Berlin. In der deutschen Rüstungsindustrie wird der Ruf nach neuen Strukturen zur Beschaffung von Ausrüstung für die Bundeswehr lauter. "Wir brauchen jetzt eine konzertierte Aktion von Politik, Industrie und Beschaffungsbehörde", sagte der Geschäftsführer des deutschen Marineausrüsters Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS), Oliver Burkhard, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS).
"Sie müssen sich einig sein: Wir brauchen diese Produkte, und zwar schnell." Burkhard wandte sich in diesem Zusammenhang auch gegen den Kauf von Waffensystemen im Ausland. Man müsse "deutsche Steuergelder auch in Deutschland investieren", sagte er der FAS. Es gehe um rund 7.000 Beschäftigte an der Küste von Emden bis Wismar. "Das sind ordentliche Jobs, da gilt der Tarif der IG Metall, da wird anständig bezahlt, da gibt es Demokratie im Betrieb", so Burkhard.
Es sei zudem "eine gute Referenz im Ausland, wenn unsere Heimatmarine bei uns bestellt". Der Rüstungsmanager kritisierte zugleich eine Ambivalenz der Politik, die einerseits Rüstungsexporte in strategisch wichtige Regionen forciere und andererseits Exportgenehmigungen immer restriktiver handhabe. "Wir wünschen uns von der Politik mehr Klarheit", sagte Burkhard. "Wenn eine Regierung sagen würde, wir exportieren gar nicht mehr, dann akzeptieren wir das selbstverständlich. Irgendwann werden wir dann aber die Schlüsseltechnologie nicht mehr bedienen können."
Um die Lieferung neuer Waffensysteme zu beschleunigen, sind nach Burkhards Worten bescheidenere Anforderungen nötig. So müssten im Fitnessraum einer Fregatte nicht unbedingt die Grenzwerte der deutschen Sportstättenverordnung eingehalten werden. "Unsere Fregatte für Ägypten war gut drei Jahre nach Vertragsunterzeichnung fertig", sagte Burkhard.
"Das könnten wir auch für Deutschland. Die Politik müsste nur die Anforderungen entsprechend formulieren." Der TKMS-Chef zeigte sich zuversichtlich, dass sein Unternehmen über kurz oder lang Aufträge aus dem Bundeswehr-Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro erhalten werde. "Irgendwann wird man schon auf uns zukommen", sagte er.
"Mich werden Sie nur aufgeregt erleben, wenn man deutsche Steuergelder ins Ausland trägt."
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