Gebhardshagen. Am 20. Januar hatte ein Sondereinsatzkommando einen 21-jährigen syrischen mutmaßlichen Drogendealer verhaftet (regionalHeute.de berichtete), der nun von der Braunschweiger Staatsanwaltschaft angeklagt wurde. Die Anklageschrift ist lang. Ihm werden 176 Straftaten vorgeworfen, seinem 18-jährigen deutschen Komplizen immerhin zehn Straftaten.
Laut Pressesprecher der Staatsanwalt Christian Wolters handelt es sich bei den Taten im Einzelnen in 86 Fällen um gewerbsmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln und in 87 Fällen um Abgabe von Betäubungsmitteln an Minderjährige. Hinzu kommen mehrere teils schwere räuberische Erpressungen. Bei dem Deutschen ging es in allen zehn Fällen ebenfalls um Drogenhandel. Außerdem sollen beide gemeinsam eine weitere schwereErpressung, eine Geiselnahme in Tateinheit mit Körperverletzung und einen Raub begangen haben.
Während bei dem Syrer die Lage klar ist und ihn eine Freiheitsstrafe von fünf bis 15 Jahren erwartet, muss bei dem 18-jährigen Deutschen erst noch entschieden werden, ob man ihn nach dem Erwachsenen- oder Jugendstrafrecht verurteilen kann. So würden ihm entweder maximal zehn Jahre Jugendstrafe oder aber zehn bis 15 Jahre im Erwachsenenvollzug drohen.
Explizit wird ihnen Folgendes vorgeworfen
Wolters wurde bezüglich der Anklagepunkte konkret: So hätten die Angeklagten mit einem dritten Mittäter in den Sommerferien 2016 einen Marihuana-Dealer überfallen wollen und hätten diesen zum Lebenstedter Rathaus gelockt. Angeblich wollten sie 50 Gramm Marihuana kaufen, bedrohten den 17-Jährigen dann allerdings mit einem Klappmesser, um an dessen Drogen zu gelangen. Dieser war allerdings nur als Vermittler erschienen, trug kein Marihuana bei sich und wurde daher laufen gelassen. Der nächste Überfall sollte dem eigentlichen Dealer gelten. Hierbei handelte es sich um einen geistig und auch körperlich behinderten, 29-jährigen Salzgitteraner. Erneut wurde mit dem Messer gedroht, doch auch der 29-Jährige hatte die verlangte Ware nicht dabei und wurde dazu gezwungen, die beiden Angeklagten in seine Wohnung zu führen.
Dort nahmen die Angeklagten und ihr Mittäter einen Tablet-PC, einen Baseballschläger, mehrere Messer und Yu-Gi-Oh-Sammelkarten an sich. Drogen fanden sie jedoch nicht vor, so dass sie den behinderten Mann in die Wohnung des Deutschen entführten, wo sie ihn mit vorgehaltenem Messer und Schlägen dazu brachten, seine Schwester anzurufen. Diese nannte den Namen einer Person, die über ein Kilogramm Marihuana verfügen sollte. Beim Aufsuchen der Wohnung der Schwester stellte sich jedoch heraus, dass dies nur ein Vorwand der Schwester gewesen war, um ihren Bruder retten zu können. Daraufhin stellten die Täter weitere Bemühungen ein. Das Martyrium hatte zu dem Zeitpunkt bereits mehrere Stunden gedauert.
Bei einer Polizeikontrolle ins Netz gegangen
Im Juni 2016 war der Syrer bereits bei einer Polizeikontrolle auffällig geworden. Damals hatte man 22 Gramm Marihuana bei ihm gefunden, die er mit der Absicht des Verkaufs bei sich geführt hatte. Seine Ware wurde daraufhin von der Polizei beschlagnahmt. Ein Verlust, den der Syrer auf alt bewährte Art und Weise auszugleichen versuchte. Sein Klappmesser verhalf ihm dazu, einen 16-jährigen Salzgitteraner Dealer um 25 Gramm Marihuana zu erleichtern.
Gleiches versuchte er am 22. Juli an einer Tankstelle in der Konrad-Adenauer-Straße, diesmal allerdings mit einer vorgegaukelten Schusswaffe. Das aus Lengede stammende 29-jährige Opfer sprang allerdings in Panik durch die verschlossene Glastür der Tankstelle und suchte Schutz in den Verkaufsräumen, so dass der Syrer seinen Plan aufgab und flüchtete.
Weitere Straftaten des Dealers
Zudem werden ihm zwischen September und Dezember 2016 85 Fälle des Verkaufs von Marihuana über jeweils zwei bis drei Gramm zur Last gelegt. Zwischen Juni und Oktober des selben Jahres soll er im Übrigen 86-mal jeweils ein bis fünf Gramm Marihuana an einen 16-jährigen verkauft haben. Damit ist die Anklageschrift jedoch noch nicht vollständig. Am 4. August 2016 bedrohte er einen Hauptschüler aus Salzgitter und erbeutete so nicht existierende Drogenschulden in Höhe von 100 Euro.
Im Gegensatz dazu liest sich die Liste des 19-jährigen Deutschen geradezu harmlos. Zwischen September und Dezember 2016 soll dieser zehnmal jeweils weniger als ein Gramm Marihuana für 10 Euro verkauft haben. Spätestens im Juli soll der Prozess eröffnet werden.
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