Radioaktive Pilze: Wie sicher ist das Sammeln in den Wäldern?

Das Bundesamt für Strahlenschutz klärt in seinem aktuellen Prüfbericht über radioaktiv belastete Arten auf.

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Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Region. 1986 ereignete sich in Tschernobyl der schwerste Reaktorunfall der Geschichte. Radioaktive Stoffe zogen mit Luftströmungen auch nach Deutschland. Unsichtbare Spuren davon gibt es hierzulande in der Natur bis heute – so können Pilze aus dem Wald noch immer radioaktives Cäsium-137 enthalten, das aus dem Reaktorunfall, aber auch aus oberirdischen Kernwaffentests des 20. Jahrhunderts stammt. Ein Grund zur Besorgnis für Pilzsammler sei das allerdings nicht, wie das Bundesamt für Strahlenschutz in einer Pressemitteilung erklärt.



„Wenn man selbst gesammelte Pilze in üblichen Mengen verzehrt, ist das aus Sicht des Strahlenschutzes überall in Deutschland unbedenklich“, sagt die Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Inge Paulini. Wer Pilze sammelt, könne vor allem in einigen Gegenden Süddeutschlands noch auf Exemplare stoßen, die mehr als 600 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse enthalten – also über dem Grenzwert für Pilze im Handel liegen. „Weil alle Hauptnahrungsmittel nahezu unbelastet sind, erhöht es die eigene Strahlendosis nur geringfügig, wenn man gelegentlich Pilze mit höheren Cäsium-137-Werten isst“, erläutert die Behördenchefin. Entscheidend sei nicht der einzelne Pilz, sondern die Gesamtmenge an Cäsium-137, die man zu sich nehme.

Pilzbericht soll für Transparenz sorgen


Auch fast 40 Jahre nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl sei es wichtig, Transparenz zu schaffen und Interessierten die Grundlage für eine bewusste, informierte Entscheidung zur Verfügung zu stellen, betont Paulini. „Deswegen bieten wir allen, die sich ein eigenes Bild machen und sich genauer informieren möchten, den Pilzbericht des BfS an.“ Der Pilzbericht des BfS zeige, welche wildwachsenden Pilzarten kaum Cäsium enthalten und welche Pilzarten höhere Cäsium-137-Werte aufweisen können. Dafür ermittelt das BfS jährlich den Cäsium-137-Gehalt wildwachsender Speisepilze von ausgewählten Orten. Je nach Pilzart und Cäsium-137-Kontamination des Bodens am Sammelort zeigen sich dabei deutliche Unterschiede.

Diese Pilzarten sind besonders belastet


Am meisten Cäsium-137 fanden die Fachleute des BfS in den vergangenen drei Jahren (2022 bis 2024) in Semmelstoppelpilzen, in Rotbraunen Semmelstoppelpilzen und in Elfenbeinschnecklingen. Teilweise lagen die Messwerte über 2.000 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse. Werte über 1.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm wies das BfS bei Trompetenpfifferlingen, Maronenröhrlingen, in Seidigen Ritterlingen, in Dickblättrigen Schwärztäublingen und in Blassblauen Rötelritterlingen nach. Dagegen enthielten zum Beispiel der Braunschuppige Riesenchampignon, der Dunkelfaserige Champignon, der Hasenröhrling, das Judasohr, der Riesenporling und der Stadtchampignon durchweg weniger als 5 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse.

Die Messwerte weiterer Pilzarten sind in der aktuellen Ausgabe des Pilzberichts zu finden. Sie steht online zur Verfügung.