Leipzig. Die Einkesselung von linken Protestlern in Leipzig hat in der Nacht von Samstag auf Sonntag über zehn Stunden gedauert. Nach Polizeiangaben befanden sich spätestens ab 20:30 Uhr rund 300 Personen am Heinrich-Schütz-Platz "in einer polizeilichen Maßnahme".
Es handele sich dabei um eine Gruppierung, aus der heraus Polizeibeamte auf der Karl-Liebknecht-Straße attackiert und mit Steinen beworfen worden sein sollen. Von sämtlichen Personen wurde dann über Stunden die Identität ermittelt. "Vereinzelt kam es zu Ausbruchsversuchen der Umschlossenen. Einsatzbeamte unterbanden dies", teilte die Polizei mit.
Zeugen sprachen von teils menschenunwürdigen Bedingungen und Willkür der Polizei. Die Beamten räumten ein, dass sich im Kessel auch mehrere Minderjährige befanden, "die priorisiert betrachtet werden", wie es hieß. Alle in der Umschließung betroffenen Personen seien durch die Polizei versorgt worden, auch ein mobiles WC hatten die Beamten parat. Am Morgen blieb dann eine vermüllte Fläche mit zahlreichen "Rettungsdecken" übrig, Goldfolien, die zum Wärmeschutz verteilt worden waren.
Im Stadtteil Connewitz lieferten sich Linke und Polizei unterdessen ähnlich wie in der vorherigen Nacht Scharmützel, immer wieder brannten Barrikaden, eine Polizeiwache wurde mit Gegenständen beworfen. Linke Gruppen hatten für Samstag zu Solidaritätsbekundungen in Leipzig aufgerufen, nachdem am Mittwoch mehrere Linksextremisten um Lina E., die zuletzt im Stadtteil Connewitz wohnte, zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden waren, weil sie mit äußerster Gewalt Rechtsradikale verprügelt haben sollen - die sogenannte "Hammerbande". Lina E. wurde allerdings sofort nach dem Urteil auf freien Fuß gesetzt, weil sie schon über zwei Jahre lang in U-Haft saß. Ins Gefängnis müssen dagegen fünf in der vergangen Nacht in Leipzig festgenommene Männer im Alter von 20 bis 32 Jahren, die am Samstag dem Haftrichter vorgeführt wurden.
Es wurde antragsgemäß gegen alle fünf Personen Haftbefehl wegen schweren Landfriedensbruches erlassen.
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