Popkultur am Ende? Aus für den Niedersächsischen [pop]award

Nach der Premiere im letzten Jahr wird es keine Fortsetzung geben. Harte Kritik äußern die Organisatoren in Richtung Rot-Grüner Landesregierung.

Symbolbild
Symbolbild | Foto: pixabay

Niedersachsen. Trotz erfolgreichem Debüt verkünden die Organisatoren des [pop]awards nun dessen Aus. Vor genau einem Jahr, am 17. Januar 2024, hatte man vor vollem Haus mit zahlreichen Künstlern, Veranstaltern und Mitgliedern des Landtags den ersten niedersächsischen [pop]award in Hannover verliehen. Offenbar eine einmalige Angelegenheit, wie das Bündnis popNDS in einer Pressemeldung berichtet.



Herausragender Nachwuchs, Künstler, Festivals, Venues aus Niedersachsen wurden für das Jahr 2023 prämiert, große Worte über die Bedeutung von Popkultur für Lebensqualität und Zusammenhalt seien geschwungen worden, selbst Ministerpräsident Stephan Weil habe allen viel Erfolg gewünscht und die Notwendigkeit einer Fortsetzung verkündet.

"Bei guten Wünschen geblieben"


Ein Jahr ist vergangen, leider sei es nur bei guten Wünschen geblieben und als Konsequenz habe das veranstaltende Bündnis popNDS nun entschieden, den [pop]award abzuschaffen. Das Spotlight auf die herausragenden Akteure im vergangenen Jahr werde nicht gesetzt. Die einzige Würdigung von Popkultur und Musikwirtschaft in Niedersachsen sei Geschichte.

Im Koalitionsvertrag hieß es noch:
„Keine Branche ist so lange und so stark durch die Corona-Krise betroffen wie unsere Kultur- und Veranstaltungswirtschaft. Sie spielt nicht zuletzt als Ort der musikalischen Prägung und für die Nachwuchsförderung eine wichtige Rolle und bietet Künstlerinnen und Künstlern, Musikerinnen und Musikern und Bands eine Bühne und Jobs und Aufträge für verwandte Gewerke, Soloselbständige, Kreative und andere Akteure aus der Kultur- und Kreativwirtschaft. Wir werden dabei insbesondere auch die Situation der Live-Musikspielstätten, der Clubkultur und Festivals aller Größen im Blick behalten. Wir sind uns im Hinblick auf den Erhalt unserer Kulturlandschaft der großen Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft insgesamt bewusst und wollen eine bestmögliche Verzahnung zwischen den Ressorts von Kultur und Wirtschaft gewährleisten.“


Arbeit des Bündnisses ist gefährdet


Geschehen sei in der gesamten bisherigen Regierungszeit fast nichts und auch im Jahr 2025 werde sich nach Blick in den Haushalt wenig daran ändern. "Eine Summe von 130.000 Euro wäre nötig gewesen. Das bedeutet nicht nur das Ende des [pop]awards, auch die weitere Arbeit des Bündnisses und die Entwicklungschancen der Popkultur sind gefährdet", heißt es in der Pressemitteilung.

Gunnar Geßner aus dem Vorstand vom KlubNetz sagt: „Der Festivalsommer wird hart, Clubs werden schließen und wo sind die neuen Teams, die auch in Orten wie Halen, Schapen oder Ebergötzen etwas auf die Beine stellen wollen? Popkultur scheint sich in der Prioritätenliste der rot-grünen Koalition weit hinten einzuordnen. Kultur für junge Menschen spielt eine kleine Rolle. Die Bewahrung bestehender Kultur ist Leitlinie und kein Wille zur Gestaltung der Club- und Festivalkultur in Sicht.“

"Das Land wird auch auf diesem Feld immer ärmer“


Sina Hensel vom Musikland Niedersachsen ergänzt: „Es ist sicherlich dramatisierend, vom Ende der Popkultur in Niedersachsen zu sprechen, aber ohne Unterstützung wird es immer, immer schwerer, die gewaltigen post-pandemischen Hürden dieser Krisenzeiten zu nehmen – damit wird das Land auch auf diesem Feld immer ärmer.“

Vera Lüdeck von der LAG Rock stellt fest: „Wir merken es bereits jetzt in unserer Nachwuchsarbeit: Es sind immer weniger mutige junge Menschen, die sich auf den immer weniger werdenden Bühnen musikalisch ausdrücken, um damit Berufung oder auch Beruf zu finden.“

"Nachwuchsarbeit braucht Vorbilder"


Markus Lüdke, künstlerischer Geschäftsführer der Landesmusikakademie Niedersachsen, bedauert: „Eine Nachwuchsarbeit in der Popkultur, wie wir sie in Wolfenbüttel betreiben, braucht positive Vorbilder. Mit dem [pop]award haben wir es zusammen mit dem Land geschafft, eine überregionale Bühne für niedersächsische Pop-Acts zu schaffen. Der [pop]award hat es geschafft, dass neben die altbekannten niedersächsischen Stars, neue Künstler ins Rampenlicht getreten sind. Die mit so viel Erfolg gestartete Bühne nun gleich leichtfertig wieder abzureißen, tut weh.“

Matthias Möhle betont als Präsident des Landesmusikrats: „Das Ende des [pop]awards ist bedauerlich für die gesamte Musikszene. Als Landesmusikrat engagieren wir uns für die Vielfalt der Musikkultur und besonders im Bereich der Popularmusik sehen wir großen Handlungsbedarf.“


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