benötigte Arbeitsplätze in der Pflege in Gefahr sind.

Eigenes Kalkulationsmodell


Rüdiger Becker, Direktor und Vorstand Evangelische Stiftung Neuerkerode, und Volker Wagner erläuterten außerdem ihr eigenes Kostenmodell, das zu einer gerechten Bezahlung in der Pflege führen kännte. „Unser Kalkulationsmodell, das wir zusammen mit dem Diakonischen Werk und einer renommierten Wirtschaftsprüfungskanzlei entwickelt haben, wird bereits bundesweit geachtet. Wir erhalten von allen Seiten Bestätigungen für unser innovatives Modell, nur der Kostenträger verweigert sich leider der Auseinandersetzung mit diesem detaillierten und fairen Abrechnungssystem“, sagte Becker.