Didderse. Die 36-jährige Tanja H. aus Didderse staunte am vergangenen Dienstag nicht schlecht, als sich plötzlich ein Skorpion in ihrem Whirpool breit machte. Wie der NABU vermutet, könnte das Tier über Tulpenzwiebeln in die Wohnung der alleinerziehenden Mutter geraten sein. Der Baumarkt, bei dem die angeblich aus Holland stammenden Zwiebeln gekauft wurden, hielt diese Theorie ebenfalls für plausibel.
Tulpenzwiebeln werden zwar oft in Europa vermarktet, aber neben Holland auch in vielen anderen Ländern und sogar in Afrika gezogen. Für Tanja H. kam diese Information etwas zu spät - nach der anfänglichen Unsicherheit über die Spezies, die da ihr Badezimmer bewohnte, rief sie den Freund ihrer Tochter zur Hilfe - dieser bestätigte ihr den üblen Verdacht, dass es sich dabei um einen Skorpion handelte.
Sicher ist sicher
Tanja H. lief in die Küche und stülpte ein Glas über den Skorpion. Der zuerst gerufene Kammerjäger musste allerdings passen, das war ihm zu heiß. Tanja H.: "er hätte an mir richtig viel Geld verdienen können, selbst 1.000 Euro hätte ich bezahlt". In ihrer Not rief sie als Nächstes die Polizei an, die den Kontakt zum NABU herstellte. Erst am nächsten Tag konnte der kleine Skorpion dann ins NABU-Artenschutzzentrum nach Leiferde gebracht werden. Für die Familie war diese Wartezeit mit großem Unbehagen verbunden, mussten sie doch noch eine ganze Nacht mit dem Untermieter verbringen. Mit etwas Überwindung wurde das Tier in eine Tupperdose verfrachtet, diese wurde nochmals mit Panzertape abgesichert, und weil das nicht sicher genug erschien, hatte die Frau ihre Badezimmertür ebenfalls mit Panzertape "hermetisch" abgeriegelt. Am nächsten Tag konnte der kleine Freund dann zur Auffangstation des NABU in Leiferde gebracht werden.
Artenschutzzentrum ist wenig überrascht
In Leiferde war man weniger überrascht von dem Besucher als in Didderse. Wie Geschäftsführerin Barbara Rogoschik erklärt, hätte man es häufiger mit Skorpionen oder Geckos zu tun, die Leute mit ihrem Gepäck aus dem Urlaub mitbringen. In diesem Fall könnten die Blumenzwiebeln tatsächlich der Ursprung des Didderser Skorpions sein. Grund zur Panik sei das laut Rogoschik aber nicht: "Das ist eine Euscorpius-Art, die im Prinzip wenig Gift hat. Wenn der Sie sticht, ist es im Grunde wie ein Wespenstich. Wobei man ja leider auch nie weiß, wie man auf Gift reagiert, da ist ja jeder Mensch anders." Die Euscorpius-Arten leben tatsächlich in Europa, südlich von Frankreich. Sie erreichen Körperlängen von bis zu fünf Zentimetern. "Dort sind die auch in die Häuser mit eingezogen und wohnen da in kleinen, dunklen Ritzen und nehmen kleine Spinnen und Kerbtiere (Anm. d. Red.: Insekten) auf. Die Leute sehen das dort alles ganz entspannt."
Skorpion starb im Artenschutzzentrum
Im Artenschutzzentrum in Leiferde hat der Skorpion sein Leben ausgehaucht. Hier gut zu erkennen - eine der Scheren fehlt. Die Ursache ist unbekannt. Foto: NABU
Überlebt hat der Skorpion nach dem Transport ins Artenschutzzentrum nicht lange. Transport und das kühle Klima hatten ihm wohl zugesetzt. Außerdem fehlte dem Tier eine Schere. "Wir hätten ihn gerne noch weitergepflegt, das tun wir immer mit Skorpionen. Irgendwann geben wir die dann auch ab in öffentlich geführte Einrichtungen, Zoos, Tierparks, wo die Tiere dann wirklich bis ans Ende ihres Lebens bleiben können und wo Besucher sie noch betrachten können, um ein bisschen was über die Lebensweise zu erfahren." Tanja H. wird diese Erfahrung wohl nicht vergessen. Über Skorpione weiß sie jetzt wohl unerwartet mehr als viele andere Gifhorner.
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