Region. In Zeiten hoher Lebensmittelpreise greifen Verbraucher vermehrt zu den günstigeren Eigenmarken der Supermärkte und Discounter, sagt die Verbraucherzentrale Niedersachsen. Ob die Verbraucher dabei auf Qualität verzichtet müssen, haben die Verbraucherzentralen Hamburg und Niedersachsen in einem Marktcheck untersucht.
In einer beispielhaften Stichprobe von 86 Produkten aus dem Frühstückssegment haben sie dem Markenprodukt des jeweiligen Marktführers die konventionellen und Bio-Eigenmarken gegenübergestellt. Neben dem Preis wurden Zutaten und ausgewiesenen Qualitätsanforderungen sowie ergänzend Testergebnisse von Öko-Test betrachtet. Das Ergebnis: Bio-Eigenmarken würden sowohl beim Preis als auch bei der Qualität überzeugen. Der meist hohe Aufpreis für Markenprodukte sei für Verbraucher nicht nachvollziehbar.
Bio häufig günstiger
„Wie der Marktcheck zeigt, sind nicht nur die konventionellen Eigenmarken, sondern auch die Bio-Varianten meist deutlich günstiger als das herkömmliche Markenprodukt“, erklärt Constanze Rubach, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Einzige Ausnahme bildet Zucker, bei dem das konventionelle Markenprodukt günstiger ist als Bioprodukte der Eigenmarken. Besonders groß sind die Preisunterschiede im Marktcheck bei Früchtemüsli, Haferflocken, Kaffee und Erdbeerjoghurt. „Hier kosten die Bio-Eigenmarken bis zu 40 Prozent weniger als das vergleichbare konventionelle Markenprodukt“, so Rubach. Zusätzliche Zertifizierungen wie ein Bio-Verbandssiegel (bei Haferdrink und Haferflocken) oder das Fairtrade-Siegel (bei Kaffee) würden dabei nicht zwangsläufig einen höheren Preis bedeuten.
Im Vergleich zu konventionellen Eigenmarken müssen Verbraucher für den Marktführer von Haferflocken, Toast, Erdbeerjoghurt und Erdbeerkonfitüre sogar etwa doppelt so viel, für Früchtemüsli nahezu dreimal so viel zahlen.
Bio-Produkte überzeugen bei Zusammensetzung
Die Bio-Eigenmarken können oft auch bei den Inhaltsstoffen punkten. „Die getesteten Bio-Konfitüren enthalten im Schnitt etwas weniger Zucker als das konventionelle Vergleichsprodukt. Die Bio-Erdbeerjoghurts haben durchschnittlich den höchsten Frucht- und geringsten Zuckeranteil und kommen zudem ohne Aromen aus“, so die Ernährungsexpertin. Untersuchungen von Öko-Test zeigen zudem: Bio-Produkte weisen meist geringere Schadstoff- beziehungsweise Pestizidrückstände auf (Früchtemüsli und Haferflocken).
Mehr Transparenz bei Preisgestaltung und Inhaltsstoffen
Der Marktcheck zeigt: Anhand der Informationen auf der Verpackung lässt sich nicht ableiten, was den oftmals mehr als doppelt so hohen Preis der Marktführer gegenüber den Eigenmarken rechtfertigt. „Sie punkten weder durch transparente Qualitätssiegel, noch mit gesünderen Rezepturen. Die Bio-Varianten der Eigenmarken schneiden trotz des zusätzlichen Bio-Standards nahezu überall preislich besser ab“, fasst Rubach die Ergebnisse der Stichprobe zusammen.
Zwar ist auch der Geschmack ein wichtiges Qualitätskriterium, das bei dem Marktcheck nicht berücksichtigt werden konnte. „Der Preisunterschied sollte für Verbraucherinnen und Verbraucher aber schon im Supermarkt nachvollziehbar sein. Dafür benötigen sie detailliertere Informationen, wie Angaben zur Herkunft der Zutaten und den Produktionsstrukturen“, fordert Rubach. Ergänzend könnte die Einrichtung einer unabhängigen Preisbeobachtungsstelle helfen, für mehr Klarheit zu sorgen und eine fundierte Datengrundlage für politische Handlungsmöglichkeiten bereitzustellen.
Hintergrund
Für den Marktcheck wurden im Mai 2024 in acht Supermärkten und Discountern in Niedersachsen insgesamt 86 verschiedene Produkte aus den acht Produktgruppen Zucker, Vollkorn-Toast, Haferdrink, Haferflocken, Konfitüre, Kaffee, Joghurt und Müsli erhoben. Untersucht wurde das Produktsortiment der jeweiligen Supermarkt- beziehungsweise Discount-Eigenmarke, der Bio-Eigenmarke und dem Produkt-Marktführer. Verglichen wurden die Preise, Rezepturen und Zertifizierungen.
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