Salzgitter. Mehr Körperverletzungen, mehr Drogendelikte, weniger Diebstähle, fast keine Tötungsdelikte: Die Kriminalstatistik 2020 birgt für Salzgitter Licht und Schatten. Unter dem Strich ist Salzgitter jedoch eine der sichereren Städte in Niedersachsen. Ist also nichts dran am Klischee von Salzghetto? regionalHeute.de hat nachgefragt.
"Außenstehenden" kommen vor allem zwei Dinge in den Sinn, wenn sie an Salzgitter denken: Als Erstes, natürlich, die Stahlwerke. Mit dem zweiten Gedanken kommt dann aber ein weniger rühmliches Klischee: Salzghetto. Salzgitter als sozialer Brennpunkt, Kriminalitätshochburg und "heißes Pflaster". Diesem Klischee erteilt die Kriminalitätsstatistik 2020 der Polizei Salzgitter zumindest teilweise eine Abfuhr: Zwar sind die Straftaten 2019 im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen, im regionalen Vergleich steht Salzgitter allerdings nicht schlecht dar.
Landesweit sogar noch deutlicher: Kommen in Salzgitter auf 100.000 Einwohner 6.074 bekannte Straftaten, sind es landesweit 6.346. Im Bereich der Polizeidirektion Braunschweig, zu der neben Salzgitter auch Braunschweig, Gifhorn, Goslar, Peine, Wolfenbüttel, Wolfsburg und Helmstedt gehören, waren es 5.994.
Im vergangenen Jahr war vor allem bei den Körperverletzungen ein Anstieg zu verzeichnen. Die allgemeinen Körperverletzungen stiegen um 45 Fälle auf 829. Auch auf bei häuslicher Gewalt ging die Kurve nach oben: Registrierte die Polizei 2018 noch 296 Fälle, konnte die Polizei in 2019 373 diesem Bereich zuordnen. Ein Anstieg um fast 26 %. Woher dieser Anstieg kommt, kann die Polizei nicht abschließend erklären. Bei Letzterem vermuten die Ermittler jedoch eine erhöhte Anzeigebereitschaft der Betroffenen.
"Dem Klischee von Salzghetto klar widersprechen!"
Auch in anderen Bereichen stieg die Fallzahl an: So wurden etwa mehr Drogendelikte registriert, die Zahl der Einbrüche stieg auf 121, wovon 54 allerdings über den Versuch nicht hinauskamen. Was der Polizei allerdings besondere Sorge bereite, sei der Anstieg der Gewalt gegenüber Einsatzkräften. Markus Iwa, Leiter des zentralen Kriminaldienstes in der Inspektion Salzgitter/Peine/Wolfenbüttel, sieht Handlungsbedarf in diesem Bereich. Man müsse die Maßnahmen in diesem Bereich noch einmal überprüfen, also auch die Ausbildung und die Prävention. Aber: "Wir werden mit aller entschiedenen Härte gegen Täter vorgehen, die Polizisten im Dienst und im Alltag attackieren."
Der Anteil der Ausländerkriminalität nahm im Vergleich zum Vorjahr zu. Hatten Nichtdeutsche 2018 noch einen Anteil von etwa 30 % an der Gesamtzahl der Straftaten, so waren es 2019 34 %. Flüchtlinge stachen dabei nicht heraus: Ihr Anteil sank sogar leicht von etwa 9 % auf 8 % der Tatverdächtigen.
Trotz steigender Gesamtzahlen verzeichneten die Beamten jedoch in einigen Bereichen einen Rückgang. So sanken die verzeichneten Diebstähle leicht und auch die Raubdelikte gingen von 36 im Jahr 2018 auf 25 in 2019 zurück. Besonders in einem Bereich zeigt sich jedoch eine positive Entwicklung: Lediglich zwei "Verbrechen gegen das Leben", also Tötungsdelikte, wies die Statistik auf.
Dem Argument, dass Verbrechen sich in Salzgitter lokal konzentrierten, erteilt Polizeisprecher im Matthias Pintak im Gespräch mit regionalHeute.de eine klare Absage: "Es gibt keinen Stadtteil, in dem es besonders gefährlich wäre. Wir schauen täglich nach Hotspots und die haben wir nicht." Es gäbe zwar Bereiche, in denen man sich "im Dunkeln als Frau" nicht aufhalten sollte, damit habe aber jede Stadt zu kämpfen. Salzgitter sei da keine Ausnahme.
Es käme zwar vor, dass sich Verbrechen von Zeit zu Zeit ballen würden, das liege allerdings am individuellen Täterverhalten. Beschädige ein einzelner Vandale etwa 20 Autos nacheinander in derselben Straße, so schlüge sich das auch die Statistik nieder. Das sei jedoch die Ausnahme. Dennoch wolle die Polizei in Salzgitter die Gewaltprävention "deutlich verstärken", gerade bei Kinder und Jugendlichen. "Wir müssen verhindern, dass Kinder und Jugendliche Körperverletzung als legitimes Mittel der Auseinandersetzung sehen.", so Markus Iwa.
Eins ist für Polizeisprecher Matthias Pintak jedoch klar, gerade wenn er sich Salzgitter im landesweiten Vergleich ansieht: "Dem Klischee vom Salzghetto möchte ich ganz entschieden widersprechen!"
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