Region. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat in der vergangenen Woche vorgeschlagen, den Zugang zu Geschäften, Hotels oder Fußgängerzonen über ein smartphonegestütztes Ticketsystem zu begrenzen. Dies geht aus einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hervor. In vielen Städten der Region stößt die Idee einer Ticketlösung auf Ablehnung.
Das System sei nach Ansicht der DIHK "ein äußerst wirksames und vielfältig einsetzbares Instrument zur Vermeidung von Menschenansammlungen". Eine entsprechende App würde die Tickets zur Verfügung stellen. Auch könnten Einkaufszeiten in Geschäften und Dienstleistungen über diese App gebucht werden.
Die größten Fußgängerzonen und Einkaufsmeilen in der Region hat Braunschweig zu bieten. Die Braunschweig Stadtmarketing GmbH zeigt sich grundsätzlich offen für alle Maßnahmen und Ideen, die dazu beitragen, die aktuelle Situation für die Handelsbetriebe und ihre Mitarbeitenden zu erleichtern. "Einkaufszentren und Geschäfte könnten damit auf ihren begrenzten privaten Flächen Zugangsmöglichkeiten regulieren, das wäre vielleicht ein Vorteil gegenüber den heute praktizierten Lösungen. Für die Braunschweiger Innenstadt mit ihren öffentlichen Straßen und Plätzen hingegen wäre eine solche Regelung kaum umsetzbar", so Gerold Leppa, Geschäftsführer der Stadtmarketing GmbH. Die Menschen kämen schließlich nicht nur zum Einkaufen in die Innenstadt, sondern würden dort auch arbeiten, Ärzte und Behörden besuchen und nicht zuletzt auch dort wohnen.
"Das alles ganzheitlich in einem Ticketsystem zu berücksichtigen, erscheint mir nicht kurzfristig leistbar. Zudem muss ein solches Ticketsystem von Kundinnen und Kunden als Vorteil und nicht als zusätzliche Hürde wahrgenommen werden, um von den Kundinnen und Kunden akzeptiert zu werden", gibt Leppa zu bedenken und ergänzt: "Dies mag funktionieren, wenn das Ticket Zeit und Beratung durch die Verkäuferinnen und Verkäufer garantiert, aber letztlich bleibt es eine Restriktion: Die Kundinnen und Kunden können nicht bei Bedarf ihre Besorgungen in der Innenstadt erledigen, sondern sollen dafür einen Termin vorreservieren."
Große Skepsis, kein Bedarf
Dass dies als weitere Hürde wahrgenommen werden wird, meint auch Petra Neumann, Pressesprecherin von Braunschweigs Nachbarstadt Peine: "Die Fußgängerzone ist ein öffentlicher Bereich, zu dem grundsätzlich der Zugang nicht reglementiert werden sollte. Es besteht die Gefahr, dass eine Fußgängerzone durch ein Ticketsystem ihren Charme als Bummelmeile verliert. Fußgängerzonen leben von ihrer Vielseitigkeit, dazu gehört auch, ohne größere 'Anmeldungen' das Flair zu genießen." In Goslars Fußgängerzonen herrsche laut Stadtsprecherin Vanessa Nöhr ebenfalls ein gesitteter Betrieb: "In Goslars Einkaufsstraßen wurden bisher keinerlei Probleme beobachtet oder gemeldet, die darauf hindeuten, dass man regulierend eingreifen müsste. Insofern werden wir die Möglichkeiten und Voraussetzungen zunächst auch nicht prüfen."
Auslastung der Fußgängerzonen weiter gering
In Braunschweig betrug die Auslastung der Fußgängerzone in der vergangenen Woche lediglich 44,5 Prozent der Auslastung des Vergleichszeitraums im Jahr 2019. Die Stadt Braunschweig nutzt für die Erfassung dieser Daten eine lasergestützte Frequenzmessung und kann so sehr genaue Vergleiche ziehen. Die Stadt Peine erhebt keine Daten über Auslastungen und Besucherströme in den einzelnen Fußgängerbereichen. "Auch wenn festzustellen ist, dass die Fußgängerzone durch die Öffnung der Verkaufsstellen wieder deutlich belebter ist, so werden sowohl von den Verkaufsstellenbetreibern als auch von den Passanten die rechtlichen Bestimmungen des Infektionsschutzes im Großen und Ganzen eingehalten", schildert Neumann die Lage und schlussfolgert: "Daher ist auch in dieser Hinsicht kein Bedarf für eine solche App ersichtlich." In Goslar konnte man diesbezüglich keine Einschätzung abgeben.
Auch im Landkreis Gifhorn gibt es zurzeit keine Probleme mit einem zu großen Besuch der Fußgängerzonen. Insofern werde nicht über ein Ticketsystem nachgedacht, betont Landrat Dr. Andreas Ebel.
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