Salzgitter. Am heutigen Montag, 25. November, wird weltweit der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen, auch bekannt als "Orange Day", begangen. Mit einer symbolischen Geste machte die Stadt Salzgitter auf das erschreckende Ausmaß des Problems aufmerksam: Vor dem Rathaus wurden Flaggen gehisst, um Solidarität zu zeigen und auf die dringende Notwendigkeit von Maßnahmen hinzuweisen.
Die jüngst veröffentlichten Zahlen unterstreichen den Handlungsbedarf: 360 Frauen wurden im vergangenen Jahr in Deutschland von ihren (Ex-)Partnern getötet – beinahe jeden Tag ein Leben, das ausgelöscht wurde.
„Die Statistik ist alarmierend. Gewalt an Frauen ist ein wachsendes Problem, das wir nicht ignorieren dürfen“, erklärte Simone Semmler, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Salzgitter. „360 Frauenleben wurden ausgelöscht, und damit sind auch 360 Familien traumatisiert, die plötzlich ein Mitglied verlieren. Das ist kein Einzelfall mehr – das ist ein flächendeckender Notstand, der dringend gestoppt werden muss.“
Häusliche Gewalt – ein Alltagsthema
In Salzgitter leistet das Frauenhaus einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen häusliche Gewalt. „Wir betreuen Frauen, die sich direkt an uns wenden oder über die Polizei oder Beratungsstellen zu uns kommen“, erklärte Lena Brinkmann, Leiterin des Frauenhauses. Acht Plätze stehen Frauen und ihren Kindern zur Verfügung – und sogar Haustiere dürfen mitgebracht werden. Doch das Angebot reicht bei Weitem nicht aus: „Die Nachfrage übersteigt die Kapazitäten. Täglich erhalten wir Anfragen, aber wir können nicht allen helfen. Die Problematik reicht von körperlicher und psychischer Gewalt bis hin zu sexualisierter Gewalt“, so Brinkmann.
Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses unterstützen die Betroffenen in vielfältigen Lebenslagen. „Wir bauen Netzwerke auf, um die verschiedensten Probleme zu lösen und den Frauen zu helfen, neue Perspektiven zu finden.“
Die Istanbul-Konvention – ein wichtiger Schritt
Ein weiterer bedeutender Baustein im Kampf gegen Gewalt an Frauen ist die sogenannte Istanbul-Konvention, ein Abkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. Seit 2018 ist sie in Deutschland geltendes Recht.
„In Salzgitter gibt es ein Umsetzungsprojekt, um die Maßnahmen aus der Konvention zu realisieren“, erklärte Janine Großert, Leiterin der Koordinierungsstelle der Istanbul-Konvention. „Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag, um Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu verhindern und die Gesellschaft für das Thema zu sensibilisieren.“
Ein Appell an die Gesellschaft
Der „Orange Day“ ist mehr als nur ein symbolischer Gedenktag. Er ruft dazu auf, aktiv zu werden, Missstände aufzudecken und Gewalt gegen Frauen konsequent zu bekämpfen. Die Zahlen und Schicksale zeigen: Das Problem ist längst kein Randthema mehr. Salzgitter setzt ein Zeichen – doch der Kampf gegen häusliche Gewalt erfordert die Unterstützung aller, erklären die drei Expertinnen.
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