Orange Day: Holzkreuze erinnern an Opfer von Gewalt

In der kommenden Woche wird vor dem Braunschweiger Schloss wieder ein stilles Mahnmal aufgestellt sein.

Der Arbeitskreis gegen Gewalt an Frauen hat wieder Aktionen zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25.11. in Braunschweig organisiert.
Der Arbeitskreis gegen Gewalt an Frauen hat wieder Aktionen zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25.11. in Braunschweig organisiert. | Foto: Stadt Braunschweig/Daniela Nielsen

Braunschweig. Wer am kommenden Dienstag (25. November) über den Schlossplatz in Braunschweig geht, wird auf zahrleiche Kreuze treffen, die dort im Halbkreis stehen. Doch was hat es mit diesen Kreuzen auf sich?



Jedes dieser Kreuze steht für eine Frau, die im Jahr 2024 in Deutschland Opfer eines Femizids wurde. Jeden Tag tötet hierzulande ein Mann eine Frau, weil sie eine Frau ist. Die Kreuze sind Teil der Aktionen zum Orange Day, dem internationalen „Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“, der jedes Jahr am 25. November begangen wird.

Orange Day: Braunschweig leuchtet gegen Gewalt an Frauen


Unter dem Motto „Orange the world“ ruft UN Women weltweit zu sichtbaren Zeichen gegen Gewalt an Frauen auf. Auch Braunschweig setzt in diesem Jahr wieder ein klares Signal, teilt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Braunschweig, Marion Lenz, mit. Die leuchtende Signalfarbe Orange erscheint im Stadtbild an zahlreichen Orten: auf den LED-Tafeln am BraWo Park, als Kinospot im Universum Filmtheater, auf den Fahnen vor dem Altstadtrathaus und in Form vieler kleiner orangener Windlichter, die über die gesamte Stadt verteilt sind.

Mahnmale auf dem Schlossplatz


Die Holzkreuze, die am 25. November von 13 bis 17 Uhr auf dem Schlossplatz stehen, sollen die Schicksale sichtbar machen, die hinter den nüchternen Zahlen stehen. Passanten sind eingeladen, Trauerkarten oder Grablichter niederzulegen und sich gleichzeitig über lokale Hilfsangebote zu informieren. Begleitet wird die Aktion vom Zonta Club Braunschweig, der eine orangefarbene Sitzbank für Foto-Statements aufstellt, sowie vom Inner Wheel Club Braunschweig.

Der Arbeitskreis gegen Gewalt an Frauen organisiert die Mahnwache. Zu ihm gehören unter anderem Polizei, Beratungsstellen, Frauenhaus und die kommunale Gleichstellungsbeauftragte. Die Kreuze selbst wurden im vergangenen Jahr mit Unterstützung der Johannes-Selenka-Schule, des Lions Clubs Dankwarderode und der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz gefertigt – von angehenden Tischlern, die sich freiwillig engagierten.

Weitere Aktionen


Ab 17 Uhr informiert der Soroptimist Club Braunschweig vor dem kleinen Haus des Staatstheaters über Prävention häuslicher Gewalt und konkrete Hilfsangebote. Symbolisch werden Orangen verteilt.

Den Abschluss des Tages bildet um 19 Uhr eine Politische Abendandacht im Braunschweiger Dom. Unter dem Titel „Gewalt gegen Frauen“ gestaltet Dompredigerin Cornelia Götz gemeinsam mit Oberkirchenrätin Sabine Dreßler und dem Vokalensemble des Doms einen Moment des Gedenkens und der Mahnung.

Gewalt gegen Frauen nimmt weiter zu


Die Zahlen seien alarmierend, berichtet Marion Lenz. Das Bundeskriminalamt registrierte im Lagebild 2023 insgesamt 360 vollendete Tötungsdelikte durch Partner oder Ex-Partner sowie 938 Tötungsversuche. Der Anteil weiblicher Opfer in partnerschaftlichen Beziehungen liegt bei über 80 Prozent. Gewalt gegen Frauen bleibt häufig im Verborgenen – viele Betroffene zögern aus Angst, Scham oder fehlendem Vertrauen, Anzeige zu erstatten.

Es war ein langer Weg, bis Gewalt an Frauen überhaupt gesellschaftlich und juristisch ernst genommen wurde: Erst 1997 wurde Vergewaltigung in der Ehe als Straftat anerkannt. Um diese Entwicklung genauer zu beleuchten, lädt das Herzog Anton Ulrich-Museum am 27. November um 18.30 Uhr zu einem Vortrag über die Geschichte des deutschen Strafrechts im Kontext häuslicher Gewalt ein: „Vom selbstverständlichen Recht zum strafbewehrten“.

Ein Appell an Politik und Gesellschaft


Gewalt gegen Frauen sei kein Randproblem – sie betrifft uns alle. Deshalb fordern die beteiligten Initiativen einen besseren Schutz für von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen, mehr Prävention und Aufklärung in Schulen und Bildungseinrichtungen und eine konsequente Umsetzung des Gewalthilfegesetzes.

Deutschland müsse ein sicherer Ort für Frauen und Mädchen sein. Der Orange Day will daran erinnern, dass jeder Femizid, jede Gewalttat ein Menschenleben zerstört – und dass es an uns allen liegt, hinzuschauen und zu handeln.

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