Pandemie bringt private Krankenhäuser in finanzielle Bedrängnis

Helios sei bislang gut durch die Krise gekommen und fürchte auch keine Engpässe. Asklepios warnt, dass das Fortführen der derzeitigen Sparpolitik im Gesundheitssystem zu Einsparungen führen werde - und das mitten in der dritten Welle.

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Helios sei bislang gut durch die Krise gekommen. Hier die Klinik in Salzgitter.
Helios sei bislang gut durch die Krise gekommen. Hier die Klinik in Salzgitter. | Foto: Rudolf Karliczek

Goslar/Salzgitter. Bei einer Pressekonferenz am vergangenen Dienstag zur Corona-Lage warnte Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel vor drohenden Liquiditätsproblemen in den hiesigen Krankenhäusern. Er gehe sogar davon aus, dass diese sich "vom Markt verabschieden" könnten. Auf Anfrage von regionalHeute.de erklärt Helios, dass in Salzgitter bislang keine Liquiditätsprobleme aufgetreten sind und auch nicht zu erwarten seien. Anders bewertet die Lage der Klinikbetreiber Asklepios. Ohne ein Umdenken der Politik drohe ein "nachhaltiger Flurschaden im Gesundheitswesen".


Im Vergleich zum Vorjahr seien im Jahr 2020 rund 13 Prozent weniger Patienten stationär in der Helios-Klinik Salzgitter behandelt worden. Ein Grund dafür sind die zeitweiligen Absagen elektiver Eingriffe. Zudem wurden und werden für die isolierte Behandlung von COVID-19 Patienten separierte Normalstationen und Intensivstationen vorgehalten. Die benannten COVID-Stationen und Isolationsreserven wurden/werden abhängig von der Anzahl der zu behandelnden Patienten aus dem Normalbetrieb herausgelöst. Im Durchschnitt bedeute das für alle Fachabteilungen eine geringere durchschnittlich zur Verfügung stehende Bettenzahlen.

"Stabil und sicher durch die Krise gekommen"


"Dank unseres sorgfältigen Wirtschaftens sowohl vor Ort in der Helios Klinik Salzgitter als auch im Helios Netzwerk insgesamt sind wir finanziell stabil und sicher durch die Krise gekommen", berichtet Christian Becker, Regionalleiter Nord der Unternehmenskommunikation von Helios. Die staatlichen Ausgleichszahlungen hätten dazu beigetragen, die pandemiebedingt höheren Aufwände und das geringere Patientenaufkommen teilweise aufzufangen und hätten somit insgesamt einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilität der deutschen Krankenhäuser geleistet. "Ohne einzelne Maßnahmen oder Vorschläge bewerten zu wollen, begrüßen wir grundsätzlich Initiativen der Politik, Kliniken in Zeiten der Corona-Krise zu unterstützen", so Becker weiter.

Asklepios ist pessimistischer


Der Klinikbetreiber Asklepios mit Krankenhäusern im Landkreis Goslar fürchtet nachhaltige Schäden durch die Corona-Pandemie. Wie Ralf Nehmzow, Pressesprecher der Asklepios Kliniken in Goslar und Seesen mitteilt, hätten die Häuser hohe Kosten für freizuhaltende Betten. Die finanziellen Ausfälle würden derzeit nicht vergütet. Weitere Kosten, so Nehmzow, entstünden durch Aufwände für Schutzmaterialien und –maßnahmen, zusätzliches Personal zur Sicherstellung der verschärften Hygienerichtlinien und Teststrategien: "Bundesweit sind die Fallzahlen in den Kliniken um bis zu 30 Prozent zurückgegangen, natürlich spüren auch wir in unseren Häusern in der Region diesen Effekt deutlich." Ein Grund für diesen Rückgang sei, dass viele Patienten den Gang ins Krankenhaus aus Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus meiden würden. "Wir appellieren: Auch in Corona-Zeiten sollten Patientinnen und Patienten bei ernsten Erkrankungen Behandlungen in Kliniken wahrnehmen!", so Nehmzow.

Asklepios betreibt mehrere Klinikstandorte im Landkreis Goslar.
Asklepios betreibt mehrere Klinikstandorte im Landkreis Goslar. Foto: Anke Donner



Einschränkungen drohen


"Fakt ist, die Situation ist ernst. Die in der Verordnung geplanten Erstattungen können die pandemiebedingt erhöhten Ausgaben und die Mindererlöse durch Patienten, die sinnvolle medizinische Behandlungen aus Angst vor einer Infektionsgefahr hinauszögern, nicht ausgleichen", leitet Nehmzow ein und fährt fort: "Wenn hier kein Umdenken in der Politik erfolgt, bleibt allen Betreibern der Kliniken nur, die Kostenbasis drastisch zu reduzieren. Es ist dringend erforderlich, Krankenhäusern ihre Erlösausfälle auszugleichen und damit Planungssicherheit zu geben, um in der dritten Welle der Pandemie so viele Menschenleben wie möglich retten zu können. Einsparungen zugunsten der Krankenkassen und zulasten der Krankenhäuser sind definitiv fehl am Platz und ein Schlag ins Gesicht aller, die sich in den Kliniken gegen die Pandemie stemmen, also auch der Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte der Intensivstationen, die seit Monaten an der Belastungsgrenze arbeiten." Kliniken litten schon seit Jahren unter dem Spardiktat der Politik, indem unter anderem Investitionsmittel gekürzt würden. "Das belastet die Kliniken gerade in Pandemie-Zeiten zusätzlich. Die Bundesregierung darf Kliniken, Patienten und Beschäftigte, nicht im Regen stehen lassen! Applaus allein sichert keine Arbeitsplätze. Die Bundesregierung spart am falschen Ende und verursacht einen nachhaltigen Flurschaden im Gesundheitswesen", so Nehmzow abschließend.


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