Bamako. Rund 20 Übersetzer, die für die abziehende Bundeswehr im westafrikanischen Mali im Einsatz sind, haben die Bundesregierung, den Bundestag und die Truppe um Schutz für sich und ihre Familien gebeten. "Da wir mit den Soldatinnen und Soldaten vor Ort zusammenarbeiten, stellt das eine Gefahr für uns und unsere Familien dar", schreibt das vor Ort tätige Team der Sprachmittler, wie der "Spiegel" berichtet.
Den Kommandeur des deutschen Kontingents, das sich an der auslaufenden Uno-Blauhelmmission Minusma im ostmalischen Gao beteiligt, flehen sie an: "Wir befürchten, dass es nach Ihrem Abzug zu einer sehr beunruhigenden Sicherheitslage kommen wird." Nach Informationen des Magazins beschäftigt Deutschland in Mali aktuell rund 400 einheimische Ortskräfte - etwa bei Projekten der Entwicklungszusammenarbeit, als Botschaftsmitarbeiter oder als Helfer für die Bundeswehr. Deren Zahl beläuft sich auf rund 60 - darunter etwa 20 Übersetzer. "Wir haben mit den Streitkräften riskante und extrem gefährliche Situationen bestanden", schreiben die Sprachmittler.
Sie sehen sich in großer Gefahr: "Wir haben hier in Mali Nachrichten gesehen, in denen die Terroristen damit drohen, gegen all diejenigen vorzugehen, die für die nationalen und internationalen Streitkräfte gearbeitet haben. Wir fürchten mögliche Vergeltungsmaßnahmen nach dem Abzug dieser Mission." Die Übersetzer dürften bei den Deutschen einen wunden Punkt treffen, wenn sie schreiben: "Vor dem Hintergrund dessen, was in Afghanistan geschehen ist, wollen wir Ihre Aufmerksamkeit darauf lenken, dass Maßnahmen zu ergreifen sind, um uns vor einer solchen Situation zu bewahren." Die chaotische Evakuierung der Ortskräfte aus Afghanistan jährt sich in diesen Tagen zum zweiten Mal.
Deutschland sei dafür bekannt, dass es zu seinen Verpflichtungen und Versprechen stehe. "Wir wissen, dass Deutschland sein Wort gegeben hat, alles zu tun, damit die Ereignisse von Afghanistan sich nicht wiederholen", so die malischen Dolmetscher. "Das ist ein Hoffnungsschimmer für uns", schreiben sie. Der Brief wurde Anfang Juli verfasst - wenige Tage nachdem feststand, dass die Bundeswehr nicht wie zunächst geplant bis Ende Mai 2024 abzieht, sondern schon in diesem Jahr.
Er wurde von der Bundesregierung erst jetzt dem ebenfalls adressierten Bundestag weitergeleitet.
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