Deutschland. "Wir waren noch nie so beunruhigt wie jetzt!" Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts, fand im Rahmen einer Videokonferenz zur aktuellen Corona-Situation mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer am gestrigen Mittwoch deutliche Worte zum Ernst der Lage. Dabei forderte er nicht nur eine konsequente Anwendung der 2G-Regel, sondern auch allgemeine Kontaktbeschränkungen wie die Schließung von Clubs und Diskos sowie ein Verbot von Großveranstaltungen.
Die derzeitige Lage sei dramatisch. Bereits jetzt sei in allen Bundesländern die Gesundheitsversorgung durch die hohen Fallzahlen beeinträchtigt. Und die Belegung der Intensivbetten werde deutlich steigen. Es sei jetzt nicht mehr zu verhindern, dass von den 50.000 Neuinfektionen am Mittwoch ein bestimmter Teil im Krankenhaus und auf der Intensivstation lande. Bei einer derzeitigen Sterbequote von 0,8 Prozent stehe auch schon fest, dass mindestens 400 Personen von den Neuinfizierten sterben. Wieler erinnerte, dass man bereits im Sommer und auch noch einmal im September die Szenarien klar benannt habe, wenn die Impfquote nicht deutlich erhöht werde. Das sei nicht geschehen.
Ungeimpfte dürfen nicht mehr die Chance haben, sich durch einen Test freizukaufen.
Etwa 15 Millionen Menschen in Deutschland seien noch immer nicht geimpft. In der Gruppe der Über-60-Jährigen seien es etwa drei Millionen. Wenn sich diese alle infizierten, würde das Gesundheitssystem komplett überlasten. In diesem Zusammenhang forderte der RKI-Chef eine klare Anwendung der 2G-Regel. Ungeimpfte dürften nicht mehr die Chance haben, sich durch einen Test freizukaufen. Die Pandemie könne nur durch Impfen, nicht durch Testen besiegt werden.
Kein Zweifel an Notlage
Doch nicht nur bei den Ungeimpften - die Zahl der Kontakte in der Bevölkerung sei allgemein zu groß. Hier müsse die Politik gegensteuern und Infektionsherde wie Diskos und Clubs ganz schließen lassen und Großveranstaltungen verbieten. "Daran, dass wir uns in einer Notlage befinden, sollte es eigentlich keinen Zweifel geben", betonte Wieler. So forderte der RKI-Präsident für die umfangreichen Booster-Impfungen, die nun anstehen, dass auch Apotheker impfen sollten, um den großen Bedarf decken zu können.
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