Nach 110 Jahren endlich elektrisches Licht - Uralter Kronleuchter erstrahlt in neuem Glanz

Der neue alte Kronleuchter soll am kommenden Wochenende feierlich eingeweiht werden.

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Pastor Uwe Teichmann und Elektromeister Herbert Lindhofer mit dem alten Kronleuchter in der Kirche.
Pastor Uwe Teichmann und Elektromeister Herbert Lindhofer mit dem alten Kronleuchter in der Kirche. | Foto: Rudolf Karliczek

Salzgitter. Die Szenerie erinnert ein bisschen an "Das Phantom der Oper", als der riesige messingfarbene Lüster sich in der St. Andreas-Kirche in Salzgitter-Lebenstedt erhebt. Und auch wenn der Lüster seine historische Optik behalten hat, wurde er von der Firma Lindhofer Elektrotechnik GmbH nun nach über 110 Jahren seines Bestehens endlich mit elektrischem Licht ausgestattet. Elektromeister Herbert Lindhofer berichtet über das Abenteuer, das alte Relikt in neuem Glanze erstrahlen zu lassen - und das im wahrsten Sinne.


Zwei Wochen haben allein die mechanischen Arbeiten am Messinggestell in Beschlag genommen. "Wir mussten die 44 Kerzen ja alle mit Kabeln versorgen. Wir haben also pro Kerze zwei Löcher von zwei Millimetern bohren müssen, um das ganze zu verbinden", berichtet Lindhofer. Und wo der Leuchter schonmal unten war, hat man sich auch um andere Kleinigkeiten der Konstruktion gekümmert. "In der Tiefe war teilweise uraltes Wachs. Das muss man natürlich erstmal sauber machen." Für Lindhofer sei der Lüster keinesfalls ein alltäglicher Job gewesen: "Wir haben schon viele besondere Sachen gemacht, aber ein Kronleuchter dieser Art, auch in dieser Größe, zirka aus dem Jahr 1909, das ist schon was Schönes. Da freu ich mich drüber!"

Nach dem Zusammenbau begannen die richtigen Probleme


Wie lange das Projekt am Ende vom Anfang bis zum Ende gedauert hat, könne Lindhofer gar nicht beziffern. Die erste Herausforderung war, eine elektrische Kerze zu finden die in den Dimensionen passt, dann sollte sie auch Echtwachs haben und dann kam noch ein Stückchen Elektronik dazu, damit sie flackert wie die echte Kerze." Die Planung sei auch relativ schnell erledigt gewesen und ein Lieferant für die passenden Kerzen gefunden. Doch die erste Lieferung Kerzen war bei Transport komplett zerbrochen. "Zum Glück hatte er noch 44 weitere auf Lager", erzählt Lindhofer erleichtert. "Und wo wir uns auch nochmal Gedanken machen mussten, war das Gewicht. Wir haben die alten Kerzen gewogen und wir haben die neuen Kerzen gewogen. Plus Kabel, plus das was wir angebaut haben, und dann haben wir festgestellt, wir haben keine Gewichtserhöhung. Und das war für uns sehr wichtig, weil wenn der Kronleuchter schwerer geworden wäre, hätte man sich eventuell über die gesamte Statik Gedanken machen müssen. Aber das ist nicht passiert."

"Siehe da, er leuchtet"


Am Ende wurde alles sorgfältig in der Werkstatt zusammengebaut. Die Kabel geschickt hinter einem Messingfarbenen Kunststoffkanal an der Innenseite versteckt und der mehrtägige Testlauf verlief erfolgreich. Der neue elektrische Kronleuchter war komplett. "Komplett heißt an den Dimensionen im Durchmesser, aber jetzt auch durch die Kerzen in der Höhe", setzt Lindhofer an. Denn zerlegen ließ er sich mit der neuen Verkabelung nicht mehr. "Das heißt, wir kommen durch keine Tür. Und dann haben wir festgestellt, der geht auch in keinen Transporter rein", berichtet der Elektromeister. Die Lösung bot schließlich ein spezieller Anhänger, auf dem eigentlich Autos transportiert werden. "Somit brauchten wir den dann nur noch einmal an den beiden Eingangstüren der Kirche zu kippen. Da haben wir ihn dann mit vier Leuten mit sehr viel Gefühl, damit auch keine Kerze irgendwo anstößt, reingetragen." Anschließend folgte nur noch die Aufhängung. "Einschalten und siehe da, er leuchtet!", freut sich der Elektromeister.

"Die Gemeinde lebt"


Große Freude ist auch Uwe Teichmann, dem Pfarrer der St. Andreas-Kirche anzusehen: "Wir haben lange darauf gewartet und wir freuen uns, dass Herr Lindhofer diese handwerkliche Arbeit so gut geleistet hat. Wir sind total stolz!" Gerade auch in Corona-Zeiten sei der Leuchter ein Zeichen, dass die Gemeinde lebt. "Wir zünden ein Licht an. Und Licht hat ja auch in der christlichen Symbolik eine große Bedeutung", meint Teichmann. Am kommenden Sonntag (20. September) soll der Kronleuchter im Rahmen eines Gottesdienstes um 19:30 Uhr feierlich eingeweiht werden.


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