Offener Brief: Bürgerinitiative fordert Umdenken in der Massentierhaltung

Anlass für diesen offenen Brief ist der geplante Bau einer Hühnermastanlage in der Gemarkung Altendorf.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Pixabay

Brome. Die Bürgerinitiative Bromer Land gegen Massentierhaltung hat in einem offenen Brief an alle Ratsmitglieder des Samtgemeinderats Brome und des Gemeinderats Brome gefordert, dass der Bau einer industriellen Massentierhaltungsanlage für Geflügel in Altendorf im Lichte der Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit der Fleischindustrie zu sehen sein müsse. Die Initiative macht darin auf das Tierwohl und die hohen Nitratwerte in der Region aufmerksam. Wir veröffentlichen diesen offenen Brief unkommentiert und ungekürzt.


Liebe Ratsmitglieder,

Sie stehen vor Entscheidungen, bei denen die Zukunft unserer Region im Mittelpunkt steht. Der Bau einer industriellen Massentierhaltungsanlage für Geflügel in der Gemarkung Altendorf wäre eine vollkommen rückwärtsgewandte Politik, die insbesondere in der heutigen Zeit nicht mehr erklärbar ist und keine nachhaltigen Vorteile bietet.

Richten wir den Blick auf das Wohl der Allgemeinheit, kann dieses Vorhaben sicher nicht die Lösung sein. Ist das die Antwort auf die Proteste der Landwirtschaft des letzten Jahres?

Die folgenden gegenwärtigen Probleme werden hierbei völlig ignoriert:

Hohe Nitratwerte im Grundwasser durch Düngeeinsatz: Unsere Region, das Bromer Land, gehört laut den Ministerien für Landwirtschaft und Umwelt bereits jetzt zu den „roten Bereichen“ der zu hohen Nitratbelastung im Grundwasser in Niedersachsen. Selbst wenn der Geflügelkot in die Biogasanlage kommen sollte, bleiben hohe Stickstofffrachten im Gärrest, die flächenwirksam ausgebracht werden müssen.

Hoher Einsatz von Antibiotika, in der Folge Bildung multiresistenter Keime: Insbesondere in der industriellen Geflügelhaltung ist der hohe Einsatz von Antibiotika bekannt. Die Gesundheitssysteme stehen diesbezüglich vor nahezu unlösbaren Problemen, da wichtige Medikamente aufgrund der Resistenzen längst ohne Wirkung bleiben.

Hohe Pestizideinsätze und flächendeckendes Insektensterben: Aktuell und in den letzten Jahren ist ein dramatischer Rückgang von Insekten mit Folgen für das gesamte Artengefüge in der Agrarlandschaft eingetreten. Laut einer Meldung vom 20. Mai in den Nachrichten ist selbst der Bestand des Allerweltvogels Rebhuhn um 90 Prozent zurückgegangen und ist vom Aussterben bedroht. Dies ist nur ein kleines Beispiel für die negative Entwicklung, wenn es keine Trendwende gibt.

Tierhaltung: Bei alledem ist das einzelne Tier vollkommen in den Hintergrund geraten und ist eine Massenware geworden. So sprechen wir bei einer industriellen Geflügelhaltung nur noch über das Kilogramm Fleisch pro Quadratmeter und nicht mehr von lebendigen Tieren. Das Wohl des Tieres steht bei dieser Entwicklung im Hintergrund und spielt keine Rolle mehr. Es handelt sich hierbei schlichtweg um Tierquälerei. Können wir diese Wertehaltung vor unseren Kindern vertreten? Viele junge Leute steigen bereits jetzt schon aus und ernähren sich vegetarisch oder sogar vegan – Hier haben wir es mit wachsamen, jungen Menschen zu tun, die keine Spinner sind.

Arbeitsbedingungen: Wie fragil dieses System der industriellen Lebensmittelerzeugung geworden ist, zeigen zudem die aktuellen Meldungen über die unhaltbaren Zustände der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der verarbeitenden Fleischindustrie.

Jedes aufgeführte Thema ist brandaktuell und erfordert in Anbetracht des Klimawandels kluge, zukunftsweisende Antworten, die wir als demokratische und aufgeklärte Gesellschaft auch hier vor Ort entwickeln müssen. So sollten wir die Nachfrage nach regionalen und nachhaltig produzierten Produkten aufgreifen. Wir müssen die Chancen erkennen, die sich insbesondere durch die politischen Neuausrichtungen (z.B. Green Deal) bieten. In unserer Region können wir einen aktiven Beitrag leisten und diese Ausrichtung konstruktiv mitgestalten.

Wir als Gemeinschaft und Sie als gewählte Entscheidungsträger haben eine Verantwortung für die Ausrichtung und Entwicklung einer zukunftsfähigen Region, die auch für die kommenden Generationen eine vernünftige Lebensgrundlage und Lebensqualität bietet. Aus diesem Grund muss auch die Gemeinde Brome ein klares Signal gegen dieses geplante Vorhaben setzen, das auf Einzelprofit ausgerichtet ist und auf keinen Fall dem Allgemeinwohl der Bevölkerung des Fleckens und der Samtgemeinde Brome dient.

Bürgerinitiative Bromer Land gegen Massentierhaltung


Volkhard Schuleit Gerd Blanke Frank-Markus Warnecke

Michael Schnehage Sabine Borchardt Wilfried Sievers



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