Essen. Im Kampf gegen immer höhere Gesundheitskosten schlagen Experten mehr Eigenbeteiligung der gesetzlich Krankenversicherten und eine Wiedereinführung der Praxisgebühr vor.
Der "Bild-Zeitung" (Dienstagausgabe) sagte der Leiter des Kompetenzbereichs Gesundheit am Rheinisch-Westfälischen Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), Boris Augurzky: "Die Abschaffung der Praxisgebühr war ein Fehler. Statt der damaligen Praxisgebühr von zehn Euro pro Arztbesuch wäre es besser, zum Beispiel fünf Euro pro Arztbesuch zu nehmen." Ausnahme sollten das Abholen von Rezepten sein.
Augurzky betonte, eine gewisse selbststeuernde Selbstbeteiligung von Versicherten sollte ausprobiert werden. Das sei "fair gegenüber den Beitragszahlern, die derzeit fast die komplette Finanzierungslast schultern".
Der Fuldaer Gesundheitsökonom Stefan Greß spricht sich unterdessen für eine deutliche Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze aus. Sie solle schrittweise von derzeit 62.100 Euro pro Jahr auf 90.600 Euro pro Jahr steigen. Damit könnten die Krankenkassen pro Jahr rund zehn Milliarden Euro zusätzlich einnehmen, sagte Greß ebenfalls der "Bild".
Der Freiburger Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen fordert hingegen eine gehaltsunabhängige Gesundheitspauschale von 250 Euro pro Monat sowie eine Selbstbeteiligung von bis zu 1.000 Euro im Jahr. Zu "Bild" sagte Raffelhüschen in Bezug auf seinen Vorschlag: "Nimmt der Versicherte eine Behandlung in Anspruch muss er einen Selbstbehalt von 500 Euro aufbringen. Bis 2.000 Euro Behandlungskosten muss der Versicherte hälftig selbst zahlen, ab 2.000 Euro übernehmen die Kassen vollständig. Wer einen niedrigeren Selbstbehalt zahlen möchte, muss seine monatliche Gesundheitspauschale erhöhen. Bei Menschen, die zu wenig dafür verdienen, müssen die Kassen einspringen."
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