Salzgitter. Eine Spende von 150 Mundschutzmasken an den Suchthilfeverein SuPer-Salzgitter, ein Altenpflegeheim mit akutem Mangel, das diese ablehnt und der Vorwurf, dass der Verein diese so wichtige medizinische Schutzausstattung zurückhalten würde: "Ich habe die Masken die letzten Jahre gebunkert - Jetzt sollten sie benutzt werden", so eine erzürnte Leserin. Die Lösung dieser Misere? Ein schlichtes Missverständnis.
Eine hilfsbereite Bürgerin spendete dem Verein SuPer Salzgitter ein Kontingent an medizinischen Mundschutzen, nicht nur für die tägliche Arbeit des Vereins - Ein Posten von 150 Masken sollte im Irenenstift in Salzgitter landen. Doch da kamen sie nie an. Vor diesem Hintergrund bat uns die Leserin um Aufklärung der Angelegenheit. Immerhin stand der Verdacht im Raum, dass SuPer Salzgitter diese Masken zurückhält. Damit konfrontiert, zeigte sich Vereinsgründer Gianluca Calabrese schockiert: "Ich hatte mit der Pflegedienstleitung gesprochen. Dort wurde mir mitgeteilt, dass die Masken nicht benötigt würden. Wir betreuen aber auch Krebspatienten, die diese Masken liebend gerne nehmen."
Von Selbstbehalt könne laut Calabrese keine Rede sein - Bedarf bestehe immerhin genug: "Der Irenenstift sagte, dass man dort eine eigene Lieferung bekommt - Was ich nicht nachvollziehen kann. Eine Mitarbeiterin hatte noch einen eigenen Aufruf gestartet und um Masken gebeten." Der Verein habe aus den eigenen Beständen bereits einiges verteilen können. Hauptsächlich Handschuhe und Desinfektionsmittel. "Als ob wir uns da jetzt hinstellen würden und uns weigern würden, die Masken rauszugeben", so der Vereinsgründer kopfschüttelnd.
Ablehnung trotz Mangel?
Auf Anfrage unserer Online-Zeitung schildert Silvia Bothe, Pflegedienstleitung im Irenenstift die Situation: "Es ist so, wir kriegen viele selbstgenähte Gesichtsmasken. Wir haben da rund 200 Stück in Auftrag gegeben." Auch Angebote gegen Geld seien bereits eingegangen. Diese selbstgenähten Masken erfüllen zwar keine klinischen Schutzstandards, jedoch wurden auch im Irenenstift die Schutzmaßnahmen hochgefahren: Jegliche Arbeiten am Bewohner finden nur noch mit den selbstgenähten Schutzmasken statt, um die Ausbreitung einer möglicherweise unbekannten Infektion eines Mitarbeiters auf die Bewohner zu verhindern. Klinische Schutzmasken seien jedoch komplette Mangelware, wie Silvia Bothe berichtet: "Wir bestellen sogar schon über Amazon, aber da ist im Moment auch fraglich, ob die kommen. Man plane mit den aktuellen Vorräten der Pflegedienstleitung nur noch über Wochen: "Irgendwann geht das zur Neige. Wann das sein wird, kann man nicht abschätzen."
Ein Missverständnis klärt sich auf
Um so absurder der Gedanke, dass die Einrichtung 150 einwandfreie klinische Schutzmasken einfach ablehnt. Die Erklärung ist jedoch ziemlich einfach: "Wir dachten, bei dem Angebot handele es sich auch um selbstgenähte. Davon haben wir ja genug", erklärt Bothe und freut sich: "Dann tut mir das leid, dann war das ein kommunikatives Missverständnis."
Rückruf bei Gianluca Calabrese - Der fällt aus allen Wolken: "Nun gut, sowas kann wirklich passieren." Wenn der Bedarf bestehe, werde er die Masken noch heute im Irenenstift abliefern - Er besteht. Die Freude bei Silvia Bothe ist groß: "Das ist doch lieb, da freuen wir uns drüber. Bei den Masken gibt es ja nun die größten Lieferschwierigkeiten. Sogar für uns. Weil alles natürlich erst an die Krankenhäuser geht."
Gerüstet für den Ernstfall
Trotz der Lage sei die Situation im Irenenstift laut Bothe insgesamt gut: "Bei uns gehen die Mitarbeiter sehr gut damit um. Der Zusammenhalt ist groß. Wir sind aber auch alle noch recht gelassen. Wir versuchen auch wirklich den Alltag zu leben und keine Panik zu verbreiten. Auch die Bewohner verstehen das sehr gut, wir haben ja viele recht fitte Bewohner." Die Pflegedienstleiterin schlussfolgert: "Ich bin ganz stolz auf das Team."
Eine gewisse Angst vor Corona bestimme jedoch jeden Tag mit: "Wir sind einfach nur froh über jeden Tag den wir 'clean' sind", so Bothe. Das Heim halte ein kleines Kontingent an FFP2-Schutzmasken vor, die für den Fall einer Coronainfektion tatsächlich vor dem Virus schützen können. Jedoch bleibe dieser allein aufgrund seines Seltenheitswertes vorbehalten für einen Ernstfall, der hoffentlich nie eintreten wird.
Aktualisiert: Die Masken wurden am frühen Nachmittag an den Irenenstift ausgeliefert.