Salzgitter. Der Salzgitter-Konzern hat im ersten Halbjahr 2025 deutliche Einbußen hinnehmen müssen und ein Vorsteuerergebnis von minus 83,8 Millionen Euro ausgewiesen. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von 11,5 Millionen Euro erzielt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) halbierte sich nahezu – von 233,6 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2024 auf nun 116,8 Millionen Euro. Das geht aus einer Mitteilung des Konzerns hervor.
Hauptgründe für den Einbruch seien nach Unternehmensangaben schwierige politische Rahmenbedingungen, eine schwache Konjunktur und Verluste in den Bereichen Stahlerzeugung und Stahlverarbeitung. Hinzu würden hohe Belastungen aus der Bewertung von Derivatepositionen in Höhe von knapp 80 Millionen Euro sowie Wertminderungen im Zusammenhang mit geplanten Portfolio-Bereinigungen kommen.
Schwieriges Umfeld belastet Stahlgeschäft
Während der Konzernumsatz im ersten Halbjahr von 5,2 Milliarden auf 4,7 Milliarden Euro sank, hätten der Geschäftsbereich Technologie und die Beteiligung an der Aurubis AG deutliche positive Beiträge geliefert. Der Handel habe sich dank Kostensenkungen leicht ins Plus drehen können. Unter dem Strich stehe jedoch ein Nachsteuerergebnis von minus 88,9 Millionen Euro – das entspreche einem Verlust je Aktie von 1,68 Euro, heißt es weiter.
Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG ordnet die aktuelle Situation ein: „In einem extrem schwierigen geopolitischen Umfeld setzen wir auf drei Faktoren: Erstens sorgen wir weiterhin für ein konsequentes Kosten- und Performance-Management. Wir haben in den vergangenen Monaten schon viel erreicht, aber unser Anspruch ist, alle Potenziale in allen Teilen des Unternehmens vollständig auszuschöpfen. Zweitens schlagen wir eine vernünftige und verlässliche Brücke in Richtung Dekarbonisierung. Während andere lieber nostalgisch in den Rückspiegel schauen, blicken wir mit SALCOS® technologisch nach vorn. Die Modularität von SALCOS® erlaubt es uns, auch in einem angespannten Marktumfeld zur richtigen Zeit die richtigen Investitionsentscheidungen zu treffen. Drittens sagen wir der Politik derzeit sehr klar, was passiert, wenn Deutschland keine resiliente Stahlindustrie mehr hat. Die Auswirkungen gehen weit über Leitindustrien wie Automobil und die Baubranche hinaus. Die Politik hat selbst die Themen Verteidigung und Infrastruktur klar adressiert. Deshalb ist jetzt der Moment gekommen, innovationsstarken Stahl aus heimischer Produktion durch die Einführung eines neuen, effektiven handelspolitischen Instruments zu sichern.“
Sparprogramm P28 zeigt erste Erfolge
Finanzvorständin Birgit Potrafki ergänzt: „Die Ergebnisse des ersten Halbjahres der Geschäftsbereiche Stahlerzeugung, Stahlverarbeitung und Handel sind unbefriedigend und in dieser Form langfristig nicht tragbar. Daher setzen wir die internen Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung und Liquiditätssicherung konsequent um, mit bereits sichtbaren Resultaten. Im Rahmen unseres Performance-Programms P28 haben wir im ersten Halbjahr einen zusätzlichen Ergebniseffekt von 48 Mio. € generiert. Infolge der Maßnahmen zur Liquiditätssicherung entwickelte sich die Nettofinanzverschuldung deutlich besser als ursprünglich antizipiert und sollte – ungeachtet der Rekordinvestitionen in die Transformation – zum Jahresende spürbar unter den im ersten Quartal prognostizierten 1,5 Mrd. € auskommen. Die eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen entfalten insbesondere im Geschäftsbereich Handel erste positive Effekte. Nicht zuletzt treiben wir unser aktives Portfolio-Management – zuletzt mit dem Verkauf der DESMA Schuhmaschinen GmbH – weiter voran.“
Für das Gesamtjahr 2025 rechnet der Konzern mit einem Umsatz zwischen 9,0 und 9,5 Milliarden Euro und einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zwischen 300 und 400 Millionen Euro. Beim Vorsteuerergebnis werde ein Wert zwischen minus 100 Millionen und null Euro erwartet – die Gefahr weiterer Verluste sei also noch nicht gebannt.