Ölsburg. Frei nach dem Motto: Für ein Krippenspiel ist man nie zu alt, zeigten am Abend des zweiten Weihnachtstages erwachsene Darsteller in der Trinitatis-Kirche ihr schauspielerisches Können. Als Vorlage diente die bekannte Geschichte „Hilfe, die Herdmanns kommen!“. Das berichtet der Evangelisch-Lutherische Kirchenkreis Peine.
„Die waren so schlimm, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Das waren wirklich die schrecklichsten Kinder von allen“, eröffnete Pastor Dominik-Christian Rohrlack den Abend. Dem pflichtete Kirchenvorsteher Reinhard Manke bei: „Der Vater ist auf einen fahrenden Zug aufgesprungen und verschwunden, die Mutter arbeitet den ganzen Tag. Sie haben ein dreckiges, gemeines Lächeln und die Fürsorge ist ständiger Gast.“
Trotz aller dieser Vorberhalte sollten die sechs Herdmann-Kinder aber nun beim Krippenspiel dabei sein. Schon bei den Vorbereitungen nerven sie die Leiterin mit unmöglichen Fragen, lassen Bierflaschen kreisen und prügeln sich fast vor dem Altar. Kein Wunder, dass da die „normalen“ Kinder gar keine Lust mehr haben, eine Rolle zu übernehmen. So ziehen schließlich die Engel zum Lied „Macht hoch die Tür“ in die Kirche ein und warten auf Maria und Josef, die sich aber Zeit lassen. Es folgen die Hirten, die vom Herdmann-Engel erstmal angeschnauzt werden. Schließlich betreten auch die Könige die Szenerie.
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„Jetzt bringen die auch noch einen Schinken mit. Den haben die doch sicher geklaut“, ruft einer der Hirten. „Nein, der ist aus ihrem eigenen Weihnachtspaket, das sie bekommen haben“, belehrt der Pastor sie eines Besseren und nimmt das etwas sonderbare Krippenspiel zum Anlass, auf das eigene Verhalten zu verweisen.
„Wir hatten alle schreckliche Befürchtungen, aber die Herdmanns haben unser Krippenspiel besser gemacht. Ist ein Schinken nicht ein viel besseres Geschenk als ein Haufen Öle und Wachse? Hat Maria nicht sogar geweint und ihr Kind mit allen Mitteln verteidigt? Auch ich habe manchmal vorgeprägte Meinungen. Das Stück macht mir Mut, Menschen in all ihrer Verschiedenheit zu akzeptieren“, bekräftigte Pastor Rohrlack. Die tolle Leistung der Darsteller belohnten die Gottesdienstbesucher mit reichlich Applaus. Zugleich rief Pastor Rohrlack dazu auf, sich zu überlegen, ob man nicht beim Krippenspiel 2020 dabei sein möchte. „Wir hatten dieses Mal Schauspieler im Alter zwischen 13 und 80 Jahren – jeder ist willkommen, der einmal dabei sein möchte“, sagte er abschließend.
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