Region. Wer in diesen Tagen in der Dämmerung unterwegs ist, kann mit etwas Glück Fledermäuse beobachten. An diesem Wochenende, an dem die Internationale Fledermausnacht („Batnight") gefeiert wird, könnte es sich beispielsweise im heimischen Garten lohnen, nachts genauer hinzuschauen.
Wie der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mitteilt, hat der rege Flugverkehr der Nachtschwärmer einen wichtigen Grund: Bei den einheimischen Arten beginnt bald die Paarungszeit. Die Jungen werden flügge, die Wochenstuben lösen sich auf und Männchen und Weibchen schweifen umher - auf der Suche nach wechselnden Schlafquartieren. Für den NLWKN und die ehrenamtlichen Fledermausschützerinnen und -schützer endet nun die Zeit der Fledermauszählungen in den Wochenstuben und es beginnt die Vorbereitung auf die Zählungen in den Winterquartieren.
Wichtige Daten werden gesammelt
Der NLWKN koordiniert als Fachbehörde für Naturschutz den landesweiten Fledermausschutz in Niedersachsen. Eine zentrale Aufgabe ist es, möglichst viele Daten über Vorkommen und Bestandsentwicklung zusammenzutragen. Dabei kann der NLWKN im ganzen Bundesland auf die Unterstützung von ehrenamtlichen Fledermaus-Regionalbetreuenden zählen. „Sie sind für den NLWKN und den Schutz der Tiere unersetzliche Akteure vor Ort: Sie halten Augen und Ohren offen, beobachten bekannte Quartiere, finden neue, vermitteln mit Feingefühl und häufig langjähriger Erfahrung in Konfliktsituationen, zum Beispiel bei Gefährdung von Fledermausquartieren durch Sanierungsvorhaben. Und natürlich beraten sie die Bevölkerung und Behörden vor Ort", erklärt Fledermausexperte Dr. Linus Günther, Mitarbeiter im Bereich landesweiter Artenschutz des NLWKN.
Vor allem in den Wochenstuben und den Winterquartieren erfassen die ehrenamtlichen Fledermaus-Regionalbetreuerinnen und -betreuer jährlich die Fledermausbestände und übermitteln ihre Daten an den NLWKN. Sie tragen damit entscheidend zum Wissen über die Verbreitung und den Zustand der Fledermäuse in Niedersachsen bei und stellen ein wichtiges Bindeglied zwischen praktischem Fledermausschutz vor Ort, NLWKN und Naturschutzbehörden dar. Nicht selten retten sie auch Tiere in Not: Beispielsweise nehmen sie, insbesondere während der Wochenstuben-Zeit (etwa Juni bis August), geschwächte oder verunglückte Fledermäuse auf und pflegen sie unter großem Einsatz, bis sie wieder in die Nacht entlassen werden können.
Fledermaus-Fachgremium gebildet
Die ehrenamtlichen Zählungen bilden, gemeinsam mit den Ergebnissen aus vom NLWKN beauftragten Datenerfassungen, eine wesentliche Grundlage für die Rote Liste der Säugetiere, die derzeit aktualisiert wird. Nach über 30 Jahren beurteilt der NLWKN mit Unterstützung weiterer Institutionen und dem Ehrenamt erneut die Gefährdungssituation der Säugetiere - und damit auch die der Fledermäuse in Niedersachsen und Bremen. „Als Fachgutachten sind Rote Listen nicht nur ein Gesamtverzeichnis mit Gefährdungseinstufungen aller bekannten heimischen Arten einer Gruppe, sondern stellen auch eine Entscheidungshilfe und Argumentationsgrundlage für viele naturschutzfachliche Planungen dar. Damit Rote Listen in Naturschutzhandeln, Politik, Recht, Öffentlichkeitsarbeit und Forschung Anwendung finden, müssen sie aktuell und fachlich fundiert sein", erklärt Sophie Kirberg, Mitarbeiterin im landesweiten Artenschutz des NLWKN und zuständig für die Aktualisierung der Roten Liste der Säugetiere.
Um die Roten Listen erstellen und die Arten fundiert einstufen zu können, sind - neben Daten über Vorkommen, Verbreitung und Populationsentwicklung - vor allem auch spezifische Biologie-Kenntnisse und ein umfangreiches Wissen über mögliche regionale Gefährdungsursachen relevant. Daher wurde für die Einstufung der Fledermäuse ein Fachgremium gebildet. „Diese acht Personen verfügen durch ihr langjähriges ehrenamtliches und berufliches Engagement im Fledermausschutz über umfassende Kenntnisse im Bereich der Fledermausbiologie. Zudem haben sie detaillierte Kenntnisse über die Verbreitung von Fledermäusen in verschiedenen Regionen in Niedersachsen und Bremen. Sie sind deshalb von zentraler Bedeutung für die Aktualisierung der Rote Liste Einstufung", so Sophie Kirberg.
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