"Rentnerlandverschickung" - Junk fordert Rücktritt der Sozialministerin

Der befürchtete "Impftourismus" hatte in Goslar drastische Auswirkungen. Nur 20 Prozent der Geimpften stammte tatsächlich aus dem Landkreis Goslar. Der Rest aus den umliegenden Städten.

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Goslars Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk.
Goslars Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk. | Foto: Marvin König

Goslar. "Was gestern - mit Ansage - bei der Vergabe der Impftermine in den Impfzentren in Niedersachsen passiert ist, gleicht einem Chaos ohnegleichen", schreibt Oberbürgermeister Oliver Junk auf seiner Website. Der von Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs befürchtete Impftourismus in Niedersachsen hatte in Goslar drastische Auswirkungen. Wie Junk in der Sendung "Hallo Niedersachsen" im NDR erklärte, seien nur 20 Prozent der im Impfzentrum Goslar geimpften wirklich aus dem Landkreis gewesen. Er fordert Ministerpräsident Stephan Weil auf, "personelle Konsequenzen für die Schlechtleistungen im vergangenen Pandemiejahr" zu ziehen.


"Wir haben ungefähr 20 Prozent der Menschen sind aus dem Landkreis Goslar, die jetzt hier geimpft wurden, alle anderen kommen aus Braunschweig, Wolfsburg und Peine. Das sind die, die wir in den vergangenen Wochen aus dem Harz fernhalten sollten", so Junk gegenüber dem NDR. "Was aus dem Sozialministerium heraus - seit nun einem Jahr - zusammengeschustert wird, reicht in anderen Bundesländern mindestens für eine Versetzung; möglicherweise in den einstweiligen Ruhestand!", wird der Oberbürgermeister auf seiner Website deutlich.

Senioren reisen durch mehrere Landkreise


Die ersten Impftermine wurden in nur 18 der 50 Impfzentren in Niedersachsen vergeben. Goslar war eines davon. Der Effekt davon werde nun deutlich - über 80-Jährige, die einen Termin ergattern konnten, reisen teils durch mehrere Landkreise in ein Impfzentrum, in dem Impfstoff verfügbar ist. Für den Oberbürgermeister ein Unding: "Während die Kommunen im Landkreis Goslar den Menschen seit mehreren Wochen predigen, bitte nicht in den Harz zu reisen, (...) schickt die Landesregierung eben genau die Altersgruppe, die besonders schützenswert ist, durch mehrere Landkreise. (...) Was für ein Wahnsinn."

"Die viel zitierte Bananenrepublik sind wir also selbst."

- Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk



Junk zitiert in seinem Beitrag auch einen Facebook-Post seines Mitarbeiters Marvin Voges. "Als Musikbegeisterter Mensch hat er in den letzten Jahren Tickets für Konzerte und Veranstaltungen erworben und ist mit djedem System und den entsprechenden Überlastungsanfragen bekannt", leitet der Oberbürgermeister ein. Keines dieser Buchungssysteme sei jedoch aus seiner Sicht so schlecht gewesen wie das Impfportal des Landes Niedersachsen. "Respekt für diese offenen Worte, lieber Herr Voges. Die viel zitierte Bananenrepublik sind wir also selbst."

Terminverantwortung zu den Kommunen


Junk formuliert gegenüber "Hallo Niedersachsen" noch eine weitere Forderung. Er will die Verantwortung für die Vergabe der Impftermine von der Landesebene in die Kommunen holen: "Ich traue meinem Landrat Thomas Brych im Landkreis Goslar sehr wohl zu, dass er gemeinsam mit uns in den Kommunen Prioritäten setzt, Impftermine rausgibt und es einfach wunderbar sortiert, sodass es nicht zu Rentnerlandverschickungen in Niedersachsen kommt."


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