Salzgitter. Bereits seit 2014 stellt der Städtische Regiebetrieb (SRB) der Stadt Salzgitter zwei Mitarbeiter zur Baumzählung ab. Seither werden alle Bäume, die nicht in privater Hand sind, regelmäßig kontrolliert und in einer riesigen Datenbank erfasst.
Bäume verbessern das Stadtklima, sind Gestaltungselement und Lebensraum, verursachen durch die notwendigen Kontroll- und Pflegearbeiten aber auch erhebliche Kosten, wie die Stadt mitteilt.
Jeder Baumbesitzer hat für seinen Baum die Verkehrssicherungspflicht. Das bedeutet, dass ihm die Haftung für eventuelle Schäden an Dritten obliegt. Für den öffentlichen Bereich der Stadt Salzgitter hat der Städtische Regiebetrieb (SRB) diese Aufgabe und muss sicherstellen, dass durch Bäume keine Personen oder Sachen zu Schaden kommen. (Notfällung wegen Gefährdung des Straßenverkehrs.)
Der Baumbestand in Salzgitter ist vielfältig und kann in Gänze nur schwer abgeschätzt werden. Von diesen Bäumen müssen aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht zirka 30.000 regelmäßig kontrolliert werden. Sie befinden sich zum Beispiel an Straßen, Wegen, Plätzen, in Grünanlagen, auf Friedhöfen, an Kindertagesstätten und Schulen.
Baumkataster wird erstellt
Zwei Mitarbeiter haben im SRB am 1. September 2014 ihren Dienst aufgenommen und stehen seither vor der Aufgabe die städtischen Bäume regelmäßig zu kontrollieren und ein Baumkataster zu erstellen. Die Mitarbeiter der Baumkontrolle sind dafür besonders ausgebildet.
Die Baumkontrolle ist eine fachlich qualifizierte Inaugenscheinnahme auf Vitalität und Bruch- und Standsicherheit. Die Häufigkeit der Kontrollen - ob jährlich oder in längeren zeitlichen Abständen- richtet sich nach der Sicherheitserwartung, die an den Baum gestellt wird.
Bei den Baumkontrollen vor Ort stehen die Zustands- und Schadenserfassung sowie der sich daraus ergebende Handlungsbedarf im Vordergrund. Das kann die Änderung des Kontrollintervalls bedeuten, oder baumpflegerische Maßnahmen bis hin zur Fällung des Baumes. Ziel ist es, den städtischen Baumbestand so zu pflegen, dass keine Schäden an Personen oder Sachen zu befürchten sind.
Ein Baum in der Innenstadt, an einer Schule oder einem Kindergarten, einem öffentlichen Park oder Friedhof muss zum Beispiel häufiger kontrolliert werden, um auszuschließen, dass eine Gefahr für Personen und Sachen von ihm ausgeht, als ein Baum der abseits von Wegen steht. Auch der Wechsel der Jahreszeiten muss in die Baumkontrolle mit einfließen, da manche Schädlinge wie Pilze oder Insekten nur saisonal am Baum zu sehen sind, aber langfristige Schäden verursachen können. Im Winter können die laubfreien Baumkronen besser beurteilt werden und erlauben Rückschlüsse auf die Vitalität der Pflanze.
Um diese Pflichtaufgaben rechtssicher abzuarbeiten und nachvollziehbar dokumentieren zu können, wird bei einer geschätzten Anzahl von 30.000 Bäumen und der Größe der Stadt Salzgitter ein digitales Baumkataster angelegt.
Das digitale Baumkataster ist die EDV-gestützte Verwaltung von Sachdaten (Bauminformationen, Zustand, Schäden, Handlungsbedarf, Pflegeerfordernisse), Lagedaten (Karten) und Bilddaten (Fotos) in einem geografischen Informationssystem. Inzwischen sind schon 12.575 Einzelbäume von den beiden Baumkontrolleuren im Baumkataster erfasst und die Bestandsaufnahme wird fortlaufend weiter durchgeführt.
Bäume digital erfasst
Jeder Baum wird fotografiert und in der Datenbank erfasst. Foto: Alexander Panknin
In den Kontrollen, die nach der Baumkontrollrichtlinie der FLL (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau) durchgeführt werden, werden die Bäume mittels GPS-Daten erfasst und EDV-technisch verwaltet. Durch diese Systemeinführung ist es möglich ohne weiteren Aufwand den aktuellen Baumzustand in Hinsicht auf Schäden und Vitalität sowie notwendige Baumpflegemaßnahmen direkt vor Ort am Baum aufzunehmen und festzulegen. In ein spezielles Computerprogramm werden vor Ort die Begutachtung der jeweiligen Bäume und der ermittelte Zustand eingetragen. Die Kontrolleure halten fest, ob beispielsweise ein Insektenbefall den Baum geschwächt hat, ob alte Astungswunden oder morsche Stellen sichtbar sind oder ob Stamm und Äste Risse aufweisen.
Die festgestellten Mängel werden nach Dringlichkeit klassifiziert. Die weiteren Schritte können von der Pflege (Kronenauslichtung, Totholzentfernung) bis zum Fällen reichen.
Schäden an Bäumen zeigen häufig erst nach Jahren schwere Folgen. So können durch Unfälle oder Bauarbeiten Wurzeln und Stämme verletzt werden. Die dadurch eingeschränkte Versorgung des Baumes gefährdet die Standfestigkeit. Durch Wunden können Mikroorganismen eindringen und den Baum nachhaltig schädigen. Auch junge Bäume müssen kontinuierlich betreut werden, denn eine frühe baumverträgliche Pflege garantiert hier eine langfristige gesunde Baumentwicklung.
Im Ergebnis, wird mit Hilfe des digitalen Baumkatasters der städtische Baumbestand so verwaltet und gepflegt, dass vorhersehbare Schäden für Dritte vermieden werden. Damit werden die vorgegebenen Anforderungen bezüglich der Verkehrssicherungspflicht nachweisbar erfüllt.
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