Peine. Zahlreiche Interessierte aller Altersstufen informierten sich am Aktionstag der Friedhofsverwaltung und des Evangelischen Trauerhauses zu Grabformen und Bestattungsarten.
Bei einem ausführlichen Rundgang erläuterten Friedhofsleiterin Barbara Grobe und Trauerhausleiter Frank O. Witt die Besonderheiten der einzelnen Felder auf dem Friedhof der St. Jakobi-Kirchengemeinde an der Gunzelinstraße.
Allgemeines Interesse weckten die „Grabstellen mit rückfahrbarer Pflege“: „Am Anfang“, wusste Grobe zu berichten, „ist Grabpflege oft sehr hilfreich“, denn Trauerarbeit gehe auch durch die Hände; später mit zunehmendem Alter der Hinterbliebenen könne dann der Pflegeaufwand zurückgefahren werden.
In einem neuen naturnahen Grabfeld ist geplant, die Gräber als Doppelstellen zu vergeben, sodass Ehepartner auch nach dem Tod nebeneinander zur Ruhe kämen. Der Name der Verstorbenen werde auf bündig im Boden eingelassenen Platten festgehalten, denn „Gott hat uns bei unserem Namen gerufen“ wies Frank O. Witt vom Evangelischen Trauerhaus auf die bleibende Bedeutung des Namens hin.
Barbara Grobe und Frank O. Witt mit Teilnehmern der Führung an der Linde für naturnahe Urnenreihenbestattungen Foto: Ev.-luth. Kirchenkreis Peine
Besonders beeindruckt zeigten sich die Besucher während des Rundgangs auf der Lichtung für kleine Seelen. Dort würden, erläuterte der Theologe, „Lichtkinder beigesetzt, die mit weniger als 500 Gramm Geburtsgewicht viel zu früh tot zur Welt kämen, bevor sie eigentlich gelebt“ hätten. Für die verhinderten Eltern sei ein konkreter Ort für ihre Trauer besonders wichtig.
Auch das Kinderfeld ließ die Rundgangsteilnehmer nachdenklich werden: Ein unvollendetes Puzzle mit fehlenden Teilen zeigt, dass hier ein kleiner Mensch zu früh gestorben ist. „Das unvollendete Puzzle steht für offene Fragen, hier ist jemand noch nicht fertig mit dem Tod“, deutete der Seelsorger und führte mit Verweis auf die Bibel weiter aus: „Vieles bleibt hier fragmentarisch“.
Wichtig ist sowohl Grobe als auch Witt, die zahlreichen Beratungsmöglichkeiten, auch die unentgeltlichen, zu nutzen. „Nehmen wir uns rechtzeitig die Zeit, über unseren Tod und wie wir ihn uns vorstellen und wünschen, nachzudenken und mit den Angehörigen zu sprechen“, rieten beide ernsthaft, um sodann hinterherzuschicken: „Und dann gehen Sie und leben Sie!“
Mit Blick auf die verschiedenen Aufgaben der Trauer vom Überleben „als rohe Aufgabe“ über Begreifen „durchaus auch im Wortsinn als Anfassen des Toten“ bis zu einem Neusortieren des eigenen Lebens standen die beiden Organisatoren des Aktionstages bei Kaffee, Gebäck und Büchertisch der Stadtbibliothek noch engagiert für Fragen zur Verfügung.
mehr News aus Peine