Münstedt. Groß war die Anteilnahme beim Abschiedsgottesdienst für eine der in Hurghada ermordeten Frauen, die aus Münstedt stammte. In der Kirche war jeder Platz besetzt und einige verfolgten den Gottesdienst im Stehen, um sich von der Freundin, Kollegin oder Nachbarin zu verabschieden. Orgelklänge des Liedes „Ave Maria“ empfingen die Trauernden im Gotteshaus.
Pastorin Marion Schmager begrüßte alle, die gekommen waren, nicht um etwas erklären zu wollen, sondern um in Frieden, in Dank und in Liebe Abschied zu nehmen in einer tiefen Verbundenheit der Trauer, der Frage nach dem sinnlosen, barbarischen Angriff und der Suche nach weiteren Wegen für das eigene Leben. Gemeinsam wolle man die Trauer tragen, aber auch nach Trost und Hoffnung suchen. Nach dem Lied „Wie sollen wir es fassen?“ begann die Pastorin ihre Predigt mit einem Bezug zur Allgegenwärtigkeit des Terrors. Dieser beschränke sich nicht mehr auf Metropolen wie Paris, London oder Berlin, sondern sei durch die schreckliche Tat in Hurghada unmittelbar im Peiner Land angekommen.
Die Menschheit ist als Familie geschaffen
„Du weißt wohl: Irgendwann in deinem Leben kommt der Augenblick, dass du deine Eltern verabschieden musst. Die Angst davor ist immer leise dabei. Aber unter solchen Umständen? Wie soll man damit fertig werden, die Mutter auf so eine schreckliche Art und Weise, durch so einen barbarischen Gewaltakt zu verlieren?“, fragte die Pastorin. Auch der gewaltsame Tod Jesu habe seine Jünger damals fassungslos und voller Angst zurückgelassen. Doch er kündigte bereits an, dass er die Welt überwinden werde. „Ich habe diese verfinsterte Welt überwunden. Die Welt ist den Menschen Schöpfung, ist ihnen als Heimat und Zuhause zugedacht, die Menschheit ist als Familie geschaffen, dass wir einander die Last mittragen und Freude machen. Alles steht im Machtbereich Gottes, auch das Entsetzliche und Sinnlose.“, führte Pastorin Schmager aus.
Ohne Angst sei ein Leben kaum denkbar, doch man dürfe sich von diesem Gefühl nicht überwinden lassen. Besser sei, es ein Stück weit zu tragen, aber darauf zu vertrauen, in Christus zu sein, denn dies habe weltverändernde und weltgestaltende Kraft. „Wenn wir so zusammen sind wie hier und heute, verbinden wir uns mit jenem Machtbereich, der noch verborgen, aber doch machtvoll in der Welt seine Wirkung entfaltet – und sind von guten Mächten treu und still umgeben“, schloss die Pastorin. Es folgte das Lied „Von guten Mächten“, das Dietrich Bonhoeffer kurz vor seiner Hinrichtung durch die Nationalsozialisten schrieb. Mit einem gemeinsamen Vaterunser und dem Segen endete der Abschiedsgottesdienst.
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