Berlin. Zwei Jahre nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan fordert das Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte bessere Vorsorge für Ortskräfte in anderen Ländern, in denen die Bundeswehr im Einsatz ist. "Wenn der Ernstfall da ist, ist es zu spät, sich Gedanken zu machen", sagte Sascha Richter, Verbindungsbeauftragter des Netzwerks, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagsausgaben).
"Das sehen wir auch jetzt wieder in Mali, Niger und Sudan." Das Verfahren für Ortskräfte müsse deshalb erweitert werden, auf andere Länder und auch auf Mitarbeiter weiterer deutscher Institutionen. "Sinnvoll wäre, vorab und in Verträgen zu klären, was in Krisensituationen passiert, ab welchem Punkt eine Evakuierung möglich ist", sagte Richter weiter. "Wir wollen, dass die Menschen, die für uns arbeiten, mit Respekt behandelt und versorgt werden. Afghanistan darf sich nicht wiederholen."
In Afghanistan, wo die Bundeswehr ihren bisher längsten Auslandseinsatz 2021 beendete, sind laut dem ehrenamtlichen Patenschaftsnetzwerk nach wie vor viele Menschen, die mit Deutschen zusammengearbeitet haben, in Gefahr. In der Unterstützung für die Ortskräfte von Bundeswehr, GIZ und anderen deutschen Institutionen in Afghanistan gebe es auch zwei Jahre nach der Machtübernahme der Taliban noch "eklatante Lücken", erklärte Richter. Visumsberechtig seien die Ortskräfte selbst, Ehepartner und Kinder unter 18. Aber etwa eine ledige 19-jährige Tochter, die noch im Haushalt lebt, habe kein Anrecht auf ein Visum.
"Dabei ist völlig klar, dass 19-jährige Mädchen nicht allein in Afghanistan bleiben können", kritisierte Richter. Ortskräfte, die vor 2013 für Deutschland gearbeitet haben, seien zudem weiterhin ausgeschlossen, genauso wie jene, die bei Subunternehmern angestellt waren. "Die Taliban machen da natürlich keinen Unterschied", sagte Richter. "Man hat vor zwei Jahren gezielt Flaschenhälse gebaut, sodass möglichst wenig Menschen die Möglichkeit haben, zu entkommen."
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