Ökonomen bekräftigen Forderung nach Konjunkturprogramm fürs Wohnen

Mehrere Spitzen-Ökonomen unterstützen die Forderungen nach einem milliardenschweren Konjunkturprogramm für den Wohnungsbau. "Der Zeitpunkt ist klug, da sich eine zusätzliche Nachfrage der öffentlichen Hand kaum auf die Preise auswirken würde", sagte Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagsausgaben).

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Modernes Wohnhaus mit Balkonen (Archiv)
Modernes Wohnhaus mit Balkonen (Archiv) | Foto: via dts Nachrichtenagentur

Berlin. Mehrere Spitzen-Ökonomen unterstützen die Forderungen nach einem milliardenschweren Konjunkturprogramm für den Wohnungsbau.


"Der Zeitpunkt ist klug, da sich eine zusätzliche Nachfrage der öffentlichen Hand kaum auf die Preise auswirken würde", sagte Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagsausgaben). Der fehlende Wohnraum und die explodierenden Wohnkosten würden vor allem verletzliche Gruppen der Gesellschaft hart treffen. "Daher ist die Forderung nach zusätzlichen Geldern für den sozialen Wohnungsbau richtig."

Der Deutsche Mieterbund und die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hatten pro Jahr 20 Milliarden Euro für den bezahlbaren und sozialen Wohnungsbau gefordert und sich bei der Höhe der Mittel auf eine Analyse des Pestel-Instituts gestützt. Fratzscher warnte allerdings davor, die Baubranche zu subventionieren, da deren Unternehmen in den vergangenen 15 Jahren hohe Profite erzielt hätten. "Die Unternehmen der Baubranche sollten sich darauf fokussieren, produktiver und effizienter zu produzieren, um die Kosten zu senken. Neben einer stärkeren Förderung des sozialen Wohnungsbaus sollte vor allem auf eine Deregulierung, schnellere Verfahren und das Ausweisen von neuem Bauland gesetzt werden", sagte Fratzscher.

Positiv bewertet die Forderung auch Peter Bofinger, langjähriges Mitglied im Sachverständigenrat. "Der Kern des deutschen Wirtschaftsmodells funktioniert nicht mehr. Der Export ist stark rückgängig, Innovationen im Bereich Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz finden in Deutschland nahezu nicht statt. Zumindest bauen können wir aber noch. Dann sollten wir das doch auch nutzen", sagte der VWL-Professor an der Universität Würzburg den Funke-Zeitungen. 20 Milliarden Euro würden einen halben Prozentpunkt beim Bruttoinlandsprodukt ergeben, hinzu könnten weitere Effekte durch ausgelöste private Investitionen kommen.

Bofinger plädierte für Zinssubventionen und bessere Abschreibungsbedingungen. "Würden Unternehmen zinsverbilligte Kredite von einem Prozent erhalten, könnte die Miete damit pro Quadratmeter um zwei Euro gesenkt werden", sagte Bofinger. Aber auch eine Abschaffung der Grunderwerbsteuer beim ersten Immobilienkauf oder eine anteilige Zurückzahlung, wenn man vorzeitig ausziehe, könne helfen. "Wer zum Beispiel nach zwei Jahren auszieht, müsste dann nur 20 Prozent Grunderwerbsteuer zahlen", sagte Bofinger.

Michael Voigtländer, Immobilienökonom beim arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft aus Köln (IW), plädierte für eine Senkung der Grunderwerbsteuer oder Fertigungsprämien. "Aufgrund der Zinserhöhungen und der Baukostensteigerungen der letzten Jahre passen aktuell Angebot und Nachfrage nicht mehr zusammen, daher sind Impulse durchaus wichtig", sagte Voigtländer den Funke-Zeitungen. Zugleich müsse mehr Bauland ausgewiesen und das Bauen vereinfacht werden. "Solche Strukturreformen sollten fiskalische Impulse unbedingt begleiten."


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