Lärmpause für mehr Inklusion: Rat beschließt "Stille Stunde" in Salzgitter

Der Rat der Stadt hat in seiner vergangenen Sitzung beschlossen, dass auf städtischen Veranstaltungen eine "Stille Stunde" eingeführt werden soll.

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Symbolfoto | Foto: Rudolf Karliczek

Salzgitter. Auf von der Stadt ausgerichteten Veranstaltungen soll es zukünftig eine "Stille Stunde" geben. Mehrheitlich folgte der Rat der Stadt damit in seiner vergangenen Sitzung einem Vorschlag der Ratsgruppe Grüne - Die PARTEI.



In der sogenannten „Stillen Stunde“ sollen Musik und laute Durchsagen ausgestellt und die Beleuchtung gedimmt werden, um eine ruhigere, weniger reizvolle Atmosphäre zu schaffen. Die Stadt soll dieses Konzept zukünftig auf eigenen Veranstaltungen umsetzen. Bei Veranstaltungen, die nicht von der Stadt organisiert werden, soll die Verwaltung mit Veranstaltern und Schaustellern sprechen und auf die Einführung einer „Stillen Stunde“ auf freiwilliger Basis hinwirken. Der Antrag der Ratsgruppe wurde mit 27 Ja-Stimmen, 15 Nein-Stimmen und einer Enthaltung mehrheitlich beschlossen.

Bedeutung für die Inklusion


Die Gruppe begründete ihren Vorschlag damit, dass für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, wie Autismus oder sensorischen Empfindlichkeiten, laute Geräusche und grelles Licht eine erhebliche Belastung darstelle. Weihnachtsmärkte und ähnliche Events seien für sie oft nicht zugänglich, da sie durch die intensiven sensorischen Reize überfordert werden. Mit einer „Stillen Stunde“ würde es diesen Menschen ermöglicht, an gesellschaftlichen Ereignissen teilzunehmen. Die Idee wurde ursprünglich in Neuseeland entwickelt und habe bereits in vielen deutschen Supermärkten Beachtung gefunden. In dieser Zeit werden Musik und laute Durchsagen abgeschaltet, und die Beleuchtung wird reduziert.

Der Verband Autismus Deutschland unterstützte die Initiative und betont, dass sie geringe Kosten verursacht, aber eine große Hilfe für Menschen mit sensorischen Einschränkungen sei. Erste erfolgreiche Beispiele gibt es bereits, wie in Brandenburg an der Havel, wo 2022 eine „Stille Stunde“ auf dem Weihnachtsmarkt eingeführt wurde. Auch Halle an der Saale hat dieses Modell kürzlich übernommen.

Die Einführung einer „Stillen Stunde“ würde einen weiteren Schritt in Richtung Inklusion und Rücksichtnahme auf neurodivergente Menschen darstellen, meint die Gruppe. Sie würde es besonders sensiblen Personen ermöglichen, sich ohne die üblichen Reizüberflutungen an gesellschaftlichen Veranstaltungen zu beteiligen und gleichzeitig das Gemeinschaftsgefühl stärken.