Peine. Im Kreismuseum fand am heutigen Montagabend wieder ein Vortrag des Kreisheimatbundes statt. Es ging um die Kartoffelkrankheit und die daraus folgende Nahrungskrise in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Auch unser Landkreis war betroffen.
Referent war der Historiker Dr. Ansgar Schanbacher. Er erklärte, dass die Kartoffel schon damals als Grundnahrungsmittel für die gesamte Bevölkerung eine hohe Bedeutung hatte. Doch die unentbehrlichen Kartoffeln wurden ungenießbar. „Die Nahrungskrise wurde verursacht durch eine Kombination aus einer Krankheit und Fäule“, meinte der Wissenschaftler. Innerhalb weniger Tage wurde ein Großteil der Früchte durch die Krankheit zerstört, die Verzweiflung der Bauern war damals groß.
Auch vor unserer Region machte die Krise nicht halt. Die Gemarkung Bortfeld war von der Kartoffelkrankheit und den resultierenden Missernten besonders stark betroffen. Außerdem der Landstrich zwischen Essinghausen und Wipshausen. Der Grund waren die feuchten Böden, die der Fäule besonders zuträglich waren.
War das Tanzen schuld?
Das Braunschweiger Ober-Sanitätskollegium reagierte rasch und gab der Bevölkerung Hinweise, wie mit der Krise umzugehen sei, zum Beispiel die Kartoffeln trocken zu lagern. Auf der einen Seite verfolgten die Verantwortlichen einen naturwissenschaftlichen Ansatz, jedoch kursierten auch religiöse Interpretationen. Abergläubische Zeitgenossen hatten zum Beispiel das Tanzen der Polka als Grund für die Notsituation ausgemacht.
In den Städten gaben Hilfsvereine einen Eintopf, "Rumford'sche Suppe" genannt, aus - es gab sogar Lebensmittelkarten. Die Obrigkeit verteilte außerdemNotstandsarbeiten an die Hungernden, das waren eine Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Sowollte man Aufstände verhindern und beugte gleichzeitig einer Hungersnot vor. So kam das Peiner Land vergleichsweise glimpflich durch die Krise, an der Nordseeküsteund in Schlesien war die Not noch größer.
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