Salzgitter. Im Büro von Chefarzt Dr. Dirk Ehrhardt am Helios Klinikum Salzgitter sitzt Gerti, eine ehemalige Patientin. Sie wollte den Chefarzt der Gastroenterologie wieder besuchen, um ihm kurz über ihren Gesundheitszustand zu berichten. Vor vier Jahren erhielt sie eine Spenderleber. „Für diese geschenkten Jahre bin ich unendlich dankbar“, sagt sie. Das berichtet das Klinikum in einer Pressemitteilung.
Gertis Krankengeschichte begann 1996, als sie die Diagnose einer seltenen Autoimmunerkrankung erhielt: Primär sklerosierende Cholangitis (PSC). „Diese Krankheit führt dazu, dass sich die Gallengänge nach und nach verengen und vernarben“, erklärt Dr. Ehrhardt. Zunächst kommt es zu Gallenstau und Entzündungen in der Leber. Als zusätzliche Komplikation kann sogar Gallengangskrebs entstehen.
Zustand verschlechterte sich
„Ich habe unzählige Stents (Drainagen der Gallenwege) erhalten und war jedes Mal erleichtert, dass das Team hier am Klinikum mich so gut versorgte“, erzählt Gerti. Doch mit der Zeit verschlechterte sich ihr Zustand. „Ich wurde dauerhaft gelb, hatte ständig Fieber und Schüttelfrost. Die Bakterien in meiner Leber konnten nicht mehr abfließen und mein Zustand verschlechterte sich rapide“, beschreibt die Rentnerin die zunehmenden Beschwerden.
Im Jahr 2018 erreichte die Krankheit das Endstadium. „Die Gallengänge waren so stark verengt, dass auch die medizinischen Maßnahmen keine Besserung mehr brachten“, berichtet der Chefarzt und erinnert sich an die Rückschläge, die seine Patientin trotz allem mit einer optimistischen Einstellung bewältigte. „Irgendwann war uns klar, dass keine weiteren Eingriffe mehr helfen würden. Eine Lebertransplantation war unausweichlich.“
"Ich wollte es nicht wahrhaben"
Die Entscheidung für die Transplantation fiel Gerti schwer. „Ich wollte es einfach nicht wahrhaben“, gesteht sie. „Ich fühlte mich doch fit, machte Sport und war aktiv.“ Besonders die wiederholten Eingriffe mit Stents stellten sie und das Team vor große Herausforderungen. Für Dr. Ehrhardt und sein Team war es ein Balanceakt: „Bei einer chronischen Erkrankung wie PSC ist es schwierig, den optimalen Zeitpunkt für eine Transplantation zu bestimmen“, erklärt er. „Wir mussten genau darauf achten, wann sie den größtmöglichen Erfolg verspricht.“
Trotz ihrer gesundheitlichen Probleme blieb Gerti positiv und erfüllte sich kurz vor der Transplantation einen lang gehegten Wunsch: eine Flusskreuzfahrt auf dem Don und der Wolga. „Ich wollte diese Reise unbedingt machen“, erzählt sie lebhaft. „Dank einer sorgfältigen Vorbereitung und Antibiotikatherapie konnte ich mir diesen Traum noch erfüllen.“ Nach ihrer Rückkehr verschlechterte sich ihr Zustand jedoch rapide und die Transplantation wurde zu einem dringenden, lebensrettenden Eingriff. „Am Ende ging es um Wochen, vielleicht Tage“, erzählt sie leise. „Ich erhielt einen Anruf aus dem Transplantationszentrum in Berlin und ab da ging alles sehr schnell. Ohne einen passenden Spender wäre ich heute nicht hier.“
"Ein unschätzbares Geschenk“
„Jede Organspende schenkt Patienten wie Gerti eine neue Chance. Es ist ein unschätzbares Geschenk“, hebt Dr. Ehrhardt die Bedeutung der Organspende hervor. Heute, vier Jahre später, lebt die Salzgitteranerin weitgehend beschwerdefrei. „Es war eine aufreibende Zeit“, erinnert sie sich. „Dank der akribischen Nachsorge hier im Haus schöpfte ich immer wieder neue Kraft. Die Krankheit hat mich über zwei Jahrzehnte begleitet, aber jetzt fühle ich mich wieder gesund. Ohne das Engagement des Teams und die Unterstützung von Anfang an hätte ich es nicht bis zur Transplantation geschafft. Dass ich mein Leben jetzt wieder in vollen Zügen genießen kann, verdanke ich aber in erster Linie einem Menschen, der sich entschieden hat, Organspender zu werden.“