Moderne Technik im Einsatz für den Feldhamsterschutz

Der Landschaftspflegeverband Peine hat durch ein Förderprogramm einen sogenannten Strohstriegel erhalten. Was es damit auf sich hat, verrät das Landvolk Braunschweiger Land.

Übergabe des Strohstriegels an die Landwirte mit Vertretern des Landkreises, der Umweltverbände, der Landwirtschaftskammer und des Landvolkes.
Übergabe des Strohstriegels an die Landwirte mit Vertretern des Landkreises, der Umweltverbände, der Landwirtschaftskammer und des Landvolkes. | Foto: privat

Ilsede. Der Landschaftspflegeverband Peine e.V. hat durch ein Förderprogramm der Bioland Stiftung einen sogenannten Strohstriegel erhalten. Die Vorstellung des Gerätes fand Ende September in Gadenstedt statt. Darüber und wie damit dem Feldhamster geholfen werden kann berichtet das Landvolk Braunschweiger Land in einer Pressemitteilung



Feldhamster leben in Agrarlandschaften und gehören mittlerweile zu den am stärksten bedrohten Säugetierarten. Eines der wenigen Verbreitungsgebiete liege auf den guten Böden im Braunschweiger Land. Daher bieten einige Landkreise und Städte in der Region Braunschweig, darunter auch der Landkreis Peine, Vertragsnaturschutzmaßnahmen zum Feldhamsterschutz an.

Maßnahme „Hohe Ähre“


Feldhamster benötigen nach der Getreideernte Schutz und Deckung sowie reife Getreidekörner, die sie als Wintervorrat in ihren Bau eintragen können. Bei der speziell für den Feldhamsterschutz entwickelten Maßnahme „Hohe Ähre“, erfolgt die Ernte mit hochgestelltem Mähwerk unterhalb der Getreideähren und die Stoppelfelder werden erst ab Oktober bearbeitet.

Strohstriegel zur schonenden Verteilung und Bedeckung des Saatgutes.
Strohstriegel zur schonenden Verteilung und Bedeckung des Saatgutes. Foto: privat


Zum Feldhamsterschutz sollen die Felder mit den hohen Stoppeln möglichst lange bis in den Herbst hinein unbearbeitet bleiben, solange bis ab etwa Oktober bei den Feldhamstern die Winterruhe beginnt. Dadurch werde der Zeitraum für die Bodenbearbeitung und Aussaat der Winterkulturen im Herbst sehr eng. Das Wetter im Herbst spiele auch eine entscheidende Rolle für die Aussaatbedingungen.

Hinzu kommen noch die Vorgaben der Düngeverordnung. Diese schreibt vor, dass in den als nitratbelastet eingestuften „Roten Gebieten“ vor dem Winter eine Zwischenfrucht angebaut werden muss, wenn im nächsten Jahr eine Sommerkultur ausgesät und gedüngt wird. Auch außerhalb dieser „roten Gebiete“ gibt es Vorgaben in der Düngeverordnung, die für einige Kulturen Termine festlegen, bis wann die Aussaat erfolgt sein muss, damit im Herbst noch mit Stickstoff gedüngt werden darf.

Aussaat einer Zwischenfrucht


Wie können die Belange des Feldhamsterschutzes mit den landwirtschaftlichen Vorgaben in Einklang gebracht werden? Die Idee kam von einigen Landwirten: Sie testeten die Aussaat einer Zwischenfrucht mit Hilfe einer Agrardrohne. Dieses Verfahren wird erst seit wenigen Jahren in der Praxis angewandt. Dabei wird das Saatgut wenige Tage vor der Ernte direkt in das noch stehende Getreide hinein gestreut und das bei der Ernte herabfallende Stroh übernimmt die Aufgabe der Saatabdeckung.

Um den Feldhamsterschutz zu berücksichtigen, wurde im letzten Jahr die Aussaat Anfang September getestet. Bei der späten Aussaat fehlte aber die Bedeckung der Saat, die dadurch nur lückenhaft aufging. Abhilfe kann die Bearbeitung mit einem Strohstriegel nach der Drohnensaat schaffen. Dadurch wird der Boden aufgekratzt, das Saatgut besser verteilt und die Saat bedeckt, ohne die hohen Stoppeln umbrechen zu müssen. Eine nur ganz flache Bearbeitung schont zudem die Kleinstlebewesen im Boden.

Erfolgreich eine Förderung beantragt


Strohstriegel kommen hauptsächlich im ökologischen Landbau zum Einsatz, aber konventionelle Ackerbaubetriebe haben selten einen Strohstriegel. Gemeinsam mit Volker Meier, Geschäftsführer des Landvolkes Braunschweiger Land e.V. sowie der Landschaftspflegeverbände Wolfenbüttel und Peine und der Beraterin zum Biotop- und Artenschutz der Landwirtschaftskammer, Martina Diehl, wurde nun nach einer Fördermöglichkeit zur Anschaffung eines Strohstriegels gesucht.

Ein passendes Förderprogramm bot die Initiative „Höfe.Bilden.Vielfalt“ der Bioland Stiftung. Um die Förderung zu nutzen, wurde ein Projektantrag verfasst und bei der Stiftung eingereicht. Das Förderprogramm „Höfe.Bilden.Vielfalt“ wird durch Spenden an die Stiftung finanziert und hat die Unterstützung innovativer Projekte zur Stärkung der Artenvielfalt in der Landwirtschaft zum Ziel.

Die Projektidee stoß bei der Stiftung auf Interesse. Sie wendet dem Landschaftspflegeverband Peine e.V. als gemeinnützige Organisation einen Strohstriegel zu, der kostenfrei an die Landwirte verliehen wird, die am Feldhamsterschutzprojekt teilnehmen und die Zwischenfrucht mit einer Drohne beziehungsweise alternativer Technik oberflächlich ausbringen möchten. Die Lieferung des Strohstriegels übernahm ein regionaler Landmaschinenhändler.

Maschineneinweihung in Gadenstedt


Ende September lud der Landschaftspflegeverband Peine e.V. Landwirte, Landwirtschaftskammer, Landvolk, Landkreis sowie Naturschutzverbände zur Maschinenvorführung auf einem abgeernteten Getreidefeld des Landwirts Christian Stoewenau nach Gadenstedt ein. Dieses Feld war zur Ernte 2022 die Pilotfläche für den Start der vom Landkreis Peine geförderten Vertragsnaturschutzmaßnahme zum Feldhamsterschutz „Hohe Ähre“. Mittlerweile nehmen acht Landwirtschaftsbetriebe daran teil, so dass die Maßnahmenfläche von etwa. 2,5 auf über 100 Hektar angewachsen ist.

Linda Dack von der Ökologischen NABU-Station Aller/Oker berichtete über die Aktivitäten der Station zum Feldhamsterschutz und vor allem über die Bestandserfassungen auf den landwirtschaftlichen Flächen, bei denen mit ehrenamtlicher Unterstützung nach Feldhamsterbauen gesucht wird. Positiven Anklang fand das Projekt auch beim anwesenden Vorsitzenden der Peiner Biologischen Arbeitsgemeinschaft, Hans-Werner Kuklik.

Ziel für die Landwirtschaft sei ein dichter Zwischenfruchtbestand, der das Bodenleben fördert, die Verdunstung minimiert und die Zersetzung der langen Stoppel begünstigt, so dass die nachfolgende Bewirtschaftung durch die Masse an Stroh nicht behindert wird. Die Feldhamster werden durch die lange Ruhephase nach der Getreideernte unterstützt und sie erhalten Schutz, Deckung und ein zusätzliches Nahrungsangebot durch das lange Stroh, auf dem Feld verbleibende Ähren und die aufwachsende Zwischenfrucht.

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