Richter bringt das Emmerlein

von Andreas Molau




Die Altstadtbäckerei Richter hat seit einiger Zeit das Emmerlein im Angebot. Wir haben es probiert. Bis Mitte Mai gibt es noch Mehlvorräte. Dann muss etwas gewartet werden.


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Wenn man so will, dann ist dieses Getreide ein Einwanderer. Emmer gilt als Urgetreide. Bereits in der Jungsteinzeit war es kultiviert. Und das ist immerhin schon gute 10.000 Jahre her. Emmer stammt aus dem vorderen Orient und hat sozusagen die Balkanroute genommen: über Griechenland, Bulgarien und Ungarn bis nach Mitteleuropa. Während auf der einen Seite immer neue Pflanzenarten in der Landwirtschaft eine immer größere Rolle spielen, so kann man andererseits beobachten, dass man sich, nicht nur in der ökologischen Landwirtschaft, auf alte Sorten fokussiert. Hier also der Trend zu Freihandelsabkommen wie TTIP, die genmanipulierte Nahrungsmittel in die Supermärkte bringen. Dort traditionelle Sorten. Die Landwirtschaft steht seit jeher vor einem Dilemma. Die Erträge sollen wachsen und trotzdem dürfen die Pflanzen nicht für Krankheiten anfällig sein. Die Sortenspezialisierung und das Tuning hat aber gerade für Anfälligkeit gesorgt – die dann später durch Pflanzenschutzmittel oder Manipulation der Erbanlagen ausgeglichen werden mussten.


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Abwechslung mit Emmerlein

Sorten wir Emmer schaffen Abhilfe. Es gehört zum Spelzgetreide. Das heißt, die Getreidekörner sind von einer festen Hülle umschlossen. Das schützt das Korn und macht es länger haltbar. Der Preis dafür: Die Verarbeitung von Emmer ist aufwendiger. Das Korn muss erst mal in einem zusätzlichen Arbeitsschritt aus der Hülle gelöst werden. Und die Erträge sind nicht so hoch. Das heißt: Als Verbraucher müssen wir etwas tiefer in die Tasche greifen. Die Altstadtbäckerei Richter hat nun trotzdem oder gerade deswegen ein » Emmerlein « auf den Markt gebracht. Der Emmeranteil von 30 % gibt einen besonders würzigen Geschmack. 70 % bestehen aus Dinkel. Angebaut wird das Getreide hier in der Region, im Rittergut Dorstadt. Nach dem Lichtroggen gibt es also nun beim Brotversteher ein zweites Projekt mit einem gut integrierten Ur-Getreide, das unseren Abendbrottisch bestens bereichert. Denn geschmacklich, in Kruste und Krume, ist das Emmerlein eine echte Bereicherung für eine zünftige Brotmahlzeit. Mitte Mai die Saison schon vorbei. Dann wird das letzte Mal gebacken und das Mehl ist alle. Aber wir freuen uns schon auf die nächste Ernte.