Salzgitter. Vorstand und Gesamtbetriebsrat der MAN Truck & Bus haben sich Montagabend in München auf ein Eckpunktepapier geeinigt. Vereinbart wurden Mindestbeschäftigungszahlen für die jeweiligen Standorte. Der Standort Salzgitter, der im letzten Jahr massiv von Schließungsabsichten bedroht war, bleibt somit bestehen. Die Gewerkschaft IG Metall geht von Personalkürzungen im Bereich von etwa 290 Stellen in der Stammbelegschaft aus. Diese sollen allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen vonstattengehen. Auch Oberbürgermeister Frank Klingebiel zeigte sich in einer Pressemitteilung am heutigen Mittwoch erleichtert.
„Mir ist gestern ein großer Stein vom Herzen gefallen. Der in Deutschland und Österreich vom MAN-Vorstand geplante Kahlschlag von 9.500 Stellen der insgesamt 36.000 Stellen konnte verhindert werden. Betriebsbedingte Kündigungen sind nunmehr wieder an allen deutschen Standorten ausgeschlossen", so Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel. Der Kompromiss sei hart erkämpft worden: "Wieder einmal hat sich gezeigt, dass nur die Solidarität und die gemeinsamen Anstrengungen von Betriebsrat, IG Metall, Landespolitik, Rat und Oberbürgermeister der Stadt Salzgitter sowie der Bevölkerung unser Stadt den Vorstand von MAN zum Einlenken gebracht haben. Salzgitter steht zusammen; damals, heute und in Zukunft! Mein besonderer Dank geht an den Konzernbetriebsratsvorsitzenden Athanasios Stimoniaris und unsere Betriebsratsvorsitzende Elke Behmer-Geisler, die sich vehement und erfolgreich in harten Verhandlungen für die Interessen der Beschäftigten eingesetzt haben."
"Ich erwarte nunmehr, die Detailausarbeitung des Zukunftskonzeptes und sozialverträgliche Lösungen für die voraussichtlich 200 in Salzgitter und darüber hinaus für alle im Konzern leider noch wegfallenden Arbeitsplätze."
Betriebsbedingte Kündigungen sind vom Tisch
In Salzgitter werden weiterhin Komponenten wie zum Beispiel Achsen und Kurbelwellen produziert und auch die Ersatzteillogistik, die ausgegliedert, beziehungsweise an Dritte vergeben werden sollte, bleibt bei der MAN Truck & Bus SE am Standort Salzgitter. "Es wird Personalreduzierung in einem vertretbaren Umfang geben, aber der Vorteil überwiegt ganz klar!“, sagt Brigitte Runge, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Salzgitter-Peine und Betriebsbetreuerin der MAN. Ende 2022 sollen noch 1.900 Stamm-Beschäftigte von derzeit ungefähr 2.150 Stammbeschäftigten in Salzgitter arbeiten. Instrumente, wie Altersteilzeit, Abfindungen oder Konzernversetzungen seien Mittel, um den Personalabbau sozialverträglich zu gestalten. Die betriebsbedingten Kündigungen seien vom Tisch und die vom Unternehmensvorstand gekündigten Konzern-, Gesamt- und Standortbetriebsvereinbarungen sind wieder in Kraft gesetzt.
"Wir brauchen dringend krisensichere Perspektiven"
„Es folgen schnellstmöglich die Standortverhandlungen, in denen vereinbart werden muss, wie unser Standort seinen festen Platz in Zeiten der Transformation auch für die Zukunftsthemen, wie zum Beispiel Wasserstoff und E-Mobilität, in dieser Welt einnehmen kann. Wir müssen so für die Zukunft aufgestellt werden, dass wir nicht wieder in einigen wenigen Jahren um unsere Arbeitsplätze kämpfen müssen. Das ist unsere gemeinsame Pflicht für die Beschäftigten und für die Menschen in dieser Stadt bzw. in dieser Region!“ sagt Elke Behmer-Geisler, Betriebsratsvorsitzende MAN SZ. Die zweite Wegstrecke werde nun in den folgenden Standortverhandlungen hoffentlich genauso erfolgreich verlaufen. „Wir brauchen dringend krisensichere Perspektiven an diesem Traditionsstandort der MAN, damit auch noch die nachfolgenden Generationen in Salzgitter ausgebildet werden und später ihr Brot verdienen können!“
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