Polizei warnt vor Telefonbetrug: Ältere Angehörige sollen informiert werden

Schaden in Millionenhöhe. Betrugsversuche übers Telefon haben einen neuen Höchststand erreicht. Doch wer sind die Täter und wie kann man sich schützen? regionalHeute.de hat mit der Polizei gesprochen.

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Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Region. Immer wieder werden besonders ältere Menschen in der Region Opfer von Betrugsversuchen. Eine häufige Form ist der Telefonbetrug, der für die Täter mit wenig Aufwand verbunden ist und sogar aus dem Ausland möglich ist. So verwundert es nicht, dass dieses Deliktfeld auch in der aktuellen polizeilichen Kriminalstatistik einen deutlichen Aufschwung erlebt. Doch was können die Menschen tun, um sich zu schützen und wer sind die Täter? regionalHeute.de fragte bei der Polizeidirektion Braunschweig nach.



Die Masche der Täter ist einfach, sie geben sich dabei als falsche Polizeibeamte aus, sorgen mit Schockanrufen für Angst und Schrecken bei ihren Opfern und verleiten sie so, hohe Geldsummen auf ein Konto zu überweisen. Auch der Enkeltrick wird häufig verwendet, dabei geben sich die Anrufer als Angehörige aus, schildern persönliche Probleme und versuchen so an eine "finanzielle Hilfe" zu kommen.

Diese Fälle stiegen laut aktueller Kriminalstatistik bereits im fünften Jahr in Folge erneut stark an. In beiden Deliktsfeldern blieb die Tat zwar in mehr als 75 Prozent erfolglos - trotzdem wurden die Opfer um enorme Summen gebracht.

Beim „Enkeltrick“ wurden im Jahr 2022 in der Region 326 vollendete Taten und 1.074 Versuche verzeichnet. 2021 sind die Täter in 34 Fällen erfolgreich gewesen und in 625 bei der Tatausübung gescheitert. Insgesamt lag die Schadenshöhe der erlangten Güter 2022 bei 1.345.945 Euro im Jahr 2021 waren es noch rund 75.378 Euro.

Auch beim Auftreten als „falsche Polizeibeamte“ gelangten die Täter an enorme Vermögenswerte ihrer Opfer. 1.015 Versuchstaten dieses Delikts wurden im Jahr 2022 registriert (1.003 in 2020). Bei 91 vollendeten Taten entstand ein Schaden von über 1.648.690 Euro. Das ist erneut der höchste Wert der letzten zehn Jahren.

Wer sind die Täter?


Die Polizei geht davon aus, dass es sich beim Täterkreis in der Regel um gut organisierte Banden oder bandenähnliche Strukturen mit Sitz im Ausland handeln dürfte. Dort würden entsprechende Callcenter betrieben. Regionale beziehungsweise in Deutschland agierende Tätergruppen seien jedoch auch möglich.

Typische Opfer der Betrüger


In der Regel seien gezielt zum Teil hochbetagte Senioren betroffen. Das Phänomen der Kontaktaufnahme über SMS und das Ausgeben als Sohn oder Tochter betreffe aber auch Menschen im mittleren Alter.

An die Kontaktdaten kommen die Kriminellen, indem sie Telefonbucheinträge nutzen. Ganze Namen, also heute nicht mehr geläufige Vornamen sowie kurze und damit scheinbar alte Telefonnummern lassen auf einen Seniorenhaushalt schließen. Zudem könnten persönliche Daten (Preisausschreiben, Gewinnspiele, Einkäufe und so weiter) in falsche Hände geraten und von den Tätern genutzt werden.

"Deshalb ist ein sensibler Umgang mit den eigenen Daten anzuraten. Es kann auch sinnvoll sein, den Telefoneintrag löschen zu lassen. Letztlich schützt nur die Beantragung einer neuen und geheim gehaltenen Telefonnummer, die auch nur einem eng begrenzten Personenkreis bekannt sein sollte. Es werden jedoch auch Anrufbots benutzt, die Kontakt über eine Mobilfunkverbindung via SMS aufnehmen und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen um eine Kontaktaufnahme zu einem vermeintlichen Angehörigen oder Bekannten erbitten", warnt die Polizei.

Der Polizei bleibt oft nur die Prävention


Doch was unternimmt die Polizei gegen dieses Phänomen? Wo liegen eventuell die Schwierigkeiten bei der Aufklärung? Die Polizei informiere die Öffentlichkeit gezielt über die Presse oder ihre sozialen Medien. Grundsätzlich versucht man die Zielgruppen, also die Senioren, aber auch deren Angehörige zu erreichen. Auch bei wiederkehrenden Präventionsveranstaltungen (beispielsweise Altenkreise oder ähnlichen Treffen) werde das Thema angesprochen und erörtert. Die in diesem Zusammenhang informierten Senioren dienten anschließend als sogenannte "Multiplikatoren" und könnten anderen Mitmenschen dann entsprechende Fragen beantworten.

Weiterhin würden Senioren- und Pflegestützpunkte mit eingebunden. Das vorgehaltene Präventionsmaterial werde dort dann verteilt. Teilweise seien auch gezielt Seniorenhaushalte mit einem persönlichen Anschreiben und der Überreichung von Präventionsmaterialien informiert worden.

Die örtlichen Banken / Kreditinstitute sind zudem eng eingebunden und informiert. Sie unterstützen die polizeilichen Bemühungen durch abgestimmte Maßnahmen, wie zum Beispiel Aushängen von Warnplakaten im Foyer, in der Nähe von Geld- und Überweisungsautomaten. So konnten schon viele Betrugsversuche verhindert werden, weil aufmerksame Bankmitarbeiter die Not der Betroffenen bemerkt hatten und skeptisch geworden sind. Oftmals wurde dann einfach die Polizei hinzugerufen und der Betrug ist aufgeflogen.

Opfer bleiben auf Schaden sitzen


"Leider erstatten noch immer nicht alle Geschädigte eine Strafanzeige, da dies oft sehr unangenehm ist. Auch scheuen sich oftmals die Betroffenen, mit ihren Angehörigen über ihre Rolle als Geschädigte zu sprechen", erklärt die Polizei.

Doch können die Geschädigten ihr Geld wiederbekommen, wenn der Schwindel aufgeflogen ist? Das sei leider oft nicht der Fall. Die Erfahrung zeige, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass Betroffene Ihr Geld zurückerhalten - die Täter sitzen oftmals im Ausland und entziehen sich der Strafverfolgung.

Wie kann man sich schützen? Tipps der Polizei


Auf unsere Anfrage hin teilte die Polizei ein paar generelle Tipps mit, wie man verhindern kann, Opfer eines solchen Betrugs zu werden. Es sei aber auch wichtig, diese Hinweise seinen Angehörigen mitzuteilen - besonders, wenn sie zur Hauptzielgruppe gehören.

Besonders wichtig sei ein sensibler Umgang bei der Weitergabe eigener Daten wie beispielsweise der eigenen Telefonnummern. Ist die Nummer schon alt oder öffentlich einsehbar, kann gegebenenfalls eine Löschung des Telefonbucheintrages Schlimmeres verhindern.

Auch wichtig sei der Hinweis, dass niemals ein Polizist, ein Arzt, ein Anwalt, ein Richter oder sonstige Amtsperson am Telefon auffordern, Geld auszuhändigen, zu überweisen oder zu deponieren. Sollten solche Anweisungen kommen, ist von einem Betrug auszugehen. Man sollte sich dabei auch nicht einreden lassen, zur Verschwiegenheit und Mitarbeit verpflichtet zu sein.

Man soll stets Rücksprache mit seinen Angehörigen halten. Dafür sollte man nicht den automatischen Rückruf nutzen (zurückrufen), sondern die bekannte Nummer selbst wählen.

Eine gute Abwehr sei es, einen fraglichen Anruf einfach zu beenden. Man solle auflegen und keine Auskünfte über die eigene Lebenssituation und Vermögensverhältnisse preisgeben. Über dies solle man niemals Geld oder Wertsachen an fremde Personen aushändigen.

Die Polizei hilft immer


Im Zweifelsfall kann man sich immer an die Polizei wenden. Dafür kann auch die Notrufnummer 110 genutzt werden. Wichtig sei, dass man weiterhin seiner örtlichen Polizei und auch der eigenen Bank vertraut - egal, was die Anrufer behaupten.

"Die Polizei steht ihnen immer mit Rat und Hilfe zur Seite. Sie können sich immer an ihre nächst gelegene Dienststelle wenden, wenn sie auffällige Anrufe erhalten haben. Händigen sie niemals Geld und Wertsachen an Fremde aus. Bitte sprechen sie immer mit Personen ihres Vertrauens, wenn die Gefahr besteht, dass sie die Geschädigte in einem Betrugsverfahren werden könnten", so die Polizei abschließend.


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