"Ein Klinikum ist kein Wirtschaftsbetrieb" - Marburger Bund fordert Umdenken

Andreas Hammerschmidt, Zweiter Landesvorsitzender des Marburger Bund Niedersachsen, fordert ein Umdenken: Ein Klinikum ist kein Wirtschaftsbetrieb – der Mensch muss vor dem Geld stehen.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: pixabay

Peine. In der vergangenen Woche meldete die AKH-Gruppe Insolvenz für das Klinikum Peine an (regionalHeute.de berichtete). Daraufhin forderte ver.di den Landkreis Peine und das Land Niedersachsen dazu auf sich zum Klinikum zu bekennen (regionalHeute.de berichtete. In einer Pressemitteilung des Marburger Bundes fordert nun auch Andreas Hammerschmidt, ein Umdenken. Ein Klinikum sei kein Wirtschaftsbetrieb. Die Stellungnahme veröffentlichen wir ungekürzt und unkommentiert.


„Es sind verheerende Signale, die die Insolvenz des Klinikums Peine inmitten der Corona-Krise aussendet. In Zeiten, zu denen der ärztlichen und nicht-ärztlichen Belegschaft eine bedeutendere Rolle denn je zukommt, medizinische Infrastrukturen lebensentscheidend sind und jedes Krankenhaus zählt, droht einem mittelgroßen Klinikum mit hoher regionaler Bedeutung die Abwicklung. Während ein breiter Rettungsschirm zur Hilfe der Krankenhäuser gespannt wird, ist die Zukunft des seit Jahren kriselnden Klinikums völlig offen.

Unsere Zeit ist geprägt von bislang nicht gekannten Unsicherheiten. Von heute auf morgen hat sich alles verändert, unser Alltag ist heute ein anderer als noch vor zwei Wochen. Was in Krisen besonders verunsichert, ist der Zustand der Ungewissheit. Für die rund 800 Angestellten des Peiner Krankenhauses herrscht diese Ungewissheit auch mit Blick auf ihre Jobs und die Vergütung von tausenden von Überstunden. Eine drohende finanzielle, ganz sicher aber große psychische Belastung.

‚Wir sind jeden Tag für euch da, trotz Corona und Insolvenz,‘ posteten Angestellte verschiedener Abteilungen in Peine in sozialen Medien und bezeugten so ihr Commitment: Tagtäglich setzen sie sich für ihre Patienten ein und kämpfen, damit der Betrieb aufrechterhalten werden kann – ohne zu wissen, wie es für sie selbst weitergehen wird. Nun gilt es zu zeigen, dass alle Verantwortlichen sich auch für sie einsetzen! Die Beschäftigten brauchen endlich Klarheit! Auch wenn alle Beteiligten betonen, Ziel sei der Erhalt des Klinikbetriebs und es werde alles getan, um die Zukunft der Arbeitsplätze zu sichern, so stehen eindeutige und belastbare Zusagen noch aus.

Wir fordern den Träger, die AKH-Gruppe mit Sitz in Celle, das Land Niedersachsen und den Landkreis Peine auf, endlich verbindliche Zusagen für die Zukunft zu treffen und somit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Perspektive zu geben, an der es schon so lange hapert. In der Vergangenheit litt die Belegschaft unter der Ungewissheit über die künftige Trägerschaft. Es gab Angebote privater Träger, Pläne zur Übernahme durch die Stadt Braunschweig und den Landkreis Peine – zu einem Abschluss kam es in keinem der Fälle. Nach der jahrelangen Hängepartie brauchen das Klinikum Peine, 2003 vom Landkreis Peine an die AKH-Gruppe aus Celle verkauft, und seine Belegschaft jetzt mehr denn je ein zukunftsfähiges Konzept.

Versucht man, etwas ‚Positives‘ an der Insolvenz zu finden, dann ist es wohl die Chance für ein grundsätzliches Umdenken: Ein Klinikum ist kein Wirtschaftsbetrieb – der Mensch muss vor dem Geld stehen! Gerade zu Zeiten von Corona, aber auch darüber hinaus.“


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