Peine/Hildesheim. Die Bundesagentur für Arbeit informiert in einer Pressemitteilung über die Jahresbilanz 2019.
„Der Arbeitsmarkt hat sich im Jahr 2019 trotz der zeitweise schwächelnden Konjunktur gut entwickelt: Die Zahl der arbeitslosen Menschen im Agenturbezirk Hildesheim ist im Jahresdurchschnitt gesunken, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist gestiegen und die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern ist auf einem guten Niveau. Dabei hat der Arbeitsmarkt von einer stabilen und robusten Entwicklung profitiert“, sagte Evelyne Beger, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hildesheim. „Erste Anzeichen einer Eintrübung der Konjunktur haben 2019 noch keine Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen.“
Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung
Im Jahresdurchschnitt 2019 seien im Arbeitsagenturbezirk Hildesheim 11.722 Menschen arbeitslos gemeldet. Damit habe sich die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 602 (- 4,9 Prozent) reduziert. Die Arbeitslosenquote habe mit einem jahresdurchschnittlichen Wert von 5,3 Prozent (Vorjahr: 5,6 Prozent) um 0,3 Prozentpunkte über dem niedersächsischen Landeswert gelegen. Die Unterbeschäftigung habe nach vorläufigen Angaben im Jahresschnitt 16.156 (Vorjahr: 16.328) betragen. Die Unterbeschäftigungsquote habe im Schnitt bei 7,2 Prozent (Vorjahr: 7,3 Prozent) gelegen.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten habe im Jahr 2019 weiter zugenommen. Im Agenturbezirk seien zum Stichtag 30. Juni 2019 insgesamt 125.842 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt gewesen. Das seien 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr.
Arbeitskräftenachfrage
Der Bestand gemeldeter Arbeitsstellen habe im Jahresdurchschnitt 2019 bei 2.755 gelegen. Das seien 231 (- 7,7 Prozent) weniger als im Vorjahr. Die meisten neu gemeldeten Stellenangebote haben sich an Arbeitskräfte für die Bereiche Gesundheits- und Sozialwesen (1.264 neue Stellen), verarbeitendes Gewerbe (830 neue Stellen) sowie Handel (1.033 neue Stellen) gerichtet. Von Zeitarbeitsunternehmen seien im vergangenem Jahr 1.027 neue Stellen gemeldet worden. Die Stellenneumeldungen liegen mit 8.312 unter dem Vorjahreswert (- 1.443 beziehungsweise - 14,8 Prozent), allerdings seien sie immer noch auf einem stabilen Niveau. Nach wie vor könne nicht von einem flächendeckenden Fachkräftemangel gesprochen werden. Gleichwohl zeigen sich eine allgemeine Anspannung und Engpässe in einzelnen technischen Berufen, bei Bauberufen sowie in einigen Gesundheits- und Pflegeberufen.
Ausgaben
Die Arbeitsagentur Hildesheim habe im Jahr 2019 insgesamt rund 69,5 Millionen Euro (inklusive Kranken- und Rentenversicherung) Arbeitslosengeld I ausgezahlt. Das seien rund vier Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen seien rund 14 Millionen Euro ausgegeben worden.
Landkreis Peine
Der Landkreis Peine habe die geringste Arbeitslosenquote im Hildesheimer Agenturbezirk verzeichnet. Diese habe mit 4,4 Prozent (Vorjahr: 4,8 Prozent) sogar deutlich unter dem niedersächsischen Landeswert (5,0 Prozent) gelegen. Im Jahresschnitt sei die Zahl der Arbeitslosen um - 212 beziehungsweise - 6,4 Prozent auf 3.205 Personen gesunken. Von den positiven Entwicklungen haben alle Personengruppen profitiert. Insbesondere habe sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen (- 12,4 Prozent auf 842 Personen) und der schwerbehinderten Menschen (- 8,2 Prozent auf 158) gegenüber dem Vorjahr deutlich reduziert.
Im Zuständigkeitsbereich der Agentur für Arbeit Peine (Arbeitslosengeld I / Rechts- kreis SGB III) sei der Rückgang der Arbeitslosigkeit eher gering. Im Schnitt seien hier 1.153 Personen arbeitslos gewesen, - 28 beziehungsweise - 2,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Jobcenter Peine hingegen (optierende Kommune des Landkreis Peine / Arbeitslosengeld II) sei die Arbeitslosigkeit deutlich um 193 beziehungsweise - 8,6 Prozent auf 2.052 Personen gesunken. Der Arbeitskräftebedarf der Unternehmen in Peine im Jahr 2019 habe unter dem Niveau des Vorjahres gelegen. Arbeitgeber haben 1.852 neue Stellen gemeldet. Das seien 16,3 Prozent beziehungsweise 360 weniger als im Jahr 2018 (ohne Daten der optierenden Kommune des Landkreises Peine).
Kurzarbeit
Bei der Kurzarbeit seien in 2019 leicht steigende Anfragen zu vermelden gewesen, jedoch in keiner besorgniserregenden Größenordnung „Kurzarbeit heißt ja zunächst erstmal nur, dass die Betriebe an ihren vorhanden Mitarbeitern festhalten“, relativiert Beger diesen Anstieg. „Unsicherheiten bei den Arbeitgebern entstehen insbesondere durch den Umbau in der Kfz-Branche auf die E-Mobilität im von Zulieferern geprägten Hildesheim.“
Ausblick
„Die aktuelle Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung fällt auch für das Jahr 2019 positiv aus: Neben einem weiteren Zuwachs im Bereich der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung wird ein anhaltender Abbau der Arbeitslosigkeit erwartet. Der Aufschwung bleibt, wird aber nicht mehr so stark ausgeprägt sein wie vor 2019“, erläutert Beger. „Allerdings wird es immer schwieriger, qualifizierte Fachkräfte zu finden. Daher setzen wir weiterhin verstärkt auf die berufliche Qualifizierung und den Ausbau der lebensbegleitenden Berufsberatung.“
Weitere Chancen bieten aus Sicht von Beger zum einen das Teilhabechancengesetz - es eröffne denjenigen, die schon lange vergeblich nach Arbeit suchen, eine neue Perspektive und ebne den Weg in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung für die Kunden der Jobcenter – und das Qualifizierungschancengesetz - dieses biete Beschäftigten die Möglichkeit der beruflichen Weiterbildung im Rahmen ihrer Tätigkeit beim Arbeitgeber. Die Arbeitsagenturen weiten mit Beginn des kommenden Schuljahres 2020/2021 die lebensbegleitende Berufsberatung aus. „Zu diesem Zeitpunkt bieten unsere Beratungsfachkräfte zusätzlich an den Berufsschulen diese neue Form der Beratung an. Unsere Beratungsfachkräfte verstärken ihre Präsenz, um die jungen Menschen bei er Berufswahl zu begleiten und um präventiv tätig zu werden“, erklärt Alexandra Fuchs, Geschäftsführerin Operativ der Arbeitsagentur Hildesheim.
Obgleich sich die konjunkturellen Aussichten für 2020 verbessert haben, gebe es laut Beger und Fuchs weiterhin einige Unsicherheiten für den Arbeitsmarkt. Immer häufiger würden Arbeitslose mit ihrer Qualifikation nicht zu den Bedarfen der Betriebe passen und der Fachkräftemangel in vielen Brachen werde zunehmend deutlich. Der demographische Wandel der Gesellschaft verschärfe diese Situation. „Wir müssen daher neben den bisherigen Bemühungen, Mitarbeitenden in den Betrieben Qualifizierung zu ermöglichen, auch unsere Anstrengungen verstärken, mithilfe des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz mehr Fachkräfte nach Deutschland zu holen und ihnen hier eine Bleibeperspektive eröffnen“, betont Beger. Das Gesetzt trete am 1. März 2020 in Kraft.